Pommes Currywurst bei Dieks Pommes Currywurst bei Dieks
Foto: Peter Leßmann

Draußen

Kaffee, Curry, Uwe.

Rot-weiß. Das Farbmotto von Dieks Kaffee & Curry fasst auch so manche Bestellung zusammen. Die Tische sind rot-weiß, das Logo ist rot-weiß, die Fritten-Sauce ist es und ja, sogar das Mett auf den Brötchen spielt mit. Auch ist die Farbkombi ein Erkennungszeichen von weitem. Wo treffen wir uns auf dem Markt? Bei Uwe. Dieks. Wo das ist? Gegenüber dem Marktcafé: rot-weiß! 

Mettbrötchen von Dieks Foto: Peter Leßmann
Westfälisches Wochenmarkt-Frühstück – Mett darf dabei auf keinen Fall fehlen!

Bald zehn Jahre ist Uwe mit seinem Stand hier selbstständig und damit sesshaft geworden. Für ihn selbst ist das ein fast überraschendes Phänomen, denn der Mann ist im besten Sinne umtriebig. Die Liste der gastronomischen Betriebe, in denen er schon gearbeitet hat, ist lang und schillernd: etwa Odeon (hach, wer erinnert sich?), Jovel (das alte natürlich), Extrablatt, Marktcafé und Pier House am Hafen ... um nur ein paar zu nennen. Vom Barkeeper, Kellner und Türsteher bis hin zum Betriebsleiter und Geschäftsführer war auch so ziemlich jede Position dabei. Weniger erfolgreich war leider die eigentlich geniale Idee, in den Titus Flagship Store im ehemaligen Apollo-Kino am Marienplatz ein eigenes Café, das CUPZ, zu integrieren – das war Anfang der 2000er Jahre und Münster war wohl noch nicht reif für die Concept Store Skills. Die Café-Idee scheiterte, das von Dieks investierte Kapital war in den Sand gesetzt. (Fun Fact dieser Arie: Für den späteren Umbau der Caféidee zum „Powerhausen Snowboardstore“ war ein Tischler namens Mario Joka beauftragt und während Uwe und er am Boden liegend die Fußleisten „ankloppten“, sinnierten sie über Kaffee und Qualität und Marios Idee, eine eigene Rösterei zu betreiben: ja genau, der Mario Joka, der damals noch Tischler war und heute die erfolgreichen Roestbars betreibt. Münster hat viele Talente!) Das Café im Titus Store „war es also nicht“ und das gesparte Kleingeld versickerte in dieser Idee. Aber Uwe wäre nicht Uwe und Titus nicht Titus, wenn nicht hier auch eine Lösung gefunden worden wäre: Dieks stieg in den Vertrieb der Titus Logistics ein, sechs Jahre lang powerte er dort. Wann immer er übrigens nicht für die verschiedensten Jobs in Münster oder anderswo aktiv war, nutzte er im Winter die Chance für einen Perspektivwechsel: als Snowboardlehrer oder Hüttenbetreiber in den schönsten Skigebieten. Flexibel muss man sein! Und kommunikativ. Dann läuft’s. Über den eben erwähnten Roestbar-Freund Joka landete Uwe dann 2006 auch erstmals auf dem Wochenmarkt: um Kaffeebohnen zu verkaufen. Hier lernte er nicht nur das Marktleben lieben, sondern traf auch seine heutige Frau Nicola wieder. Man kannte sich, jetzt funkte es.

Uwe Dieks Foto: Peter Leßmann
Ein umtriebiger Kerl, der durch seine Marktleidenschaft „sesshaft“ geworden ist.
Dieks Kaffee & Curry Schürze Foto: Peter Leßmann
Frühstück bei Dieks Foto: Peter Leßmann
Es gibt nicht nur „lecker Frühstück“, sondern auch „immer was zu gucken“ bei Dieks.

Und nun schritt das Sesshaftwerden rasant voran: Gut ein Jahr lang betrieb er nach der Roestbar-Marktbude den Marktcafé Express an seinem jetzigen Standort gegenüber der alten Postschalterhalle, 2009 wurde aus diesem Engagement dann die Selbstständigkeit. Dieks Kaffee & Curry. Als „schwellenarm und klassenlos“ bezeichnet Uwe Dieks das Wochenmarkttreiben und auch den Reiz der Begegnungen rund um seinen Stand. Egal ob Chef eines börsennotierten Unternehmens oder alte Russin mit Kippe im Mundwinkel, ob typische Münstergesichter oder Gäste der Stadt: Bei Uwe findet Begegnung statt. Dafür sorgt er auch aktiv mit allen Skills, die auch einen guten Wirt auszeichnen. Während Mettbrötchen geschmiert und Currywürste gebraten, Espressi gekocht und Fritten gereicht werden, hat Uwe den Überblick, springt hier ein, packt dort an und plaudert natürlich auch mit den vielen Stammkunden, die die Atmosphäre im Karree der zwei Wagen und dazwischen gebauten Zeltkonstruktionen lieben. Das kulinarische Angebot ist so einfach wie gut: westfälisches Frühstück, zusammengetragen auf dem Wochenmarkt. Käse-, Schinken- oder Mettbrötchen, Croissants, Kaffeespezialitäten aus Bohnen der Roestbar (klar, oder?), Fritten und Currywurst, bevorzugt als „Menü“. So einfach ist das. Der Ton ist locker. Da muss sich die erste Currywurstkundin – im feinen Mantel und mit Perlenohrringen – morgens um 11 Uhr beim Rüberreichen der Ware schon auch mal die Frage gefallen lassen, „ob das nun noch Frühstück oder schon Mittagessen“ sei. Sie nimmt’s gelassen und schmunzelt wissend. 

„Der Wochenmarkt ist schwellenarm und klassenlos. Das mag ich.“ Uwe Dieks
Gruppe steht am Dieks Marktstand Foto: Peter Leßmann
Social Network analog – Stammgäste lieben es, mit Uwe zu plaudern.
Foto: Peter Leßmann
Tim Eberhardt (rechts) hat übrigens seine Edelstahl- Pommesgabel immer griffbereit im Portemonnaie. Nachhaltig! (Falls Ihnen diese Idee gefällt: Bei Kösters Wohnkultur am Prinzipalmarkt werden Sie fündig!)

Für Uwe Dieks selbst ist um 11 Uhr schon der halbe Tag vorbei. Seine Marktschicht beginnt jeweils am Vortag mit dem Aufbau. Wer dienstags oder freitags gegen 18 Uhr am Domplatz vorbeiradelt, sieht ihn klappern, stellen, schrauben. Wasser, Strom, Abwasser, alles muss laufen und da Uwe ein Selbermacher ist, lässt er sich diese Arbeit auch nicht abnehmen, fährt die Wagen aus den Garagen an ihren Platz, schiebt und stellt und wartet die Maschinen in aller Ruhe, bis der Stand parat für den Markttag ist. Der wiederum beginnt für Dieks morgens um 3 Uhr, wenn er sich in seinem Steinfurter Zuhause aus den Federn schwingt. Einen Wecker braucht er nicht: innere Uhr. Markttag. Es geht los! Um 6 Uhr muss alles stehen für das klassisch westfälische Frühstück, das diesen Namen auch verdient: Backwaren stammen vom Marktkollegen Uekötter, die Milch von Bauer Große Kintrup, die Würste von Bernd Holtstiege, der noch mit „Respekt zum Viech“ arbeitet, Uwe Dieks ist regelmäßig bei ihm im Stall und überzeugt sich davon. Die Nähe und das Vertrauensverhältnis zu Kollegen, Lieferanten und Markt-Nachbarn sind Uwe wichtig. 

Kaffeetassen bei Dieks Foto: Peter Leßmann

Sein Kaffeewagen ist ein ehemaliger Metzgerwagen, die Hakenleiste im Inneren erzählt Geschichten der Vergangenheit. Ausgestattet ist er heute mit Flohmarktfunden, sie zu studieren verkürzt die Wartezeit, wenn gerade mal wieder „eine Busladung an Gästen“ eine Art „Warteschlangen-Flashmob“ probt. Egal, dann dauert es halt kurz, dabei wird kreuz und quer geplaudert. Uwes früherer Wagen steht übrigens inzwischen bei Götterspeisen in der Domnische, direkt neben dem Kaffeestand von Wolle und Moritz, mit denen Uwe ebenfalls befreundet ist. Der Wochenmarkt funktioniert eben wie eine große Familie, das spürt, wer die Marktbetreiber miteinander beobachtet. Bis 14.30 Uhr gibt es Kaffee & Curry, danach wird noch abgebaut und alles wieder gesäubert, im Lager geparkt und verstaut. Der Arbeitstag endet um 19 Uhr, dann hat Uwe 16 Stunden auf dem Buckel. Macht nichts. Übrigens ohne richtigen Urlaub, Uwe hat noch nicht mal ein halbes Dutzend Schichten in den zehn Jahren ausgelassen, war so lange auch nicht mehr im Ausland. „Ich brauch das nicht!“, gibt er freimütig zu, seine Kraftquellen liegen in der Patchworkfamilie mit den Töchtern Leslie, Daisy und Stella, mit Ehefrau Nicola und dem gemeinsamen Sohn Emilian – als Großfamilie bewohnen sie in drei Generationen eine historische Immobilie aus dem 13. bis 16. Jahrhundert in Burgsteinfurt, so schön, die Fahrt hier heraus, sie lohnt sich. Grün zum Durchatmen gibt es in der Natur auch an Dieks Wersehäuschen, wo Standteile lagern und Stille lockt. Bis zur nächsten Marktschicht, auf die sich der leidenschaftliche Gastronom ein jedes Mal aufs Neue freut.

Kaffeekanne bei Dieks am Markt Foto: Peter Leßmann

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