Draußen
Westfälisch trifft mediterran: Götterspeisen von Helmut Peinemann
Mit drei Tischen fing Helmut Peinemanns mobile Marktküche vor etwa 13 Jahren an. Ein Freund betrieb den Korbstand in der Domnische und rückte zur Seite, sodass die Götterspeisen das Speisen der Götter (= Gäste) starten konnten. Reiseverkehrskaufmann hat der heute 63-Jährige zwar irgendwann in grauer Vorzeit gelernt, diesen Job aber nie ausgeübt und den größten Teil seiner Berufstätigkeit, etwa seit er 30 Jahre alt ist, hat er in der Gastronomie seine Brötchen verdient. In den vielen Jahren in ganz verschiedenen Hotels und Restaurants gab es 'ne Menge zu lernen. „Richtige Nobelschuppen waren dabei“, erzählt Helmut. „Ich dachte mir nämlich: wenn, dann richtig!“. Das erste eigene Projekt startete er schließlich in Essen: Mit Ambrosia (benannt nach einer Pflanze, die laut griechischer Mythologie Götter unsterblich macht – aha, die Götter, schon damals!) entwickelte Helmut ein Crossover-Konzept aus Handel (von Bio-Gemüse & Co.) und Gastronomie. Das war zu Beginn des neuen Jahrtausends, „fühlte sich aber nicht optimal an“, so Helmut: „Ein Händler bin ich einfach nicht!“. Nach drei Jahren schloss er das „Ambrosia“ wieder.
Während er zwischenzeitlich einige Jahre lang ein erkranktes Familienmitglied zuhause pflegte, formte sich sein Wunsch, zukünftig mobil zu kochen. Bodenständig, reel. Mit Twist. Nachdem er viele Jahre asiatisch, indisch, orientalisch experimentiert, kreiert und gekocht hatte, schwebte ihm nun ein westfälisch-mediterranes Crossover vor, das auch ein gewisses Lebensgefühl aus Spaß und Genuss mit den Speisen zu den Gästen transportiert. Überzeugende Mischung! Ob er daher so viele Stammkunden hat? Die sich jeden Mittwoch und/ oder Samstag entspannt auf ihre mit Liebe, Erfahrung und einer gewissen Engelsgeduld zubereiteten Speisen freuen? „Eine gewisse Leichtigkeit ist mir wichtig“, erzählt Helmut, „die Gerichte dürfen einfach und gut sein, einfach gut eben.“ Frische steht dabei für Helmut an erster Stelle. „Für Vorratshaltung bin ich kein Typ“, gibt er zu: Eingekauft wird für jeden Markttag neu – das Gerüst für seine Kompositionen hat er im Kopf, wenn er die ländlichen Betriebe seiner Gemüse- und Kartoffelbauern, seine vertrauten Fleisch- und Fischlieferanten ansteuert. Für den Markt am Mittwoch etwa beginnt nach diesem Einkauf am Dienstag gegen 17 Uhr „das große Schnippeln“. Und das dauert ein paar Stunden, obwohl der überwiegende Teil des Kochens am Markttag auf dem Domplatz selbst stattfindet. Echte Fleisch- und Gemüsebrühen, der Grundstock für seine legendäre Bouillabaisse und die Basis für die Minestrone: Die dürfen schon auf dem heimischen Herd in Wallung kommen. Es duftet himmlisch am Dienstagabend in Helmuts Küche in Borken und mehr als fünf Stunden Schlaf sind nicht drin, bis es um 4 Uhr in der Früh weitergeht, auf zum Wochenmarkt in Münster. Erst als einer der letzten Marktbeschicker dürfen die Götterspeisen dort einparken – die Reihenfolge ist streng geregelt und Millimeterarbeit.
Und dann wird von 7.30 Uhr bis 11.30 Uhr vor Ort der Kochlöffel geschwungen: „Auf Convenience-Produkte habe ich echt keine Lust“, winkt Helmut ab. Der Luxus anspruchsvoller Küche beginnt für ihn mit der Frische der Zutaten und Zubereitung. Dazu gehört auch, dass er die Speisen später „Schmeckt göttlich!“ hauchte ein Gast kürzlich, als wir hier recherchierten. Klar! Sind ja auch Götterspeisen ... „vom Feuer“ und nicht aus Warmhaltegerätschaften, Chafing Dishes oder Bain Maries und Co. auf die Teller schöpft. „Ich arbeite in der Tradition der Gar- und Straßenküchen“, erläutert der leidenschaftliche Koch, der eigentlich keiner ist. „Dazu gehört es auch, dass ich mich bemühe, immer den einen Touch mehr zu geben und durch kleine Gesten das Ganze familiär abzurunden.“ „So, wie es vielleicht die gastfreundliche Oma unserer Familie machen würde“, denken wir und ja, das ist das Gefühl bei den Götterspeisen. Und es ist ein gutes.