Draußen
Feinkost-Pate Patrick Woltering
Um es vorweg zu nehmen: „Der Pate“ kommt schlichtweg vom Vornamen „Patrick“, und dieser Spitzname hat sich in Patrick Wolterings Freundeskreis schon seit ewigen Zeiten festgesetzt. Manchmal sind es eben die einfachen Dinge, die sich aus gutem Grund und auf Dauer etablieren. Der Weg vom Paten zum Feinkost-Paten indes war bei Patrick Woltering etwas länger und wechselvoller. Denn eigentlich ist der Steinfurter beruflich für die technische Planung von Großveranstaltungen unterwegs und jahrelang im Einsatz gewesen. Manch einer erinnert sich vielleicht noch an den Besuch des Dalai Lama zum 350-Jahr- Jubiläum des Westfälischen Friedens – XXL-Events wie dieses waren damals die übliche berufliche Herausforderung für Patrick Woltering. Die Technik der Köln-Arena, besetzt mit 15.000 Menschen, in allen Details bespielen? Woltering behielt ruhig Blut. Das war auch wichtig damals. Genauso wie die Bereitschaft zu reisen. Unterwegs zu sein, selten daheim. Flexibilität zahlte sich aus in Wolterings Berufsleben: Von der strategischen Planung im Kampfmittelräumdienst über Marketing und Werbung bis zum vielschichtigen Shopaufbau eines Düsseldorfer Schmuckunternehmens: alles schön und gut. Aber viel zu häufig spielten sich die Aufgaben fern der Heimat ab. Das passte dem Paten nicht. Er wollte dabei sein, wenn Freunde heiraten. Wollte zur Stelle sein, wenn er in der Heimat gebraucht wurde. Wenn es etwas zu feiern, zu helfen, zu tun gab.
Also sattelte er um und entwickelte aus seiner Leidenschaft für Lebensmittel eine neue Berufung für den Alltag. Der Genießer durch und durch konzipierte ein Feinkostkonzept mit selbstzubereiteten Antipasti, angeboten auf kleinen Märkten der Region. „Der Feinkost-Pate 1.0“ sozusagen. Köstlichkeiten, mit Liebe vor- und zubereitet und angeboten. Die Menschen mochten es. Und ihn. Das war 2017. Als sich dann die Möglichkeit ergab, auf Münsters Wochenmarkt einen Standplatz zu ergattern, griff Woltering zu und begann, herrliche Burger (die gab es hier noch nicht) für hungrige Mäuler aufzustapeln. Aus seinem Mini-Foodtruck, immer blitzblank, auf kleinstem Raum perfekt eingerichtet und millimetergenau genutzt, reichte er in Seelenruhe aufgeschichtete Beefburger und deren vegetarische und vegane Brüder und Schwestern. Fast andächtig wirkte die Zubereitung, für die sich der Autodidakt Zeit nahm. „Slowfood?“ scherzte manch einer der Wartenden im Stillen. Aber: Gut Ding will eben Weile haben. Und wer Lebensmittel verehrt, der behandelt sie achtsam.
Mit der Pandemie musste auch Woltering umdenken. Ein filigraner Burgerturm wird „to go“ oder gar „eingetuppert für zuhause“ nicht gerade besser. So schwenkte der Feinkost-Pate ein wenig um und entwickelte handlichere Speisen für seine vielen Stammkundinnen und Stammkunden, die ihn neben der Domtür vom Paradies, unweit von Kaffee & Feinkost Wolle & Moritz, besuchten. Sechs bis sieben Speisen gibt es jetzt jeden Mittwoch und Samstag, immer auch mit fleischloser Alternative, häufig auch in veganer Variante. Grünkohl und Eintopf, Gulasch und Sandwiches – Patrick Woltering hat schon immer gerne gekocht, und neue Kreationen werden noch heute ausgiebig im Bekanntenkreis ausgetestet, bevor sie es auf seine Kreidetafel und in seine Töpfe auf dem Wochenmarkt schaffen. Lecker sollen sie sein. Also richtig, richtig, richtig lecker.
„Ich liebe Lebensmittel!“ Ruhig, besonnen, genießerisch: Patrick Woltering.
Vier Wetter-Apps checkt Patrick Woltering, bevor er Mengen und Speisenauswahl für die Markttage festzurrt. „20 Grad Celsius sind für mich und mein Foodangebot optimal – nicht zu heiß, nicht zu kalt!“, schmunzelt der sympathische Gastgeber, ein ruhiger Typ, der immer hochkonzentriert wirkt. Das Wetter im September könnte also ziemlich perfekt werden für seine Gourmet-Sandwiches mit Roastbeef, Röstzwiebeln und hausgemachter Marinade und auch für den veganen Süßkartoffeleintopf, der zu den aktuellen „Rennern“ von der Karte gehört.
Auch wenn das Gros der Kundinnen und Kunden sich zwischen 11.30 und 14 Uhr zum Mittagessen beim Feinkost-Paten einfindet, ein paar Feinschmecker klopfen immer auch schon früh um Neun an und ergattern ihre Portionen bewusst unerhitzt zum Mitnehmen nach Hause. Sie alle teilen Patricks Wolterings Liebe zu Lebensmitteln, seine Wertschätzung für jeden feinen Zwiebelring, jedes Kraut und jeden Krümel.