Architektur
historischer
Rhenus-Kran
Aus der Hafenkulisse Münsters ist er nicht mehr wegzudenken: Der mächtige, alte Kran, der vor dem Wolfgang Borchert Theater direkt am Wasser thront und die Hafenmeile mit all ihren Restaurants stets im Blick zu haben scheint. Von Frühjahr bis Herbst 2022 jedoch sah die Szenerie an der Südseite des Stadthafens etwas anders aus: Der Kran wurde um einige Meter in Richtung Kanal verschoben und trug ein neues Kleid – in Form eines Baugerüstes. Der Kran wurde wieder schick gemacht: Die Stadtwerke sanierten ihn im Auftrag der Stadt Münster.
„Der Kran soll als hafentypisches Objekt erhalten bleiben. Er steht zwar nicht offiziell unter Denkmalschutz, aber er ist doch ein wichtiges Industriedenkmal von Münsters Hafen“, so Florian Adler von den Stadtwerken, die Eigentümer des Krans sind. Der Hafen ist bekannt und beliebt für seinen wilden Mix aus historischen Gebäuden wie dem Hill- und dem Flechtheim-Speicher (entstanden um 1900) und modernen Gebäuden wie den schicken Büros im H7. Deswegen war es der Stadt Münster ein Bedürfnis, durch die Sanierung DAS typische Hafenobjekt schlechthin zu erhalten – trägt der Kran doch einen beträchtlichen Teil zum Industriecharme des Hafenviertels bei.
Dass der Kran so langsam einen neuen Anstrich vertragen konnte, ist keine Überraschung: Ganze 60 Jahre steht er schon an seinem Platz am Hafen, 1962 gebaut von der Firma Rhenus. Diese betrieb dort bis 2007 einen Kornspeicher, und ihr verdankt der Kran auch seinen Spitznamen: Der Rhenus-Kran – der in aktiven Zeiten bis zu zehn Tonnen heben konnte, wie das alte Typenschild verrät. Münster fungierte damals hauptsächlich als Importhafen, und der Rhenus-Kran war dafür zuständig, die ankommenden Schiffe zu entladen. Zwischen den Kranbeinen konnten Züge hindurchfahren, sodass die Importgüter – neben Getreide auch verschiedene Baustoffe – direkt in wartende Eisenbahnwaggons geladen werden konnten. Und auch der alte Kohlespeicher im Rundbunker am Hafenkopf, der inzwischen von den Stadtwerken als Fernwärmespeicher genutzt wird, bekam seine Kohle durch die fleißige Arbeit des Krans geliefert. Seit der Rhenus-Speicher vor 15 Jahren geschlossen wurde, steht der Kran still. Aber obwohl er heute keine notwendigen Aufgaben mehr zu erfüllen hat, will man sich nicht von ihm verabschieden.
Der wohl wichtigste Teil der Sanierung im Sommer 2022 war die neue Lackierung, so Florian Adler von den Stadtwerken, die Stahlkonstruktion habe immerhin schon 60 Jahre auf dem Buckel. Der Lack wurde per Hand und Pinsel aufgetragen und schützt das Wahrzeichen nun vor Wind und Wetter. Ein paar Reparaturarbeiten wurden während der Sanierungsarbeiten ebenfalls durchgeführt. Aus Platzgründen wurde der Kran dafür um einige Meter stadtauswärts verschoben. Umso praktischer, weil das Wolfgang Borchert Theater dort im Hafenbecken in den Sommermonaten seine Wasserbühne aufgebaut hatte. Nach Abschluss der Sanierung kam der Kran aber wieder zurück an seinen Stammplatz am Flechtheimspeicer, bewegt wurde er mit Maschinenkraft. Zwar steht er auf Schienen und konnte früher selbst fahren, aber die dafür notwendige Motorentechnik ist nicht mehr funktionsfähig. Der Kran bleibt also still – kein Problem für uns! So kann er noch lange, lange Zeit an Ort und Stelle bleiben und seiner heutigen Aufgabe nachgehen: Der Hafenszenerie ihren unverwechselbaren Flair zu verleihen.