Die Kommissare Boerne und Thiel Die Kommissare Boerne und Thiel
Foto: WDR/Markus Tedeskino

Kunst & Kultur

Münsters Buddy-Komödie

Der Münster-„Tatort“ ist der mit Abstand erfolgreichste. Woran liegt das? Alexander Bickel: Aus meiner Sicht hat der Erfolg wesentlich damit zu tun, dass zwei Dinge aufeinandertreffen: ein mit anarchischem Humor aufgeladener Krimi und eine Stadt, die nach allem, was man liest, hört und selbst weiß, zu den lebenswertesten in Deutschland zählt. So einfach ist das Rezept. Hinzu kommen wertvolle Zutaten wie eine großartige Besetzung und spannende Geschichten. Sophie Seitz: Unseren Tatort zeichnet die Balance zwischen Humor und Krimi aus. Münster hat von beidem etwas: Man kann gespannt sein und auf dem Weg zum Mörder durchaus mal lachen. Wir nehmen nicht alles so ernst, wie es zuweilen in der echten Welt passiert.

Sophie Seitz Foto: WDR/Eva Milbrandt
SOPHIE SEITZ (*1971) studierte Kunstgeschichte, Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft und Philosophie in Köln. Sie absolvierte ein Programm-Volontariat beim WDR und arbeitete als freie Journalistin und TV-Autorin. Im Anschluss wurde sie Redakteurin im WDR. Seit 2010 ist Sophie Seitz dort in der Abteilung Fernsehfilm, Kino und Serie als Redakteurin und Dramaturgin tätig. 2019 übernahm sie den Tatort aus Münster.
Alexander Bickel Foto: WDR/Annika Fußwinkel
ALEXANDER BICKEL (*1969) studierte Geschichte, Kunstgeschichte und Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft in Köln und Newcastle upon Tyne sowie Theater-, Film- und Fernsehkritik in München. Im Jahr 2000 kam er zum Fernsehspiel des ZDF nach Mainz und war dort bis 2019 in erster Linie für fiktionale Produktionen verantwortlich, zuletzt als stellvertretender Leiter im Bereich Fernsehfilm/ Serie. Alexander Bickel leitet seit 2019 den Programmbereich Fernsehfilm, Kino und Serie im WDR.

Der Münster-Tatort ist der mit Abstand erfolgreichste. Woran liegt das?

Alexander Bickel: Aus meiner Sicht hat der Erfolg wesentlich damit zu tun, dass zwei Dinge aufeinandertreffen: ein mit anarchischem Humor aufgeladener Krimi und eine Stadt, die nach allem, was man liest, hört und selbst weiß, zu den lebenswertesten in Deutschland zählt. So einfach ist das Rezept. Hinzu kommen wertvolle Zutaten wie eine großartige Besetzung und spannende Geschichten. 

Sophie Seitz: Unseren "Tatort" zeichnet die Balance zwischen Humor und Krimi aus. Münster hat von beidem etwas: Man kann gespannt sein und auf dem Weg zum Mörder durchaus mal lachen. Wir nehmen nicht alles so ernst, wie es zuweilen in der echten Welt passiert.

Team vom Münster Tatort Foto: WDR/Martin Valentin Menke

Manche behaupten, der Tatort sei vor allem wegen der ausnahmslos besonderen Figuren beliebt. 

Bickel: Das ist auch unsere Wahrnehmung. An ihnen haben die Fans ihren Spaß, zumal es eben keine reinen Krimifiguren sind. Mit ihren jeweiligen Besonderheiten verhandeln sie klassische Themen. Weil Thiel und Boerne in ihrer Gegensätzlichkeit komplementäre Charaktere sind, wird das Ganze universell. Unser Münster-Team macht Dinge möglich, die woanders nicht möglich sind.

Seitz: Der Münster-Tatort ist eigentlich eine Buddy-Komödie. Thiel und Boerne sind ein Team, das sich braucht, sich aber nicht mag – so wie Walter Matthau und Jack Lemmon in ihren Filmen. Durch gegensätzliche Figuren, die wie Thiel und Boerne als ungleiches Paar auftreten, entsteht Humor. 

Bickel: Sie können nicht ohneeinander und nicht miteinander. Das ist immer wieder komisch, aus dieser Kombination lässt sich erzählerisch viel Honig saugen.

Seitz: Thiel und Boerne werden außerdem von einem wunderbaren Ensemble getragen und gefördert. Was würden wir ohne Silke Haller tun, ohne Staatsanwältin Wilhelmine Klemm und den Vaddern? Oder Mirko Schrader, den neuen Assistenten, der Nadeshda Krusenstern abgelöst hat? Trotz der beiden Hauptfiguren ist der Münster-Tatort eindeutig ein Ensemble-Stück. Alle Figuren sind Originale, die sowohl den Humor als auch den Krimi befeuern.

Mit dem Erfolg ist eine Erwartungshaltung des Publikums verbunden.

Bickel: Ja, wobei unser Qualitätsanspruch überall gleich hoch ist, auch über den Tatort hinaus. Wir, die Produzenten und die Akteure vor und hinter der Kamera geben ihr jeweils Bestes. Speziell beim Münster-Tatort ist es interessant zu erfahren, wie die riesige Fangemeinde auf eine Geschichte reagiert, an der man eine ganze Weile geknobelt hat. Schließlich erreichen wir Quoten, wie es sie im Fernsehen sonst nur noch bei Länderspielen gibt. Sie verantworten den Tatort beim WDR. Was gehört zu Ihren Aufgaben? 

Seitz: Von der Idee über die Auswahl der Regie, die Besetzung der Gastrollen bis hin zur Abnahme begleite ich alles, was den Film am Ende ausmacht. Mein Hauptpartner ist der Produzent, bis zum Beginn der Dreharbeiten liegt der Fokus auf der Entwicklung des Buches.

Bickel: Ich sehe im gesamten fiktionalen Programm des WDR, wenn Sie so wollen, nach dem Rechten. Zum Beispiel dürfen sich die Themen bei den Tatorten aus Münster, Köln und Dortmund ebenso wie die Besetzungen nicht doppeln. Und ich habe das Privileg, nach dem Produktionsteam als Erster zu erleben, wie ein neuer Tatort geworden ist.

Seitz: Letztlich berät Alexander Bickel uns in allen kritischen Fragen. Zusammen achten wir darauf, dass wir uns nicht auf dem Ruhm ausruhen, sondern den Tatort weiterentwickeln.

Manche behaupten, der Tatort sei vor allem wegen der ausnahmslos besonderen Figuren beliebt.

Bickel: Das ist auch unsere Wahrnehmung. An ihnen haben die Fans ihren Spaß, zumal es eben keine reinen Krimifiguren sind. Mit ihren jeweiligen Besonderheiten verhandeln sie klassische Themen. Weil Thiel und Boerne in ihrer Gegensätzlichkeit komplementäre Charaktere sind, wird das Ganze universell. Unser Münster-Team macht Dinge möglich, die woanders nicht möglich sind.

Seitz: Der Münster-Tatort ist eigentlich eine Buddy-Komödie. Thiel und Boerne sind ein Team, das sich braucht, sich aber nicht mag – so wie Walter Matthau und Jack Lemmon in ihren Filmen. Durch gegensätzliche Figuren, die wie Thiel und Boerne als ungleiches Paar auftreten, entsteht Humor. Bickel: Sie können nicht ohneeinander und nicht miteinander. Das ist immer wieder komisch, aus dieser Kombination lässt sich erzählerisch viel Honig saugen. Seitz: Thiel und Boerne werden außerdem von einem wunderbaren Ensemble getragen und gefördert. Was würden wir ohne Silke Haller tun, ohne Staatsanwältin Wilhelmine Klemm und den Vaddern? Oder Mirko Schrader, den neuen Assistenten, der Nadeshda Krusenstern abgelöst hat? Trotz der beiden Hauptfiguren ist der Münster-Tatort eindeutig ein Ensemble-Stück. Alle Figuren sind Originale, die sowohl den Humor als auch den Krimi befeuern.

Mit dem Erfolg ist eine Erwartungshaltung des Publikums verbunden.

Bickel: Ja, wobei unser Qualitätsanspruch überall gleich hoch ist, auch über den Tatort hinaus. Wir, die Produzenten und die Akteure vor und hinter der Kamera geben ihr jeweils Bestes. Speziell beim Münster-Tatort ist es interessant zu erfahren, wie die riesige Fangemeinde auf eine Geschichte reagiert, an der man eine ganze Weile geknobelt hat. Schließlich erreichen wir Quoten, wie es sie im Fernsehen sonst nur noch bei Länderspielen gibt.

Sie verantworten den Tatort beim WDR. Was gehört zu Ihren Aufgaben?

Seitz: Von der Idee über die Auswahl der Regie, die Besetzung der Gastrollen bis hin zur Abnahme begleite ich alles, was den Film am Ende ausmacht. Mein Hauptpartner ist der Produzent, bis zum Beginn der Dreharbeiten liegt der Fokus auf der Entwicklung des Buches.

Bickel: Ich sehe im gesamten fiktionalen Programm des WDR, wenn Sie so wollen, nach dem Rechten. Zum Beispiel dürfen sich die Themen bei den Tatorten aus Münster, Köln und Dortmund ebenso wie die Besetzungen nicht doppeln. Und ich habe das Privileg, nach dem Produktionsteam als Erster zu erleben, wie ein neuer Tatort geworden ist.

Seitz: Letztlich berät Alexander Bickel uns in allen kritischen Fragen. Zusammen achten wir darauf, dass wir uns nicht auf dem Ruhm ausruhen, sondern den Tatort weiterentwickeln.

Was bedeutet das konkret?

Seitz: Die Art und Weise, wie Filme entstehen, hat sich seit dem ersten Tatort aus Münster im Jahr 2002 sehr verändert. Es gibt schnellere Schnitte, die Locations wechseln öfter, damals arbeitete man noch nicht digital – und auch dramaturgisch ist Neues möglich. Nehmen wir den Film Limbus von 2020, in dem Prof. Boerne in der Vorhölle landet: Die Geschichte in eine mystische Richtung auszuloten, war ein Sonderfall, der unser Team in ein neues Abenteuer geschickt hat.

Bickel: Indem wir etwa überraschende Genre-Farben mischen, gelingt uns ein zeitgemäßer Blick auf Krimiunterhaltung. Nebenbei beschäftigt uns die Balance zwischen männlichen und weiblichen Kreativen wie Autorinnen, Regisseurinnen und Kamerafrauen. Wir wollen state-of-the-art erzählen – das ist das Ziel und die Herausforderung bei einer Reihe, die über einen so langen Zeitraum einen so großen Erfolg hat. Diese Entschlossenheit gibt es bei allen Beteiligten.

Seitz: Weiterentwickelt hat sich auch der Humor. Manches ist frecher als früher, anderes darf nicht mehr so erzählt werden, weil es inzwischen gesellschaftliche Bewegungen gegeben hat.

Dreh vom Münster Tatort Foto: WDR/ Thomas Kost
Als kettenrauchende Staatsanwältin trägt Mechthild Großmann (hier mit Kollege Christian Hockenbrink beim Dreh im 1648) zum Kult des Tatorts bei. Die Schauspielerin wurde 1948 in Münster geboren. Vorbild für ihren Rollennamen war Chemiker Wilhelm Klemm, nach dem im Westen der Stadt eine Straße benannt ist.

Was macht Münster zu einer idealen Kulisse für den Tatort?

Seitz: Münster ist eine sehr ansehnliche Stadt, mit einem wunderbaren historischen Kern und einem bildschönen Umland. Wir versuchen jedes Mal, Elemente davon zu zeigen. Inhaltlich ist entscheidend, dass es in Münster gefühlt weniger soziale Konflikte als anderswo gibt. Es sind friedliche Radfahrer unterwegs, die kein Wässerchen trüben können. (lacht) Extreme Dramen wie Clan-Kriminalität finden dort nicht statt – für den Tatort wäre eine solche Thematik ungeeignet, weil es nicht zum Bild passt, das man von Münster hat. Uns interessieren eher kleinere Konflikte ohne bedrohliche Szenarien. Letztlich ist die schöne Münster-Welt immer wieder in Ordnung. 

Bickel: Münster ist der Inbegriff geordneter Verhältnisse. Für eine Krimireihe ist es sehr reizvoll, wenn dort das Verbrechen einbricht und nach 90 Minuten alles gut ausgegangen ist. Am Ende des Tages dürfen wir uns Thiel und Boerne als glückliche Menschen vorstellen.

Warum könnte dieser Tatort nicht in jeder anderen Stadt beheimatet sein?

Seitz: Unsere gesamte Konstruktion hat sehr viel mit Münster zu tun. Die Laissez- Fair-Haltung, die Thiel an den Tag legt oder die coole Gelassenheit einer Silke Haller verkörpern für mich das weltoffene Münster. Boerne steht für die Historie, die Bildung – und dass Münster nicht gerade arm ist. Dadurch ergibt sich ein Gesamtpaket aus den Figuren und der Stadt, in der sie agieren. Für unsere Geschichten ist es ein Mehrwert, an Münster etwas zu entdecken, das wir bislang nicht erzählt haben.

An was denken Sie dabei?

Seitz: In Es lebe der König!, der im Dezember lief, näherten wir uns zum Beispiel den Wiedertäufern. Das Thema kenne ich schon aus der Schule, weil ich selbst eine Kindheit in Münster hatte. Umso bereichernder war die Auseinandersetzung für den Tatort.

Foto: WDR/Martin Valentin Menke
Adieu, Nadeshda: In einer berührenden Szene war Schauspielerin Friederike Kempter zum letzten Mal im Münster-Tatort zu sehen.
Tatort-Buddys Foto: WDR/Willi Weber

Sie sind in Münster aufgewachsen?

Seitz: Zumindest für fünf Jahre. Ich besuchte die Grundschule in Amelsbüren und das Gymnasium in Hiltrup. Ansonsten war mein Leben in Münster davon geprägt: Radfahren, Reiten, Voltigieren und am Prinzipalmarkt spazieren gehen. (lacht) Deshalb ist der Tatort auch für mich persönlich eine fantastische Aufgabe.

Bickel: In diesem Punkt hat mir die Kollegin etwas voraus. Ich gehöre nämlich zur großen Menge derer, die leider nicht in Münster wohnen. (lacht) Gleichzeitig habe ich über die vielen Jahre mit Tatort und Wilsberg im ZDF eine Vertrautheit entwickelt. Es fühlt sich an, als ob ich dort ein bisschen zu Hause bin. Als Wahl-Münsteraner aus der Ferne freue ich mich, dennoch nah dran zu sein und den Tatort gemeinsam mit Sophie Seitz in die Zukunft zu führen.

Geboren wurden Sie beide etwa zu der Zeit, als der Tatort in den Siebzigerjahren startete. Wann hörten Sie zum ersten Mal von der Krimireihe?

Bickel: Der erste Tatort, den ich bewusst erinnere, ist der mit Nastassja Kinski … 

Seitz: Reifezeugnis – wollte ich auch gerade sagen!

Sie meinen die legendäre Folge aus dem Jahr 1977 mit dem Kieler Kommissar Finke. Es ging um die Liebesbeziehung einer Schülerin zu ihrem Lehrer.

Seitz: Der Film war Straßengespräch. Ich weiß gar nicht mehr, ob ich ihn damals als Sechsjährige bewusst gesehen oder vom Hörensagen davon erfahren habe.

Bickel: In meinem Elternhaus lagen die Kinderzimmer im ersten Stock, der Fernseher stand im Erdgeschoss. Um den Tatort zu gucken, ging ich sonntagabends heimlich, still und leise die Treppe hinunter. Später waren für mich die Fälle aus Duisburg wichtig: Götz George als Schimanski habe ich als Heldentypus wahrgenommen. So ist der Tatort in seiner Vielgestalt eine Lebensbegleitung geworden.

Seitz: Schimanski war mir zu testosteronlastig. Manfred Krug und Charles Brauer als Stoever und Brockmöller aus Hamburg sind meine frühe romantische Erinnerung an den Tatort. Zwischendurch fingen sie an zu singen und nahmen das Leben auf ihre Art und Weise leicht.

Zweimal im Jahr läuft ein neuer Tatort aus Münster. Wie wird aus einer Idee ein Film?

Seitz: Üblich ist, dass ein Autor und ein Produzent mit einer Geschichte an uns herantreten. Für Münster entwickeln wir einen Film von unseren Figuren aus, denn insbesondere um sie soll sich ein Fall drehen. Bei Lakritz ging es etwa um die Jugend von Boerne, demnächst steht eine Vorgeschichte von Thiel im Zentrum. Gefällt uns eine Geschichte, beginnen das Brainstorming und die Arbeit am Drehbuch. Die Idee geht entweder auf – oder wir merken, dass wir uns verrannt haben. Ein Münster-Tatort scheitert, wenn es zu ernst wird oder unsere Protagonisten nicht ausreichend involviert sind. Im neuen Fall namens Rhythm and Love geraten unsere Figuren in existenzielle Krisen. Sie fragen sich: Was mache hier eigentlich, kann ich das überhaupt? Uns treibt um, wohin wir unsere Figuren schicken können, ohne dass es unglaubwürdig oder albern wird.

Tatort Komissare Boerne und Thiel Foto: WDR/ Thomas Kost
Wie alles begann: Im Januar 2002 kündigte der damalige WDR-Intendant Fritz Pleitgen ein neues Tatort-Duo an, das künftig im ländlichen Westfalen ermitteln sollte. „Natürlich wissen wir, dass es in Münster und Umgebung weniger Verbrecher gibt als in den übrigen Regionen“, so Pleitgen. „Trotzdem ist das Münsterland zu spektakulären Kriminalfällen fähig, die allerdings etwas anders gelagert sind als in den Großstädten. In Münster ist die Gesetzlosigkeit durchtriebener. Hier wohnen, wie wir aus eigenen Reihen wissen, Menschen mit Esprit und Raffinesse.“ Präsentiert wurden Axel Prahl als Kommissar Timo Thieme und Ulrich Noethen als Rechtsmediziner Prof. Jörg Holterhoff. Vor den Dreharbeiten sprang Noethen ab, die Rolle des Rechtsmediziners übernahm Jan Josef Liefers. Die vorab erwähnten Namen der beiden Hauptfiguren ersetzte man bekanntlich durch Frank Thiel und Prof. Karl-Friedrich Boerne – ihren ersten gemeinsamen Fall Der dunkle Fleck lösten sie am 20. Oktober 2002. Der 40. Tatort aus Münster wird 2021 ausgestrahlt.

Kürzlich verabschiedete sich Schauspielerin Friederike Kempter nach 18 Jahren. Von Anfang an war sie als Kommissarin Nadeshda Krusenstern dabei, die im umstrittenen Tatort: Das Team ums Leben kam. Passte das dramatische Ende der Figur zum Format?

Seitz: Lange bevor es die Idee zu diesem Tatort gab, wussten wir, dass Friederike Kempter gerne aussteigen möchte. Wir hatten gemeinsam mit ihr den Fall Väterchen Frost konzipiert, in dem sie als selbstbewusstes und trinkfestes Entführungsopfer eine letzte große Rolle spielte. Das war ihre Abschiedsfolge. Nadeshda starb dann in einem Tatort, der von den Darstellern improvisiert wurde – das fanden wir spannend. In Limbus konnten wir ihren Tod noch einmal aufgreifen.

Prof. Boerne begegnete ihr im Traum.

Seitz: Nadeshda kurz erscheinen zu lassen, war tatsächlich ein Einfall, den wir zunächst nicht geplant hatten. In der Presse war die Rede vom „schönsten Tatort-Abschied, den man sich vorstellen kann“. Das hat uns sehr gefreut und war gegenüber Friederike Kempter und ihrer Figur absolut angemessen.

Fehlt Ihnen die Figur?

Seitz: Natürlich vermissen wir sie. Nadeshda leistete wichtige Ermittlungsarbeit und war der klare Kopf zwischen Thiel und Boerne. Mit Björn Meyer als Mirko Schrader haben wir nun einen Assistenten, der ebenso ein Gewinn für den Tatort ist. Wir mögen die leicht abgeänderte Konstruktion. Es ist ein Happy End auf allen Ebenen. 

Vor einigen Jahren wurde die Idee öffentlich, den Münster-Tatort ins Kino zu bringen.

Bickel: Das Kino ist ein toller Ort, um Filme zu sehen. Die Millionen Menschen, die regelmäßig den Münster-Tatort sehen, würden wir im Kino hingegen nie verzeichnen. Wir erreichen die Leute dort, wo sie uns brauchen: am Sonntagabend, wenn die nächste Woche ansteht. Das Publikum möchte sich zu dieser Zeit anspruchsvoll unterhalten lassen. Insofern sehen wir aktuell kein unmittelbares Bedürfnis für einen Kinofilm. Seitz: In der Vergangenheit haben wir Tatort-Premieren häufig im Kino gefeiert. Es ist super, unsere Figuren und Münster-Bilder auf der Leinwand zu sehen. Die Stimmung in Münster ist einzigartig, im Kino einer anderen Stadt wäre sie in dieser Form wohl gar nicht herzustellen. Wir hoffen, dass 2021 eine Premiere in Münster wieder möglich sein wird.

Tatort Kommissare im Kino Foto: WDR/Claus Langer

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