Nachhaltig & Regional
Gruene Wiese – Keine Kompromisse
Nachhaltig shoppen? Kein Problem!
Was haben Sie vor Augen, wenn Sie an Ökomode denken? Wallende Gewänder? Raue Materialien? Uninspirierte Farben und Muster? Weit gefehlt! Der Markt für nachhaltig produzierte Kleidung, die unter für die Produzierenden fairen Bedingungen und mit geprüften ökologischen Standards hergestellt und gehandelt wird, ist weit gefächert. Heute! Und das ist prima so. Wer sich entsprechend ausstatten und kleiden möchte, der hat gute Chancen, das Passende für sich zu finden: egal, ob er eher sportlich, lässig oder schick unterwegs ist. In den Nullerjahren dieses Jahrtausends sah das noch ganz anders aus. Wenige Produzenten teilten sich den auch weniger gefragten Markt, ein halbes Dutzend über Deutschland versprengte Händler rangen um ihre überschaubare Zielgruppe: Menschen, die sich wirklich öko und fair kleiden wollten. Simone Pleus, großgeworden in einer Familie, wo sie schon als Kind „zum Kaffeekaufen in den Eine-Welt-Laden geschickt wurde“, blickte damals auch aus der wissenschaftlichen Ecke auf Fair Fashion. Im Rahmen ihres Politik- und Soziologie-Studiengangs behandelte sie unter anderem das Thema der Produktionsbedingungen in der Bekleidungsindustrie in Mexiko. Und wer hier hinter die Kulissen schaut, wird nachdenklich. Sie war „angefixt“, recherchierte, schaute sich um, wer überhaupt schon nachvollziehbare Alternativen bot.
Wie die „Doityourself“-Founder Gruene Wiese gründeten
Auf der ersten Fair Friends Messe in Dortmund traf sie 2007 Lars Wittenbrink. Auch er kam als Absolvent im Bereich Politik, Soziologie und Sozialökonomie aus der intellektuell motivierten Ecke, „schon immer“ war er auch in Umweltbewegungen engagiert. Einer, der die Faktenlage durchdrang und der auch für seinen privaten Bedarf schon länger nach entsprechender Kleidung gesucht hatte. Stichworte: nachhaltig produziert, auch in puncto Menschenfreundlichkeit in der Herstellung, in Bezug auf Lieferketten und selbstverständlich auf die verarbeiteten Materialien bezogen. Simone, damals 34 Jahre alt, und Lars, sieben Jahr jünger, spürten sofort: Gemeinsam können wir etwas bewegen. Und wir machen das. Jetzt. Als „Doityourself“-Founder gründeten sie ihre Gruene Wiese, einen lokalen Handel (mit Sitz zunächst an der Jüdefelder Straße) für die von ihnen persönlich bevorzugte Fashionnische. Und nur mal so zur Einordnung: In ganz Deutschland gab es zu dieser Zeit nur drei weitere Mitstreiter ihrer Art – in Berlin, Hamburg und Bremen. Wichtigster Leitsatz der jungen Unternehmer: keine Kompromisse! Das gilt bis heute. Während Lars der (übrigens deutschlandweit als Fair Fashion Experte gefragte) Planer und Detailfuchs des Duos ist, bringt Simone unter anderem ihr Bauchgefühl und eine agile Umsetzungsstärke ein. Beide sind seit Stunde null über die Maßen gut vernetzt mit den Markengründern der wichtigsten Labels, die in den ersten Jahren der Gruenen Wiese ebenfalls Pionierarbeit als Hersteller leisteten. Gleiches Thema, Räder, die ineinandergriffen, ein Hauptgewinn in der Kombination. Vertrauen und Support schlug den jungen Leuten mit der großen Idee entgegen: Wirtschaftsförderung, Vermieter – sie verstanden das Konzept und bauten daran mit. Großartig.
„Als wir mit unserem Konzept begannen, hatte Sustainable Fashion ein unattraktives Öko-Flair. Heute sieht das glücklicherweise ganz anders aus!“ Simone Pleus
Bei Gruene Wiese im Trend
Heute finden die Stammkunden und die vielen neuen Gesichter, die sich bewusst für nachhaltig produzierte Mode interessieren, hier gut 50 verschiedene Marken. Klassiker im Sortiment sind etwa Armedangels, die 2007 mit drei T-Shirts begonnen hatten und heute zu den wichtigsten Playern im Markt gehören. Sehr cool ist auch die Geschichte von Veja: gemessen an den extrem pingelig angelegten Maßstäben der Gruenen Wiese absolut korrekt hergestellte und vertriebene Sneaker, die inzwischen auch als Trendobjekte durch die Decke gehen. Vogue etwa feiert die lässigen Vorzeigeobjekte. Ganzheitlich auch im Sinne der Menschen in allen Stufen von Produktion und Handel denken, das leben Simone Pleus und Lars Wittenbrink, auch bezogen auf das Team im eigenen Store. Arbeiten anders gestalten heißt für sie etwa: flache Hierarchien, viel Gestaltungsspielraum. Und dass Schichten nicht acht oder mehr, sondern nur sechs Stunden lang sind: Die Kollegen sollen Zeit für Freunde und Familie haben.