Nachhaltig & Regional
Yallah Habibis – deutsch-arabische Freundschaft
erschienen im MÜNSTER! Magazin No. 114 (Juni 2022)
„Integration gelingt durch Kommunikation. Wir müssen in Dialog treten, um einander kennenzulernen. So bauen wir Ängste ab und entdecken Gemeinsamkeiten. Wir entwickeln Vertrauen und bauen ein gemeinsames Zuhause.“ So heißt es auf der Internetseite von bayti hier und „Zuhause“ ist direkt ein ganz wichtiges Stichwort. Denn „bayti“ ist das arabische Wort für „mein (zu) haus/e“ – und bayti hier, quasi „mein Zuhause hier“, entstand 2017 aus dem Antrieb, hier in Münster gemeinsam mit und für geflüchtete Menschen über ein integratives Modelabel ein Zuhause für alle entstehen zu lassen.
Mode als Gesprächsöffner? „Ja, das funktioniert sehr gut“, erzählt Felix, der an Markt-Samstagen meist ab 12.30 Uhr vor dem Bauwagen an der Domwand Richtung Horsteberg anzutreffen ist, die frühere Schicht übernimmt meist bayti hier-Auszubildende Aylin. „Durch die stilistische Kombination westlicher Schnitte und arabischer Einflüsse wollen wir auf subtile, niedrigschwellige und schöne Weise zeigen, wie der kulturelle Austausch das tägliche Miteinander bunter, lebensfroher, reichhaltiger macht. Wir wollen Menschen die Möglichkeit geben, deutsch-arabische Freundschaft auf die Straße zu tragen."
Bei Felix rannte diese Idee vor einigen Jahren, als er über seinen Vereinskollegen Lars und dessen Bekannten und damaligen Fußballtrainer Michael Kortenbrede mit bayti hier in Berührung kam, offene Türen ein. Er bot seine Hilfe an und engagiert sich seitdem ehrenamtlich für das Projekt. Erst im Bereich Events und bei den Kooperationen mit und an der Trafostation, heute in so ziemlich allen Bereichen wie Marketing, Orga, Teamplanung und eben auch „Markt“.
Ganz bewusst sind die Textilien und Accessoires von bayti hier „slow fashion“, nachhaltig und fair produziert und hochwertig. „Es geht nicht darum, sich mal eben schnell ein Shirt zu kaufen“, erzählt Felix. Für eines der Produkte mit „angemessenem Preis“ entscheiden sich die Käuferinnen und Käufer „wohl überlegt“. Und das ist gewollt und gut so. „Ende 2019/Anfang 2020 hatten wir einen richtig guten Winter“, erzählt Felix vom großen Erfolg des Produkts „Shady“ und der dadurch entstandenen Motivation – die zwei folgenden Jahre der Pandemie hingegen waren auch für das Projekt und seine Menschen eine schwere Probe.
Ein halbes Dutzend Aktive, unter anderem syrisch-, türkisch- und deutschstämmig, bilden den Kern bei bayti hier, eine Whatsapp-Gruppe mit einer Community von 30, 40 weiteren Supportern unterstützt zusätzlich. „Wir produzieren nicht nur die Mode als Türöffner, sondern engagieren uns auch, um internationalen Personen einen Einstieg ins Arbeitsleben zu erleichtern, wir helfen bei der Anerkennung, den Papieren, bei Fragen um den individuellen Aufenthaltsstatus“, so Felix, der inzwischen bei der WWU Weiterbildung „Entrepreneurial Management“ auf sein BWL Studium aufsattelt – und für bayti hier rein ehrenamtlich im Einsatz ist. „Hier habe ich – genauso wie bei meinem Engagement fürs Campus Café (des Hochschulsports der WWU, Anmerkung der Redaktion) – schon extrem viel fürs Leben gelernt. Dafür bin ich dankbar.“