Menschen an den Außentischen des Nordsterns Münster Menschen an den Außentischen des Nordsterns Münster
Foto: Peter Leßmann

Draußen

rund um die kreuzkirche

erschienen im MÜNSTER! Magazin No. 116 (September 2022)

Sie bildet den Mittelpunkt des Kreuzviertels: Die katholische Pfarrkirche Heilig Kreuz, unter Münsteranern Kreuzkirche genannt. Um 1900 erbaut erinnert das geschichtsträchtige Gebäude an vergangene Zeiten – und sendet zugleich eine stets aktuell bleibende Botschaft: In großen Buchstaben leuchten die Worte „Ja, ich bin da“ von den vier Seiten des Kirchturms hinab. Der Platz rund um die Kreuzkirche ist jedoch nicht nur für Gläubige ein einladender Ort. In den warmen Monaten laden hier zahlreiche bunt zusammengewürfelte Sitzgelegenheiten zum Verweilen ein. Junge und ältere Nachbarinnen und Nachbarn lassen sich hier für entspannte Momente nieder – mit Kaffee oder Tee in der Thermoskanne, einem Buch in der Tasche oder einem Freund für gute Gespräche im Gepäck. Die Stühle rund um die Kreuzkirche sind ein gutes Beispiel für das nachbarschaftliche Engagement der Kreuzvierteler: Eine Stadtteilbewohnerin stellte aus Eigeninitiative die ersten Sitzgelegenheiten auf. Als die Nachbarn merkten, dass die Idee gut ankam und sich die Menschen gerne im Schatten der Kirche niederließen, stellten immer mehr Kreuvierteler ein paar Stühle dazu – und die Kreuzkirche bot sogar einen Kurs an, in dem gezeigt wurde, wie man Sitzgelegenheiten selber baut.

Kreuzkirche Münster Foto: Peter Leßmann
Sitzgelegenheiten rund um die Kreuzkirche Foto: Peter Leßmann
Unterschiedliche und frei gruppierte Gartenmöbel laden zum Chillen im Schatten der Kreuzkirche ein.

Das große bürgerschaftliche Engagement der Kreuzvierteler zeigt sich aber nicht nur in dem Erschaffen kostenloser Verweilorte. Seit Mitte der 1980er Jahre organisieren die ansässigen Geschäftsleute das beliebte Kreuzviertelfest, in diesem Jahr am letzten Augustwochenende, das jedes Jahr Hunderte von Besuchern aus der ganzen Stadt anlockt. Das Stadtteilfest hatte seine Geburtsstunde 1984, als der damalige Betreiber und der heutige Eigentümer der Pizzeria La Taverna ein Open-Air-Konzert einer italienischen Band organisierten. Das fand so großen Anklang, dass aus dem Konzertabend bald ein jährliches Stadtteilfest wurde – ein weiteres Beispiel für das Engagement, die Feierlaune und die Freude an nachbarschaftlichen Begegnungen, die das Kreuzviertel bis heute prägen.

Karte rund um die Kreuzkirche Foto: Heithoff & Companie

KULINARISCHE VIELFALT UND URLAUBSVIBES

Nicht nur zum Verweilen, sondern auch in gastronomischer Hinsicht bietet der Platz rund um die Kreuzkirche eine beeindruckende Vielfalt an Möglichkeiten. Die deutsche trifft hier auf die italienische Küche, traditionelle treffen auf moderne Konzepte. Wer von der Kampstraße aus auf die Kreuzkirche zusteuert, entdeckt rechter Hand das Restaurant Grotes (1) . Seit nunmehr zehn Jahren warten hier eine kreative deutsche Küche, ein herzlicher Service und eine entspannte Atmosphäre auf die Gäste. Bei den raffinierten Gerichten setzt Grotes auf saisonale und regionale Zutaten, eine wechselnde Wochenkarte sorgt für immer wieder neue Leckereien auf dem Teller. Diese zaubert das Team in einer gerade mal 28 Quadratmeter großen Küche, was der Qualität aber keinerlei Abbruch tut! Am Wochenende öffnet Grotes auch tagsüber seine Türen und lockt mit Kaffee und Kuchen, abends wird es zur Bar und tischt leckere Drinks auf. Unter stylischen Industrielampen – oder bei gutem Wetter im sonnigen Außenbereich – treffen hier Kreuzvierteler, Münsteraner und Stadtbesucher aufeinander.

An der Hoyastraße, die die Kreuzkirche einmal umrundet und auf einigen Metern noch in Richtung Nordstraße weiterverläuft, geht das kulinarische Paradies weiter. Insbesondere an warmen (Spät-)Sommerabenden herrscht hier durch die belebten Außenterrassen der Lokale eine Stimmung wie auf einer Piazza im Süden Europas. Aber auch im Herbst und Winter locken die Restaurants mit gemütlicher Atmosphäre und gutem Essen. So etwa in der Glocke (2) , die mit ihren Gerichten die traditionelle deutsche Küche auf hohem Niveau modern interpretiert. Seit Anfang 2022 kreiert hier der einstige Sternekoch André Skupin außergewöhnliche Gerichte aus frischen, lokalen Produkten – mit Qualitätswild aus eigener Jagd! Weitere Besonderheiten wie Jakobsmuscheln oder Entenleber, die nicht auf jeder beliebigen Speisekarte zu finden sind, machen einen Besuch in der Glocke zum besonderen Erlebnis. Auch durstig muss hier niemand bleiben: Neben Bier und deutschen Weinen warten auch Spirituosen aus der Region.

Straßenschild Hoyastraße Münster Foto: Peter Leßmann
An der Hoyastraße, die einmal rund um die Kreuzkirche führt, locken spannende Konzepte aus Gastronomie und Einzelhandel.

Direkt gegenüber wird zum kreuzviertelschen Piazza-Feeling auch das passende Essen serviert: Wie in Italien fühlen Gäste sich im Restaurant La Taverna (3). Italienische Klassiker wie Pizza, Pasta und Antipasti, aber auch Risotto sowie Fisch- und Fleischspezialitäten sorgen für Italienurlaub-Stimmung mitten in Münster. Seit fast 50 Jahren lassen es sich Kreuzvierteler und Besucher im gemütlich-rustikalen Ambiente der Innenräume oder im lauschigen Außenbereich schmecken. Aktuell bauen die Familie Campisi, der das halbe Haus gehört, und Fabio Ahmeti, der die Pizzeria betreibt, das Erdgeschoss der Taverna um – zurück zum historischen Ursprung: Bodentiefe Fenster und eine höhergelegte Terrasse erinnern an die Architektur des Gebäudes bei seiner Erbauung vor fast 120 Jahren – und an die mutigen italienischen Pioniere, die die Außengastronomie Anfang der 80er-Jahre erst ins Kreuzviertel brachten. Eigentümer Enzo Campisi war es übrigens auch, der die nächtliche Beleuchtung der Kreuzkirche initiierte – so, wie es in seinem Heimatland gemacht wird. Solche schönen Ideen übernehmen wir doch gerne!

Nordstern Münster Foto: Peter Leßmann
Was für ein lauschiges Plätzchen! Generationen von Studierenden und Nachtschwärmern haben im Nordstern schon ihre halben Hähne verzehrt.
Die Glocke Münster Foto: Peter Leßmann
Auch in der Glocke können Gäste es sich im Außen- und Innenbereich zum Essen gemütlich machen.

GASTRONOMIE MIT TRADITION

Ein Haus weiter – und in enger nachbarschaftlicher Beziehung zur Taverna – befindet sich das Restaurant Nordstern (4) , das zugleich ein Hostel mit günstigen Schlafmöglichkeiten für Münster-Besucher ist. Bauunternehmer Theodor Lodde, der seinerzeit viele der Häuser in der Hoyastraße errichtete, soll schon kurz nach Fertigstellung der Kreuzkirche geäußert haben: „Zu einem Kirchplatz und einer Kirche gehört auch eine Gaststätte!“. Gesagt, getan – und der Nordstern war geboren. Der Duft, der heute aus der Küche des traditionsreichen Restaurants strömt, verrät bereits, was hier der absolute Klassiker auf der Karte ist: In der ganzen Stadt ist das Lokal berühmt für seine Brathähnchen. In verschiedenen Variationen können Gäste das gebratene halbe Nordstern-Hähnchen bestellen, das Gäste aus der ganzen Stadt ins Kreuzviertel lockt. Wer kein Hähnchen-Fan ist, findet auf der Karte auch weitere westfälische Hausmannskost – und eine Getränkeauswahl, die das Restaurant zu später Stunde zur Kneipe werden lässt.

Wer nach dem deftigen Essen in einem der Restaurants rund um die Kreuzkirche noch auf der Suche nach einem süßen Abschluss ist, wird ebenfalls fündig. Direkt gegenüber vom Nordstern lädt das Eiscafé Santelia (5) zu hausgemachtem Eis und frischen original italienischen Backwaren ein. Seit 20 Jahren betreibt Familie Santelia aus Italien das Café – und zwar wirklich die ganze Familie: „Bei uns helfen alle mit!“, so Mama Santelia. Sie ist stolz darauf, dass das Eiscafé mit seinen authentisch italienischen Rezepten so gut bei den Münsteranern ankommt – an warmen Tagen schlemmt bei Santelia das halbe Kreuzviertel bunte Eisbecher oder schlürft einen Eiskaffee.

Eisdiele Santelia Foto: Peter Leßmann

Ein weiteres kulinarisches Highlight befindet sich auf nördlicher Seite der Kreuzkirche: Bei Pane e Vino (6) kommen Fans des guten Weines und der leckeren Kleinigkeiten auf ihre Kosten. Die authentische italienische Weinbar lädt mit rustikaler Ausstattung und herzlich-italienischem Service zu geselligen Abenden ein. Neben den ausgewählten Weinen ist es hier auch kein Problem, wenn der kleine Hunger doch noch (wieder)kommt: Hausgemachte italienische Spezialitäten wie warme Panini, Bruschetta und Vitello Tonato schaffen Abhilfe. Wer noch ein paar gemütliche Abende in der Weinbar verbringen möchte, sollte das schnell tun: Nach elf Jahren an der Kreuzkirche läuft Mitte 2023 der Pachtvertrag aus, sodass das Pane e Vino schließen muss. Ob es einen neuen Standort geben wird, steht noch nicht fest – wünschenswert wäre es!

KREATIVE EINZELHANDEL-IDEEN

Neben den gastronomischen Angeboten haben sich an der Kreuzstraße auch zwei besondere Einzelhandels-Konzepte niedergelassen: Der Feinkosthändler Christoph Jauch (7) versorgt die Kreuzvierteler bereits seit 1980 mit seiner feinen Lebensmittel- auswahl. Mit Leckereien wie frischem Käse, würziger Wurst, Obst, Oliven, Wein und mehr können Sie sich hier bestens für eine Dinnerparty oder ein köstliches Picknick eindecken – wie wär‘s zum Beispiel direkt auf den Sitzgelegenheiten vor der Kreuzkirche? Neben dem kleinen Mittagstisch erfreut sich auch die Salatbar großer Beliebtheit – diese schaffte sich Besitzer Jauch 1988 an, als so etwas in Deutschland noch nicht üblich war, und bewies damit schon früh einen guten Riecher für neue Genuss-Konzepte.

Schriftzug "Das Leben ist zu kurz für schlechtes Essen" bei Christoph Jauch Foto: Peter Leßmann

Schließlich hat sich unter die vielen alteingesessenen kulinarischen Geschäfte auch ein vereinzeltes Mode-Konzept an die Location rund um die Kirche gewagt: Frau Schuh an der Kreuzkirche (8). Besondere Labels, ausgefallene Designs und eine hochwertige Verarbeitung der Produkte machen Frau Schuh zu einer beliebten Adresse unter den Kreuzviertelerinnen. Gründerin Barbara Wehmeyer shoppte selbst schon immer lieber in kleinen inhabergeführten Geschäften als in großen Mainstream-Stores – und so eröffnete sie 2013 mit Frau Schuh ihren eigenen charmanten Laden, in dem sie seither ein außergewöhnliches Sortiment an Schuhen, Taschen, Tüchern, Armbändern, Socken und mehr anbietet. Ihre Zielgruppe beschreibt sie so: „Meine Kundinnen sind junge und jung gebliebene Frauen, die auf unangestrengte Art ihre Individualität unterstreichen möchten und den Charme eines alten, gewachsenen Stadtviertels mit seinen kleinen Geschäften schätzen.“

Schaufenster Frau Schuh an der Kreuzkirche Münster Foto: Peter Leßmann

Und wie wir diesen Charme zu schätzen wissen! Der Platz rund um die Kreuzkirche beweist wieder einmal: Münster hat auch jenseits seiner berühmten historischen Altstadt Tolles zu bieten. Es lohnt sich, auch die weniger bekannten Ecken zu entdecken – und dabei zu erkennen, was die Stadtteilbewohner so alles auf die Beine stellen. Wir wünschen viel Freude beim Erkunden!

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