Kuchen von Birgit Lievenbrück Kuchen von Birgit Lievenbrück
Foto: Peter Leßmann

Nachhaltig & Regional

Küchenschatz bäckt Küchenschätze: Birgit Lievenbrück

Portrait Birgit Lievenbrück Foto: Peter Leßmann
Freut sich immer über eingereichte Lieblings-Rezepte, die erhalten werden sollen: Birgit Lievenbrück

Als junge Frau drückte sich Birgit Lievenbrück, geboren in Nottuln und aufgewachsen in Gimbte, häufig am Schaufenster von Café und Konditorei Kleimann am Prinzipalmarkt die Nase platt. Die kandierten Früchte hatten es ihr angetan, von Meisterhand veredelt. Manchmal leistete sie sich auch ein paar dieser Köstlichkeiten. Das ist lange her, könnte aber mit prägend gewesen sein für das Business, das die heute 56-Jährige inzwischen sehr zur Freude von Kuchen- und Gebäckliebhabern in Münster aufgebaut hat. Der Wochenmarkt gefiel Birgit schon als Kind: Am Samstag mit dem Vater nach Münster fahren, zwischen den Ständen her schlendern, gute Zutaten der heimischen Bauern kaufen für die Vorräte zuhause – dieses Familienritual hat ihr gefallen. Und die eigene Backlust? Die hat sie ganz bestimmt von ihrer Mutter in die Wiege gelegt bekommen, denn aus den Markteinkäufen wurde dann am Wochenende und bis zum nächsten Einkauf allerlei Gutes gezaubert. Die Handgriffe, der Duft in der Küche, die Zubereitung: schöne Erinnerungen, die hängen bleiben und auch bei Birgit die Lust förderten, immer voller Freude in der Küche aktiv zu bleiben.

Kuchen von Birgit Lievenbrück Foto: Peter Leßmann
Der Gugelhupf ist hier ein besonderer Liebling: Er wird in verschiedenen Größen und Ausführungen gebacken. Und genossen.

Auch wenn sie beruflich zunächst etwas ganz Anderes begann: Viele Jahre verbrachte die gebürtige Nottulnerin in der Tourismusbranche, ihr Arbeits- und Lebensmittelpunkt war Bayern und schön war es dort! Viel war sie auch international unterwegs und wie immer im Leben blieb auch aus dieser Zeit etwas für die Zukunft „hängen“, beispielsweise die außergewöhnlich sinnliche Verwendung von Kräutern und Gewürzen, die Birgit Lievenbrück bei einem längeren Aufenthalt in Damaskus, Syrien, begeisterte und inspirierte.

Wohnhaft in Garmisch Partenkirchen („Manchmal vermisse ich natürlich die Berge!“) stieß die umtriebige Hobby-Bäckerin in München auf ein besonders Konzept: „Kuchentratsch“ – Bäckerei und Seniorentreff in einem. Das soziale Start-up möchte das „Leben lebenswerter machen“ und verbindet den Erhalt von Küchentraditionen mit dem Expertenwissen von älteren Menschen und der Gemeinschaft von Generationen. Was für eine Win-Win- Win-Idee!

„Küchentraditionen sind für mich ein Kulturgut, erhaltenswert, wichtig und wunderbar“, so Birgit Lievenbrück, die sich von dieser Idee inspirieren ließ. Sie wurde mit ihrem eigenen Konzept 2016 im Rahmen eines Wettbewerbs durch das bayerische Ministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration ausgezeichnet. Nun ist sie damit in Münster und dem Münsterland angekommen und so auch zurück zu den Wurzeln (und zu ihren inzwischen betagten Eltern) gekehrt. Im Spiekerladen von Hof Renfert-Deitermann in der Gittruper Bauernschaft hat sie vorübergehend die Möglichkeit, mit ihrem derzeit sechsköpfigen Team nach traditionellen Rezepten, teilweise von älteren Münsteranerinnen und Münsteranern eingereicht, Kuchen und Torten zu backen. Viele Milchprodukte bezieht Birgit Lievenbrück bei Große Kintrup, Sahne vom Hof Fockenbrock, eine Menge Zutaten kauft sie bei ihren Marktnachbarn, so entstehen saisonale und regionale Köstlichkeiten für den Verkauf auf dem Wochenmarkt. 

Auch einige Gastronomen sind schon auf die besondere Qualität der Küchenschätze aufmerksam geworden: Bei Café Kuhlmann, bei Flotte Bohne und bei Wolle und Moritz sind individuelle Auszüge des Sortiments zu genießen. „Was passt zu wem?“, frage ich mich dann gemeinsam mit den Gastronomie- Kollegen und so gibt es bei jedem von ihnen andere „Küchenschätze“. Mit sechs Frauen zwischen 30 und 70 Jahren bäckt Birgit Lievenbrück nun ofenfrische Köstlichkeiten aller Arten. Auch wenn die Idee, hier weitere Senioren einzubinden, noch an der Lage der aktuellen Backstube scheitert (Sollten Sie eine Idee für einen besser erreichbaren, zentraleren Ort haben, sprechen Sie das Küchenschätze-Team auf dem Wochenmarkt gerne an!), der Austausch ist schon jetzt ganz wunderbar und viele wirklich erprobte und alte Rezepte stecken schon in den inzwischen über 50 Kuchenspezialitäten, die sich jeden Samstag in der Markttheke befinden. Allein vier Sorten Apfelkuchen (Dinkel, Streusel, gedeckt und vegan), natürlich allesamt mit regionaler Ernte von Äpfeln aus dem Münsterland gebacken. Apropos Dinkel und vegan: Hier wird das Sortiment dem Kundenwunsch zeitgemäß angepasst. Gerade auch diese Facette der Küchenschätze wird sehr gewertschätzt und führt zu treuen Bindungen.

Marktstand Birgit Lievenbrück Foto: Peter Leßmann
Der Küchenschätze-Marktstand befindet sich derzeit hinter Schnitzler am Rand des Domplatzes.
Kuchen Birgit Livenbrück Foto: Peter Leßmann
Köstlichkeiten aller Arten: Das Sortiment ist immer wieder überraschend!

Auch die Saisonalität wird nicht nur akzeptiert, sondern auch ein kleinwenig gefeiert: Die Engadiner Walnusstorte gibt’s halt nur, wenn Walnuss- Saison ist. Also auch jetzt wieder, hurra! „Schmeckt wie bei Schucan früher!“, kommentiert ein Kunde genießerisch, viele nehmen sich samstags ein Törtchen (gibt’s wie viele der Köstlichkeiten in mehreren Größen) mit und gönnen sich dann Tag für Tag ein Eckchen zum Espresso, Kaffee oder Tee.

Backmodus, Marktmodus, Backmodus usw.: So sieht der Wochenplan von Birgit Lievenbrück seit gut drei Jahren und fast ohne Pause aus – und sie liebt es! Noch immer träumt sie davon, aus ihren Küchenschätzen noch mehr das Konzept zur Begegnung von und mit Senioren zu machen, sie arbeitet dran. Zwischen dem Backen und Marktverkauf. Zum persönlichen Ausgleich steht immer mal wieder Radfahren und Schwimmen an. Das liebste Hobby aber ist und bleibt: Backbücher und Rezepte lesen und damit experimentieren. Ein Glück für uns Leckermäuler!

Kuchen Birgit Livenbrück Foto: Peter Leßmann
Darf es ein kleines Törtchen sein? Dank verschiedener Größen gehören Genießer vom Single bis zur Großfamilie zu den Kundinnen und Kunden.

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