Zigmillionen „Mitarbeiterinnen“ der Familie Gerdes. Zigmillionen „Mitarbeiterinnen“ der Familie Gerdes.
Foto: Paula Pumpernickel*

Nachhaltig & Regional

Honig? Bienen! Zum Glück ...

Vom Prinzipalmarkt aus kommend schlendert man wenige Meter durch das bunte Getümmel und findet dann rechter Hand den Wagen der Imkerei aus Havixbeck. Seit sage und schreibe fünf Generationen sind die Gerdesʹ nun schon den Bienen verbunden, denn auch Junior Jonah (13) betreut bereits sein eigenes Volk. Das Sagen am Marktstand aber hat die Dame des Hauses: „Hier zu arbeiten ist für mich wie Urlaub“, erzählt Veronika Gerdes lachend. Ihr Mann Mike kann das nur bestätigen, der Wagen sei ihr zweites Zuhause. Und so viel Engagement honorieren auch die Kunden. Als sich die Familie vor einigen Jahren einen neuen Marktwagen anschaffte, kam ein treuer Käufer zum Beispiel direkt mit einer Flasche Champagner vorbei.

„Es ist toll, so viele Stammkunden zu haben. Genau das wollen wir ja: nah dran sein am Kunden und mit ihm reden“, erzählt Mike Gerdes. Sicherlich eines der Erfolgsgeheimnisse, das alle Marktbeschicker verbindet. „Wenn an einem Samstag eine Ehefrau den Honig kauft und in der nächsten Woche kommt ihr Mann vorbei, dann weiß Veronika genau, was sie einzupacken hat. Dann ist die Ehefrau zufrieden und ihr Mann kommt auch ungeschoren davon“, sagt Mike Gerdes zwinkernd.

Einen absoluten Liebling aller Kunden kann der 45-Jährige zwar nicht ausmachen, allerdings würden die Sorten aus der Region klar bevorzugt. Auf diesen Gläsern prangt ein kleines, buntes Sechseck. Und dieses Siegel macht klar: Wo „Münsterland“ drauf steht, ist auch Münsterland drin. Dieser Zusammenschluss von über 60 regionalen Lebensmittelherstellern und Gastronomen – fast alle sind im Münsterland verwurzelte Familienunternehmen – macht sich stark für die guten Erzeugnisse aus der Nachbarschaft. Mit dem Münsterland-Siegel dürfen nur Produkte ausgezeichnet werden, die nachweislich hier gewachsen, geerntet, produziert oder maßgeblich veredelt worden sind. Wenn die fleißigen Bienchen von Familie Gerdes also die Rapsblüten ansteuern, die das Münsterland zurzeit so wunderbar leuchten lassen, oder den Nektar aus den Frühjahrs- und Lindenblüten holen, schmeckt dieser Honig für die meisten Kunden eben besonders nach Zuhause.

„Alle Blühpflanzen mit nicht gefüllten Blüten sind als Nektar- und Pollenquellen geeignet.“ Mike Gerdes
 Imker Mike Gerdes Foto: Paula Pumpernickel
Der Havixbecker Imker Mike Gerdes bei seiner Lieblingsbeschäftigung: der Arbeit mit seinen Bienenvölkern.
Handarbeit der Imkerei Gerdes Foto: Paula Pumpernickel
Handarbeit: Imkern hat viele Facetten.

Doch auch der Sonnenblumen-, Akazien- oder Heidehonig wird in Havixbeck hergestellt. Wenn Mike Gerdes sich mit seinen Bienenvölkern auf  Wanderschaft begibt, beispielsweise zur Akazienblüte nach Ostdeutschland, findet die „Honigernte“, das Schleudern, doch immer in der eigenen Imkerei statt. Es gibt übrigens eine strikte Trennung zwischen Honig- und Brutwaben. Der Honig stammt ausschließlich aus den nicht bebrüteten Waben.

Am Marktstand reihen sich die Honige (alle übrigens in Pfandgläsern) dicht an dicht in der Auslage. Jede Sorte ist sowohl in ihrer Farbe, als auch in der Konsistenz unterschiedlich. Abgesehen von Honig bietet die Familie Propolis-Lösung und -Creme an. Propolis ist ein harzartiger Stoff, den die Bienen herstellen, um Spalten zu stopfen und das Innere der Waben zu überziehen. Da im Bienenstock etwa 35 Grad Celsius und eine hohe Luftfeuchtigkeit herrschen, böte der Stock einen idealen Nährboden für Krankheiten. Doch Mutter Natur hat den Bienen einen Schutz vermacht: Durch Propolis werden eingeschleppte Bakterien oder Pilze in ihrer Entwicklung gehemmt oder abgetötet.

In vielen Gesprächen über die Ladentheke hinweg werden immer wieder der Artenschutz und die Nachhaltigkeit thematisiert. Dass eine gesunde, florierende Landwirtschaft ohne Bienen nicht existent wäre, hat sich herumgesprochen. Aber dass rund 80 Prozent der einheimischen Nutz- und Wildpflanzenarten, also nahezu alle Obstsorten, auf die Bestäubung durch Honigbienen angewiesen sind, überrascht dann doch den einen oder anderen.

 „Ohne Bienen gäbe es kein Obst“, erklärt der Experte. Der Ausdruck „fleißiges Bienchen“ ist also mehr als berechtigt, da ein Bienenvolk täglich mehrere Millionen Blüten bestäubt.

Die Imkerei leistet einen wichtigen Beitrag zum Ökosystem und viele Kunden nehmen sich das zum Vorbild, sind die kleinen Tierchen doch echte Sympathieträger. Jeder kann den Bienen im Garten oder auf dem Balkon einen gedeckten Tisch anbieten: „Alle Blühpflanzen mit nicht gefüllten Blüten sind als Nektar und Pollenquellen geeignet. Im Fachhandel werden dazu Blühmischungen angeboten.“ 

Marmelade vom Hofladen Terwei Foto: Paula Pumpernickel
Einige der süßen Aufstriche der Familie Gerdes.

In Sachen Fleiß nimmt es die Familie übrigens gerne mit ihren summenden Mitarbeiterinnen auf. Stand vor 30 Jahren noch ein sonnenbeschirmter Klapptisch mit einer übersichtlichen Auslage auf dem Domplatz, stapelten sich einige Jahre später immerhin schon mehrere Kisten im Kombi und wurden jeden Mittwoch und Samstag ausgepackt. Zügig folgte dann der große Marktwagen – und der Erfolg gibt dem Familienbetrieb Recht. Nachdem Mike Gerdes seinen Hauptjob stetig zugunsten der Imkerei heruntergefahren hatte, wagte er im April den Schritt in die Selbstständigkeit. „Wir haben lange darauf hingearbeitet und es fühlt sich einfach richtig an. Meine Frau hat sowieso gesagt: ʹDu kannst alles machen, aber mir nicht den Wochenmarkt wegnehmen.'“

Tja, dem war nichts mehr hinzuzufügen. Und auch die Kunden sind mehr als dankbar für den Entschluss der Familie Gerdes, dass sie ihrer Liebe zu den Bienen den gebührenden Stellenwert im Leben gegeben hat.

* DANKE, PAULA PUMPERNICKEL!

Als wir begannen, über den Honig aus Havixbeck zu recherchieren, stießen wir auf die Arbeit von Paula Pumpernickel. Unter diesem Namen bloggt das Team des Münsterland Siegels. Das Münsterland Siegel kennzeichnet Produkte, die nachweislich im Münsterland gewachsen und geerntet, erzeugt oder veredelt worden sind, ebenso wie Gerichte in Restaurants, deren Hauptbestandteile zu 80 Prozent aus dem Münsterland stammen. Rund 65 Lebensmittelhersteller und Gastronomiebetriebe gehören dazu. Das Angebot reicht von Obst und Gemüse über Eier, Milchprodukte, Fleisch- und Wurstwaren sowie Getränke bis zu regionalen, saisonalen Speisen in den Restaurants. Und weil Paula Pumpernickel in diesem Zuge auch schon so schön über die Imkerei Gerdes berichtet hatte, freuen wir uns über diesen Gastbeitrag.

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