Erdbeeren von Plagge Erdbeeren von Plagge
Foto: Peter Leßmann

Nachhaltig & Regional

Beerenfrau Maria Plagge

Ein langes Marktleben liegt schon hinter Maria Plagge. Aber nicht nur das. Denn die auf einem Saerbecker Bauernhof geborene Münsterländerin hat auch schon so manch Anderes als das Landleben für sich entdeckt. Doch der Reihe nach. Als elftes Kind wuchs die kleine Maria, geboren 1940, in den Kriegsjahren auf. 1946 wurde sie mit ihrem ein Jahr älteren Bruder eingeschult, 1950 begann sie auf der Mittelschule in Emsdetten, heute würde man „Realschule“ sagen. Im Alter von 16 startete sie ihre landwirtschaftliche Lehre, erst in einem Haushalt mit drei kleinen Kindern in Havixbeck, im zweiten Jahr auf einem Handorfer Hof mit hauptsächlich Milchvieh, aber auch mit Runkel- (das sind Futterrüben) und Kartoffelernte. Raus aus dem Münsterland ging es im Frühling 1961. Und zwar richtig! Sie wanderte mit ihrem damaligen Verlobten Josef Plagge, der später ihr Ehemann werden sollte, in die USA aus. Noch heute erinnert sie sich gut, wie sie am 13. April mit dem Schiff in New York ankam, 60 Jahre ist das jetzt her! Mit dem VW Käfer ging es durch das ganze Land nach San Francisco, wo die Plagges in den folgenden Jahren ihre Familie gründeten und zwei Töchter und ein Sohn zur Welt kamen. Josef Plagge, zunächst keines Wortes Englisch mächtig, arbeitete hier als Landschaftsgärtner. „Mit Händen und Füßen hat er sich zunächst verständigt“, erzählt Maria Plagge, die noch heute die amerikanische Politik aufmerksam verfolgt.

Portrait Maria Plagge Foto: Peter Leßmann
Sie liebt die Natur und ihre Produkte: Maria Plagge „hat beim Alter die 8 vorn“, ist aber täglich zwischen Beeten und Büschen unterwegs.
Plagge Marmelade Foto: Peter Leßmann
Ganz große Beerenliebe! Neben Erdbeeren finden wir bei Maria Plagge auch Marmeladen aus Blau- und Himbeeren, Stachel- und mehrfarbige Johannis- sowie Aroniabeeren.

Als es ihrer Schwiegermutter im heimischen Emsdetten schlechter ging, kehrte Familie Plagge, das vierte Kind war unterwegs, ins Münsterland zurück. Auf Josefs elterlichem Kotten wurde neu gestartet. Das war 1969.

Schon damals hatten die Plagges „eine Reihe“ Spargel kultiviert. Und dieses Gemüse fand Anklang bei den Kundinnen und Kunden. „Habt Ihr noch Spargel?“ lautete immer häufiger die Frage. So wurde eine zweite Reihe angelegt, eine dritte ... und so fort. Genau wie die Erdbeeren, Blaubeeren, Himbeeren, Stachelbeeren, Johannisbeeren mehrerer Farben, Aroniabeeren und die alten Apfelsorten, für die die Plagges bekannt sind, erfreuten sich damals auch schon die Kartoffelsorten vom „Bühlsand“, so die Adresse des Emsdettener Hofes, großer Beliebtheit. Das ist so geblieben. Die begehrten Feigen wird es allerdings in diesem Jahr und auch in Zukunft nicht mehr geben: Der Baum hat den harten Winter nicht überlebt. „Auch das ist die Natur“, weiß Maria Plagge, die sich zwischenzeitlich wegen der Covid-Erkrankung ihrer Tochter für zwei Wochen in Quarantäne begeben musste. „Da war es gut, dass wir hier nicht alleine, sondern als Großfamilie leben“, sagt sie. „Wir haben Videofilme geguckt, das war auch mal ganz schön“, sieht sie auch in dieser Phase das Gute. Eine hilfreiche Lebenseinstellung, so viel ist klar.

Plausch am Markstand Plagge Foto: Peter Leßmann
Ein netter Plausch gehört dazu! Viele Kundinnen und Kunden kommen seit Jahrzehnten zum Stand von Maria Plagge.

Teilweise seit Jahrzehnten sind die Stammkundinnen und Stammkunden vertraute Gesprächspartner für Maria Plagge und ihre große Familie, die nach Kräften auf dem Hof hilft. Sohn Bernhard ist die wichtigste Säule, er führt den Hof und die Geschäfte gemeinsam mit seiner Mutter. Doch auch Töchter, Schwiegersöhne und einige der sechs Enkel sind eifrig und regelmäßig im Verkauf, auf dem Trecker, bei den Beeren und zwischen den Wildkräutern aktiv. „Hier ist eigentlich immer etwas los“, freut sich Maria Plagge, die das Wechselspiel der Natur und des Lebens freundlich anzunehmen scheint, als wir über schöne und auch traurige Momente, wie etwa den Tod ihres Ehemannes vor etwa drei Jahren, sprechen.

Dankbar erzählt sie von den helfenden Händen der Familie, auch von kleinen bewussten Pausen zum Atemschöpfen. „Wenn kein Markttag ist, dann wache ich trotzdem morgens früh um sechs auf. Ich bleibe dann liegen, denke darüber nach, was in der Nacht war, was der Tag bringen wird und dann meditiere ich“, erzählt die aktive Händlerin, die wie sie selbst sagt „die 8 vorne hat“.

Kartoffeln von Maria Plagge Foto: Peter Leßmann
Tipps gefällig? Maria Plagge ist mit jeder Kartoffel „per Du“.

Als Saisonbeschicker sind die Plagges von April bis Oktober auf Münsters Wochenmarkt zu finden. Im Winter ist das Leben ruhiger. Dann knistert das Herdfeuer im Ofen und Maria Plagge findet mehr Zeit zum Lesen von Büchern. Das gefällt ihr auch, obwohl sie ihre Arbeit auf dem Hof, in der Natur und auf dem Wochenmarkt sehr liebt. „Am Schönsten ist Blaubeeren pflücken, am wenigsten mag ich den Papierkram“, lacht sie und wendet sich wieder ihrer Arbeit zu. So ist sie! Herrlich.

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