Gemüsestand Norbert Meyer Gemüsestand Norbert Meyer
Foto: Dario Ronge

Nachhaltig & Regional

Ganz große Gemüseliebe

Die älteren Marktbesucher erinnern sich vielleicht: Vor gut 30 Jahren konnten sie bei Norbert Meyer das frische Gemüse aus dem Überhang seines privaten Gartens vom Fahrradanhänger weg erwerben. Der damalige Student und heutige Unternehmer mit einem Team von etwa 50 Angestellten auf Hof und Markt ist schon damals Bio-Bauer aus Überzeugung gewesen. „Nach den theorielastigen Jahren an der Uni wollte ich beweisen, dass das ‚Konzept bio‘ langfristig funktioniert. Und meine Erfahrung ist: Es werden immer mehr Menschen, die genau das zu schätzen wissen.“

Foto: Anna Roters
„Mein Lieblingsgericht ist derzeit Carpaccio von Kohlrabi mit Orangenspalten, Giersch, Vinaigrette und gerösteten Cashewkernen. Ja, Gemüse kann was!“ Kerstin Willms
Foto: Dario Ronge
Neben Handarbeit ist hier am Stand auch Köpfchen der Mitarbeiter gefragt: Gerechnet wird ganz analog und ohne Maschine. Papier und Stift sind aber griffbereit!

Auf diesem Prinzip (und dem Zuspruch der Kunden) baut Meyer seine Hofarbeit noch heute auf und bringt saisonale, in Melle kultivierte Obst- und Gemüsesorten (neben anderen Vertriebswegen, etwa einem Markt in Bielefeld und der Belieferung der lokalen Superbiomärkte) jeden Mittwoch und Samstag zum Domplatz. Schon fast die Hälfte der Zeit dabei ist Kerstin Willms. Die gelernte Schneiderin und Bekleidungstechnikerin war zunächst mit einem Hol- und Bringdienst für Näharbeiten auf Meyers Hof gelandet, hat dann aber Naturgenuss, Zupacken und Wochenmarktromantik gegen die filigranen Fingerübungen des Ausgangsberufes eingetauscht. „Romantik“ ist natürlich nur bedingt korrekt. Kerstin steht um 3.15 Uhr auf, lenkt den Laster zum Markt, wuchtet Kisten, stapelt Gemüse (bitte den Stand mal genau anschauen, hier sind 3D-Gestalter mit Sinn für Farbe und Form am Werk!) und hängt sich in die Steckstand-Stangenkonstruktion, wenn mal wieder Sturm über den Open-Air-Laden fegt. Zur Seite steht ihr ein eingespieltes Team, ganz typisch ist etwa die Geschichte von Jung-Mitarbeiter Jakob (siehe Titel), der bereits im Alter von vier Jahren als Sohn von Stammkunden mit hinter den Stand schlüpfte und verkaufen wollte und dies, seitdem er 14 ist, auch regelmäßig tut. 

Eigener Anbau bei Norbert Meyer Foto: Dario Ronge
Foto: Dario Ronge
Zugekauftes, nicht heimisches Obst und Gemüse ergänzt nur das Markt-Sortiment der über 60 (!) Eigenkulturen des Hofes von Norbert Meyer. Launige Schildchen fördern die Kommunikation. Dieses hier soll die empfindlichen Avocados vor zu heftigen Reifeprüfungen schützen.

Norbert managt den Hof mit 30 ha Nutzfläche (inzwischen gemeinsam mit seinem Sohn Oliver), Kerstin rockt den Marktstand. Über die Hälfte der Kunden sind Stammkunden, die die Vielfalt der Ware, das Saisonale, die Bio-Qualität und den Service zu schätzen wissen. Herumgesprochen hat sich auch das unschlagbare Angebot der „Studentenkiste“ die auch Nicht-Studenten für fünf im Voraus bezahlte Euro bestellen und am folgenden Markttag in Empfang nehmen können – prallvoll mit gemischtem Gemüse der Saison. Bis zu 100 dieser Kisten wechseln Woche für Woche den Besitzer, retten Gemüse und sorgen für Vielfalt auf dem Tisch. Wenn jetzt im Spätsommer und Herbst eigene Tomatensorten, Mangold, Porree, Rotkohl und Co. frühmorgens hochaufgetürmt wie ein Gemälde den Wochenmarkt verschönern, ist das für Kerstin und ihr Team ein magischer und sinnlicher Augenblick – Innehalten ist meist jedoch von kurzer Dauer: Denn schon bald werden Eier (von den 300 meyerschen Hühnern) abgezählt, Kartoffeln gewogen, Wildkräutersträuße rübergereicht und Körbe hoch gefüllt – mit gesunden Lebensmitteln, die in der Region mit Sachverstand, immer biozertifiziert und vor allem auch mit ganz viel Leidenschaft kultiviert wurden.

Foto: Oliver Seifert
Foto: Oliver Seifert
„Das Leben auf dem Hof ist wie ein Abenteuerurlaub!“ Norbert Meyer
Foto: Kerstin Willms
Es gibt viel zu tun! Gut 60 Eigenkulturen wachsen auf dem Gemüsehof von Norbert Meyer (links) – gut, dass sein Sohn Oliver Seifert (rechts) dieselbe Leidenschaft für Bio-Anbau und regionale Vermarktung „geerbt“ hat. Auf dem Hof in Melle ist rund ums Jahr Saison und immer Erntezeit, je nachdem, was gerade „dran ist“.
Foto: Dario Ronge
Die „Studentenkiste“ ist prallvoll mit gemischtem Gemüse der Saison.
Foto: Oliver Seifert

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