Nachhaltig & Regional
Kartoffelbauer Peter holkenbrink
Gut zwei Dutzend Kartoffelsorten mit teilweise extrem wohlklingenden Namen pflanzt der Ostbeverner Bauer Peter Holkenbrink auf seinem Hof an. Die Knollen wachsen auf nitratarmem Sandboden, sind ohne Zusatzstoffe belassen und bleiben nach der Ernte unbehandelt. Kein Jahr vergeht, in dem die Sorten nicht optimiert und erweitert werden. Denn Peter Holkenbrink ist zwar traditioneller Landwirt, aber auch offen für Neues.
Die Liebe zum Acker ist dem 1972 geborenen Bauerssohn in die Wiege gelegt. Einige seiner betagteren Kundinnen und Kunden beteuern, schon bei Peter Holkenbrinks Opa eingekauft zu haben. Und sogar die Urgroßeltern Anton und Anna bauten schon Gemüse und Kartoffeln an. Genau wie Oma und Opa Elisabeth und Josef und schließlich auch Holkenbrinks Eltern Antonius und Veronika. Bereits die älteren Generationen der Familie verkauften auf Wochenmärkten und an die Händler am Prinzipalmarkt und auf der Salzstraße das, was von der Ostbeverner Hofernte übrig war. Lediglich die Kriegswirren und ihre Folgen durchbrachen die gute Tradition. So startete Peters Vater Antonius erst 1968 wieder mit dem Marktverkauf auf Münsters Wochenmarkt.
Anfang der 1980er Jahre, so im Alter von acht, neun Jahren, begann auch Peter Holkenbrink samstags mitzufahren und am Stand mit anzupacken. „Die Schönheit des Wochenmarkts habe ich damals wohl noch nicht erkannt“, gibt Peter Holkenbrink heute zu. „Mich lockten eher die 20 Mark, die mein Vater mir als Belohnung fürs Helfen gab.“
So sehr die Eltern ihre Landwirtschaft auch schätzten: Ihrem Sohn gaben sie freie Hand in der persönlichen Entwicklung. „Ich durfte zur Schule gehen, an der wunderschönen Loburg mein Abitur machen, ich spielte leidenschaftlich gern Theater und genoss das Leben abseits der Felder, auch wenn ich weiter bei der Ernte auf dem Hof half“, erinnert sich Peter Holkenbrink.
Nach dem Abi begann er so – bereichert durch viele andere Themen der gymnasialen Oberstufe – ganz freiwillig seine landwirtschaftliche Ausbildung in einem anderen münsterländischen Betrieb. Das war wichtig, da auch einen Chef zu haben, „der sagt, wo es langgeht“. So lernte er sein Können von der Pike auf, schloss schließlich auch Fachschule und höhere Landwirtschaftsschule ab und machte seinen staatlich geprüften Meister mit der Qualifikation, einen Hof zu führen und junge Menschen auszubilden.
Tiptop vorbereitet konnte er nun auf dem väterlichen Hof in Ostbevern voll einsteigen. Natürlich auch mit dem Marktgeschäft in Münster. Und ein Markttag im Jahr 1996, Peter Holkenbrink war damals 24, war es auch, der dem Jungbauern sein persönliches Glück vor die Füße beziehungsweise an den Stand spülte. Denn da war diese besonders nette junge Stammkundin, angehende Lehrerin, die auffällig regelmäßig bei ihm einkaufte. Susi. Sie wurden ein Paar, meisterten nach ihrem beruflich bedingten Wegzug nach Aachen vier Jahre Fernbeziehung mit Pendeln und ewig langen Telefonaten und sind heute seit 20 Jahren verheiratet. Junglehrerin Susi wurde Bauersfrau Susanne. Ein Glück! Wochenmarkt verbindet eben. (Und wir in der Redaktion überlegen gerade, wie viele Liebesbeziehungen auf dem münsterschen Markt wohl schon angebahnt wurden. Die Dunkelziffer dürfte hoch sein! Der Markt ist eben ein sinnliches Vergnügen ...)
Waren es früher lediglich die vier Kartoffelarten namens Sieglinde, Hela, Hansa und Granola, die aus dem Ostbeverner Acker zum Marktstand gelangten, so sind es heute gut zwei Dutzend verschiedene Sorten. „Als ich anfing, das Sortiment zu erweitern, da sagte mein Vater: ‚Du bist doch verrückt!’“, erinnert sich Peter Holkenbrink. Wochenmarktkunden hatten nach Sorten wie etwa den „Bamberger Hörnchen“ gefragt. Holkenbrink begann zu forschen, entdeckte alte Sorten neu und sorgte nach und nach dafür „dass jeder bei uns seine Traumkartoffel findet“. Für viele ist das die „Laura“, eine rotschalige Kartoffel „für alle Fälle“, mit goldgelbem, mittelfestem Fruchtfleisch und überzeugendem Aroma. Welche Sorte zu welchem Gericht passt, das erläutern Holkenbrink und sein Team aus eigener Familie und engagierten Aushilfen gern.
Seit einigen Monaten ist der Stand umgezogen: „Das war eine goldrichtige Entscheidung!“, freut sich Peter Holkenbrink, der neben den Kartoffeln auch andere Gemüse, Eier und Co. anbietet. Der Vater von zwei Söhnen schätzt seinen neuen „Superstandort“ direkt in der ersten Reihe hinter den Prinzipalmarkthäusern. „Ich bin ein Gefühlsmensch und liebe es, wenn die Sonne auf die Auslagen leuchtet und durch den Schatten der Linden bricht“, kommt Holkenbrink ins Schwärmen. Und wer weiß, vielleicht ist diese Begeisterungsfähigkeit ja auch schon „übergeschwappt“ auf die nächste Generation? Filius Leon, 15, ist jedenfalls schon in die Wachtelzucht eingestiegen, hegt und pflegt seine 12 Hennen und verdient sich mit dem Verkauf der Eier sein Taschengeld an Papas Stand.