Schmuckstand auf dem Wochenmarkt Münster Schmuckstand auf dem Wochenmarkt Münster
Foto: Peter Leßmann

Fashion & Accessoires

Mit ganz viel Schmuck und einem Lächeln

erschienen im MÜNSTER! Magazin No. 119 (Dezember 2022)

Sehr streng war ihre Jugend, heute arbeitet sie mit verschmitztem Schwung: Mariele Gommla wuchs in der Nachkriegszeit in einem Geschäftshaushalt auf, mit einem Laden für Lebensmittel, Porzellan „und später sogar Spalt-Tabletten“, mit Onkels, Tanten und Familienanschluss. Geboren 1946 musste sie so in das Großfamiliengefüge eingebunden niemals hungern, aber: Streng war die Erziehung der kleine Mariele auf jeden Fall. Jeden, wirklich jeden Morgen musste sie als Schülerin in die Kirche gehen – am Sonntag noch dazu zur „Christenlehre“. Auch bei Schnee und Eis war das Rocktragen Pflicht. Hosen? Verboten! So wollte es ihre Mutter, die als Hebamme mit der stolzen Zahl von 3.000 von ihr begleiteten Geburten in die Geschichtsbücher der Heimatstadt Herbern einging. Mariele indes wusste sich zu helfen: Sie verließ morgens im Rock das Haus, zog sich in der Waschküche um und ging dann doch in Hosen zur Schule. Und mittags wechselte sie das Ganze retour und kam brav im Rock zurück ins Haus. „Weiß Deine Mama, dass Du Hosen trägst?“, fragte die Lehrerin. „Ja, die findet das gut!“ log die kleine Mariele mutig. Sie durfte zwar nachmittags zum Spielen in den Garten, auf den Hof und (besonders spannend) auf den Dachboden ausströmen, aber jeden Abend musste sie eine Stunde eher als die anderen Kinder heimkommen und war zu einer Stunde Handarbeit verdonnert. „Das war halt die Regel“, erinnert sich Mariele Gommla.

Mariele Gommla an ihrem Schmuckstand Foto: Peter Leßmann
Mariele Gommla ist der lebendige Beweis dafür, dass Mütter (in diesem Fall mit sechs Kindern!) erst mit der Familie und dann „mit Verspätung“ auch im Beruf glücklich sein können.
Ketten am Schmuckstand auf dem Wochenmarkt Foto: Peter Leßmann

Schon mit 17 erwartete sie schließlich ihr erstes Kind, heiratete und gründete eine eigene Familie. An eine Ausbildung war nicht zu denken, auch arbeiten durfte sie nicht. Insgesamt 25 Jahre lang bekam sie Kinder und zog diese auf, das letzte Kind bekamen sie und ihr Mann „zur Silberhochzeit“, inzwischen war sie schon 42. „Das waren alles Wunschkinder“, erzählt die Vielfachmutter. Und sie hatte bei diesem Familienprogramm natürlich immer etwas zu tun! „Meine Kinder habe ich alle gut erzogen. Allerdings nicht so streng wie meine Mutter mich erzogen hat!“, so Mariele Gommla. Als die Kinder herangewachsen waren und der Ehemann 1993 mal „in Kur war“, nutzte sie die Chance, sich beruflich umzutun. Motiviert durch den Nachbarn, der einen Schmuckgroßhandel betrieb und mit etwas eigenem geerbtem Geld in der Tasche investierte sie ihre ersten 1.000 D-Mark. Sie kaufte und verkaufte unter anderem Porzellan und nutzte auch den damaligen Boom der Duftöle – ihre Einnahmen wurden abends von den Kindern aus ihrem ledernen Beutelportemonnaie geschüttet, gestapelt und gezählt. Schließlich wurde ihre Ehe geschieden, Mariele Gommla stand auf eigenen Beinen, wirtschaftete erfolgreich in ihrer Selbständigkeit, kaufte mithilfe der Herberner Volksbank ein eigenes Haus.

Ketten am Schmuckstand auf dem Wochenmarkt Münster Foto: Peter Leßmann
Probieren erwünscht! Beim Stöbern ergeben sich häufig interessante Gespräche zwischen Mariele Gommla und ihren Kundinnen und Kunden.
Schmuckstand auf dem Wochenmarkt Münster Foto: Peter Leßmann
Es funkelt, es glitzert, es lädt zum Stöbern ein – hier zu Verweilen ist ein bisschen so, wie in einem Schmuckkästchen zu kramen.
Kette am Schmuckstand auf dem Wochenmarkt Foto: Peter Leßmann
Mariele Gommla sorgt immer für interessanten Nachschub in ihrem Schmucksortiment.

Auf die Idee mit dem münsterschen Markt kam dann einer ihrer Söhne, damals Student in unserer Stadt: Und da steht sie nun seit gut 25 Jahren, aus einem kleinen Tisch mit Schirm ist ein praktischer Verkaufshänger geworden. Das Schmucksortiment ordert Mariele Gommla fünfmal im Jahr höchstpersönlich auf Messen in Hamburg, Frankfurt und Düsseldorf: Silberschmuck, vergoldeter Schmuck, auch Modeschmuck ist dabei. „Natürlich ist jetzt alles etwas teurer geworden“, erzählt die agile Unternehmerin, deren günstigsten Produkte noch immer unter fünf Euro kosten. „Die teuersten Ketten liegen bei 79 und 89 Euro“, erzählt sie und betont: „Alles nickelfrei!“. Qualität ist ihr wichtig. Die stellt sie sicher, indem sie nur bei ihr bekannten Schmuckherstellern ordert. „Denn ich liebe es, wenn die Kunden zufrieden wiederkommen und sagen: Schauen sie mal, den Ring hier an meinem Finger haben Sie mir vor drei Jahren verkauft!“ Die sechsfache Großmutter und sechsfache Mutter wuppt auch jetzt mit 76 Jahren ihr Business noch allein. „Um 5.10 Uhr fahr ich los an Markttagen und bin dann auch erst zwölf Stunden später wieder zuhause“, erzählt sie. Zum Ausgleich geht sie gern mal ins Kino und ins Theater, und sie schwört auf tägliche Radelrunden. „Mal mit meinem mitgebrachten Klapprad kreuz und quer durch Münster, aber auch mal den Berg nach Capelle rauf, denn einmal am Tag sollte man sich auspowern!“ Das tut sie übrigens auch bei der heißgeliebten Gartenarbeit („Ich bin ein Blumenfan!“). Jetzt aber steht für Mariele Gommla erstmal ein besonders anstrengender Monat an. Denn im Dezember werden Sie sie nicht auf Münsters Wochenmarkt antreffen, sondern auf dem Weihnachtsmarkt im Rathausinnenhof. Mit ihrem Schmuckstand. Jeden Tag, Frau Gommla? „Ja“, lächelt sie. „Das ist immer richtig schön!“

Bunte Armbänder am Schmuckstand Foto: Peter Leßmann

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