Melanie Laukamp in ihrem Atelier Melanie Laukamp in ihrem Atelier
Foto: Max Kruggel

Fashion & Accessoires

Hüte erster Güte

Vor mehr als 25 Jahren absolvierte Melanie Laukamp eine klassische Ausbildung zur Modistin (Hutmacherin) und arbeitete als Angestellte in einem Hutgeschäft. Als sie eine Familie gründete und die Zeit knapper wurde, probierte sie sich auch in anderen kreativen Bereichen aus. „Irgendwann bin ich immer wieder bei den Hüten gelandet“, so Melanie Laukamp.

2017 bezieht sie ein kleines Ladenlokal in der Sternstraße. Den Charme der ehemaligen Fleischerei hat die münstersche Modistin bewusst erhalten. Sie hat die hellen Fliesen mit grüner Bordüre und Verzierung aufpoliert und sich die vielen Bohrlöcher zu Nutze gemacht: Gewindestangen aus dem Baumarkt fungieren als „schwebende“ Hutständer. Gepaart mit wenigen modernen und einigen Vintage-Möbeln ist der Ausstellungs- und Verkaufsraum so individuell wie die Hutmodelle, die Laukamp dort präsentiert. „Jeder Hut ist ein Unikat und genauso einzigartig wie der Kopf darunter“, weiß die Hutmacherin, die sich durch ihre Umwelt, auf Reisen und in Museen zu ihren Entwürfen inspirieren lässt.

Melanie Laukamps Hutatelier Foto: Max Kruggel
„Jeder Hut ist ein Unikat und genauso einzigartig wie der Kopf darunter.“ Melanie Laukamp, Modistin

Filz, Stroh und Stoff sind die beliebtesten Materialien, aber auch Draht, LKW-Plane, Latex, Federn, Plexiglas oder Gummifrösche hat Laukamp schon für Hutmodelle verarbeitet. Sogar aus industriellen Stoffproben, die eigentlich entsorgt werden, fertigt sie Kappen: „Ich persönlich finde es wichtig, dass so etwas nicht weggeworfen, sondern möglichst weiterverarbeitet wird.“ Dieser Nachhaltigkeitsgedanke zieht sich wie ein roter Faden durch das Atelier in der ersten Etage. Ein Großteil der Hutformen aus Lindenholz stammt aus dem Nachlass ihrer ehemaligen Chefin. Ihre wichtigste Nähmaschine ist ein Modell aus den 60er Jahren, das sie auf einem Flohmarkt erstanden hat. Wenn die Modistin Strohhüte fertigt, nutzt sie Einfaden-Kettenstich-Nähmaschinen aus dem Jahr 1890. Auch auf ihr altes Bügeleisen mag sie nicht verzichten, da es heißer wird als moderne Geräte und Hitze zur Fertigung eines Hutes unerlässlich ist. Das demonstriert Laukamp mit dem Hutweiter und dem Hutdämpfer, die mit Wärme und Wasserdampf funktionieren. „Das ist alles Low-Tech und total entschleunigt hier“, erzählt sie, während sie den Rand eines Filzhutes über heißem Dampf formt. Manuell und ganz ohne chemische Zusätze.

Schrank mit Hutformen aus Holz Foto: Max Kruggel
Viel zu entdecken in der Münsteraner Hutmanufaktur.
Hüte von Hand gearbeitet Foto: Max Kruggel
Hut von Hand: Im Atelier fertigt die Hutmacherin all ihre Kopf-Kreationen in qualitativer Handarbeit und mit viel Liebe zum Detail.

2017 hat die Modistin besonders viel Mut bewiesen und beim Head-Wear-Design-Award den ersten Preis in der Kategorie „Kreativ“ gewonnen – mit einem Hutmodell, auf das sie einen Schuh gesetzt hat, dessen Absatz aus einem selbst eingefärbten Seidenkokon besteht. Im selben Jahr hat sie aber auch die Kreativität anderer befeuert und nicht nur einen Hatwalk organisiert, sondern auch selbst zum Wettbewerb aufgerufen: Die Hüte wurden anschließend in der FB69 Gallery ausgestellt. 2019 hat sie für eine Schaufensterdekoration im Stil von Alice im Wunderland bei Kösters – Das Haus für Wohnkultur am Prinzipalmarkt einen großen Stoffhut kreiert.

Privat trägt Melanie Laukamp am liebsten Kappen. Oder ihren 20 Jahre alten Lieblingshut. „Ich habe theoretisch für jeden Anlass einen Hut, aber leider nicht genügend Anlässe“, scherzt die münstersche Modistin. Vielleicht mögen bestimmte Gelegenheiten noch auf sich warten lassen, aber wir sind uns sicher: Was lange währt, wird endlich Hut!

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