Fashion & Accessoires
Von Körben Begeistert
Zuerst erschienen im MÜNSTER! Magazin #109 (Januar 2022).
Wer kann im Alter von 24 Jahren schon sagen, dass er seit sechs Jahren erfolgreich beruflich selbständig ist? Louis Abeltah auf jeden Fall. Zugegeben, „nebenher“ studiert der gebürtige Münsteraner heute auch noch Jura in Köln, sein Herz jedoch schlägt für seine Heimat und seinen Wohnort Münster – und für sein gekorbt.de-Unternehmen, das neben dem Stand auf dem Wochenmarkt seit einigen Monaten auch als Onlineshop aktiv ist. Schon sein Vater Rashid Abeltah, der in Marokko aufwuchs, war von Korbwaren fasziniert. Als Kind sah er den Korbflechterinnen bei ihrer Arbeit zu: Das Handwerk, mit flinken Fingern ausgeführt, zu wahren Meisterwerken veredelt, praktisch noch dazu, blieb bei ihm im besten Wortsinne hängen. Rashid, ältere Münsteranerinnen und Münsteraner werden ihn noch als wichtige Säule des Services bei Stuhlmacher kennen, ist heute mit seinem Café Lavazza an der Piazza zwischen Dominikanerkirche, Kaufhaus und Klemensstraße selbständig.
Parallel betrieb er den Korbstand, erst über zehn Jahre direkt vorm Bankhaus Lampe, dann auf dem Wochenmarkt gegenüber der Post. Und weil sein Sohn Louis „schon immer ein Händlergen hatte“, übergab er ihm dieses Unternehmen direkt nach dessen 18. Geburtstag. „Als Kind habe ich auf dem Flohmarkt mit Pokemon- und Yugioh-Karten gehandelt, als Jugendlicher dann schon an unserem Wochenmarktstand ausgeholfen“, erzählt Louis von seinem „Händchen fürs Verkaufen“. Vertrautes Gesicht für viele Marktkundinnen und – kunden dürfte hier am unübersehbaren und lebendigen Korbstand am Rand des Marktes auch Louis‘ Mutter Simone Abeltah sein. Kennengelernt hatten sich seine Eltern übrigens im alten Jovel (oh, schön!). Das sind Münster-Geschichten, wie wir sie lieben, wann immer sie in unseren Interviews oft einfach ganz beiläufig erwähnt werden.
Seit 2015 hat nun also Louis „den Hut auf “, was den Korbstand betrifft. Parallel zu seiner Schul- und Studienkarriere (von der Hauptschule über das Fachabi zum Vollabi, von dort ins Jurastudium, Respekt!) entwickelte er die Marke „gekorbt.de“. Witziger Name! In der Jugendsprache bedeutet „gekorbt werden“ im übertragenen Sinne „einen Korb bekommen“. Das bleibt hängen! Neben den Korbklassikern aus Marokko (wie die im Stadtbild häufig zu entdeckenden Modelle „Ibiza“, „Casablanca“ und „San Pedro“) erweiterte Louis das Portfolio auf Körbe von der Ostseite Madagaskars sowie aus Ghana: stylishe, bunte, oft mit Applikationen versehene Korbtaschen.
Viele der Materialien sind Recyclingprodukte aus der Landwirtschaft, die schonende Verarbeitung etwa der hochwertigen Ziegenleder-Details für die verstärkten Ränder und Handgriffe der Korbtaschen verlängern die Lebensdauer der robusten und zuverlässigen Begleiter für den Marktbummel. „Ja klar, erst haben meine Freunde schon mal schräg geguckt, als ich mit 18 Jahren selbständig war und dann auch noch mit Korbtaschen“, schmunzelt Louis. „Heute gehen sie aber selbst mit unseren Körben auf dem Markt einkaufen – also, alles richtig gemacht!“ Als begeisterter Münsteraner sieht sich der Jura-Student, der in seiner Freizeit gern durch Münster radelt und sich mit Laufen und Fitnesstraining beweglich hält, auch weiterhin in der Rolle des Marktbeschickers: Demnächst möchte er ein Spendenprojekt für Madagaskar mit seinem Korbstand verknüpfen, in Vorbereitung hat er außerdem ein Online-Bewertungsportal für seinen Stand. Stark! Wir wünschen weiter viel Erfolg.