Portrait Prem Singh Portrait Prem Singh
Foto: Peter Leßmann

Fashion & Accessoires

Der liebenswertige Gürtelmann Prem Singh

Foto: Peter Leßmann
Artikel 606 ist das meistverkaufte Produkt: 4 cm breit, robust, haltbar, in vielen Farben vorrätig.

Er hatte im Laufe seines Lebens schon als „alles Mögliche“ gearbeitet – zum Beispiel als LKW-Fahrer und Handelsvertreter. Als Prem Singh aber 1980 nach Deutschland kam, da fehlte ihm das Visum – und ohne war legales Arbeiten hier nicht möglich. Das war schlecht für den jungen Mann, der sich in Deutschland einbringen wollte, dies aber nicht durfte. Und der Zustand änderte sich auch nicht, als der Inder Prem 1985 seine deutsche Frau Petra heiratete. („Wie wir uns kennengelernt haben? Ja, einfach so, auf der Straße! Wir fanden uns interessant und haben uns ein paarmal getroffen. So wurden wir ein Paar.“ Anmerkung der Redaktion: Wenn das doch immer so einfach wäre!) Im Laufe der Jahre aber änderten sich die Gesetzgebungen und 1989 startete Prem Singh dann seinen ersten Marktstand – mit Modeschmuck, auf einem ausgeklappten Tapeziertisch präsentiert, auf allerlei kleinen, bunten Sonntagsmärkten fing es an. Seit vielen Jahren sind nun jede Menge Gürtel der Schlüssel zum Glück von Prem Singh, seiner Frau Petra Krüger und ihrem gemeinsamen Sohn Tim. Pflanzlich gegerbtes Vollrindleder, überwiegend aus Italien in zwei, drei, dreieinhalb, vier und fünf Zentimetern Breite und in vielen Farben, versehen mit unterschiedlichsten Schnallen, bilden den Kern des Singh’schen Sortiments.

Gürtelmarktstand vor dem Dom Foto: Peter Leßmann
An die Domwand geschmiegt: Prem Singh liebt diesen Platz für seinen Gürtelstand.
Schmuckschnalle Foto: Peter Leßmann
Da schnallste ab! Viele verschiedene Schmuckschnallen machen aus den Gürtelstandards kleine Kunstwerke am Hosenbund.

Wir sind Lederexperten, und die Qualität ist uns das Wichtigste“ – zwischen 12 und 35 Euro kosten die meisten der Produkte. „Ein extrastabiler Gürtel, zum Beispiel für die Anforderungen eines Dachdeckers, kostet auch schon mal 45 Euro – das sind aber eher Ausnahmen“, erzählt Petra Krüger, die samstags häufig an der Seite ihres Mannes auf dem Markt anzutreffen ist. Neben dem Umgang mit den Werkstoffen, mit Leder und Schnallen, Lochzange und Zentimetermaß ist es vor allem der Kontakt mit den Menschen, der den liebenswerten Gürtelmann Prem Singh reizt: „Fast ausnahmslos alle sind nett, viele sind Stammkunden und kommen immer wieder, auch jetzt, um Gürtel zu Weihnachten zu verschenken“, erzählt er. Auch die Gemeinschaft der Marktbeschicker gefällt ihm: Man kennt sich, man hilft sich, das ist selbstverständlich. 

Lochzange Foto: Peter Leßmann
Handarbeit: In vielen Schritten zum langlebigen, perfekt passenden Gürtel.

Über das Aushelfen auf dem Markt kam auch Sohn Tim, 30, irgendwann auf den „Gürteltrip“ – er lernte zwar erst Schreiner und studierte Ökotrophologie, ist jetzt aber mit seinem eigenen Gürtelunternehmen in Gronau selbstständig. Und während er samt Freundin samstags ganz selbstverständlich am elterlichen Marktstand mit anpackt, helfen die Eltern unter der Woche auch in seiner Firma mit aus. Starke Bande. Schöne Gürtel. Guter Zusammenhalt. Viel Freizeit bleibt nicht, die tägliche Stunde Radeln nach Feierabend ist aber ein schönes Ritual für Petra Krüger und Prem Singh. Genauso wie das indische Kochen, das Petra sich unter anderem von den Besuchern aus Prems Heimat abgeguckt hat: etwa ganz typisch Chapatis (indisches Flachbrot, Anmerkung der Redaktion) zu Dal (aus Hülsenfrüchten) und Salat. „Erschöpft vom Reden“ ist der freundliche Gürtelmann Prem am Ende eines jeden Markttages. Lange her ist die Zeit, als er, Sohn eines indischen Professors und in den 1980ern neu in Deutschland, hier nicht arbeiten durfte. Heute ist er mehr als gut beschäftigt. Immer sind er und seine Familie bescheiden geblieben. „Wir sind zufrieden“, sagen Prem und seine Frau Petra – und schon sind sie wieder mit Marktkunden im Gespräch.

Familie von Prem Singh Foto: Peter Leßmann
Family Business: Ledergürtel prägen das Leben von Familie Singh-Krüger.

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