Ausblick aus dem 1648 Ausblick aus dem 1648
Foto: Hubertus Huvermann

Cafés

Ein Konzept – Dem Himmel so nah

Gastbereich im 1648 Foto: Hubertus Huvermann
Aus dieser Perspektive haben Sie unsere Sehenswürdigkeiten sicher noch nie studiert, schon gar nicht so gemütlich mit Kaffee und Torte ...

Zugegeben … leicht zu finden ist das neue und einzigartige Gastronomie-Juwel nicht. Denn 1648 ist ein Teil des Stadthauses I mitten in der Stadt und der Eingang an der Heinrich-Brüning-Straße mutet reichlich unspektakulär an. Durch diese schmale Tür geht es hinein? Ja. In diesem Flur bin ich richtig? Ja. Und jetzt mit dem Aufzug in die Zwölfte? Exakt. 

Oben angekommen jedoch ist dann sofort klar: „Hier bin ich richtig!“. Ein atemberaubender Ausblick erstreckt sich 360 Grad um die Spitze des Stadthausturmes herum – weiter Blick, die Schönheiten unserer Stadt wie Dom, Lamberti und Co. zum Greifen nah. Miniaturwunderland. Nur in der Heimat. Und alles ist wirklich echt.

Jeder der hier zum ersten Mal den Weg nach oben gefunden hat, will erstmal einfach nur: gucken. „Ach da hinten, der Fernsehturm! Und da, das Schloss!“ – traumhafte Aussichten hier. Und das gilt in vielfacher Hinsicht. Denn 1648 (die Gastronomie ist nach dem Jahr des Westfälischen Friedens benannt) ist nicht irgendein Betrieb, sondern ein Gesamtkonzept, über das sich kluge Menschen im Vorfeld viele Gedanken gemacht haben.

Mit einer öffentlichen Ausschreibung fing 2017 alles an. Im Rahmen der umfassenden Sanierungsarbeiten am Stadthaus sollte die damalige Kantine der Stadtverwaltung neu gedacht werden. Das Ziel: ein All-in-One-Konzept mit Café und Restaurant, nutzbar für die städtischen Angestellten, aber auch für die Öffentlichkeit, zudem buchbar als Eventlocation.

 

Ausblick auf die Innenstadt im 1648 Foto: Hubertus Huvermann
Hallo St. Lamberti-Kirche!
Foto:

Die Bewerbung der Alexianer bekam den Zuschlag. Die Idee: Ein Integrationsbetrieb. Mit Arbeitsplätzen für Menschen mit und ohne Behinderung. Und das ganz bewusst an diesem exponierten Ort im Herzen der Stadt.

Und dann begannen die Planungen. Und auch direkt schon die Umsetzung. Denn viel Zeit war bis zur Eröffnung nicht. Viele Gedanken, viel Kreativität und Vorstellungskraft flossen in die Konzeption der neuen Gastronomie  – viel Geld natürlich auch: 1,3 Millionen Euro! Neben Mitteln aus Stiftungen und einem Zuschuss des Landschaftsverbandes investierten etwa die Hälfte der Summe die Alexianer selbst.

„Der Himmel über Münster ist eröffnet“, rief schließlich unser Oberbürgermeister Markus Lewe bei der Eröffnungsfeier Mitte September aus und wir sind uns sicher: Er meinte nicht nur die luftige Höhe, sondern auch das im übertragenen Sinne himmlische Konzept, das auf vielen (soliden) Füßen steht und zugleich auf vielen (flexiblen) Flügeln schwebt.

Stichwort: Regionalität. Gesund und nachhaltig – das ist der Anspruch an die Speisen und Getränke, die hier für Erfrischung und Genuss sorgen. Von der münsterschen Liba Limonade bis zum regionalen Schnaps, von Zutaten aus dem Münsterland bis zu einem ganz besonderen Coup für Leckermäuler: Nach Originalrezepten von Café Grotemeyer gebackene Kuchen und Torten sorgen hier für Traditionserhalt und exzellente Kaffeehausqualität – eine Grotemeyer-Konditorin und zwei Mitarbeiter aus dem Service wurden kurzerhand ins 1648 übernommen, um ihnen eine neue Perspektive nach der Schließung des Cafés zu bieten und um das wertvolle Erbe zu erhalten. Was für ein Kompetenzzugewinn!

Stichwort: Architektur. Auch wenn die städtischen Mitarbeiter diesen Ort als ihre Kantine ansehen dürften (die auch für die Öffentlichkeit gedacht ist, die Vermischung der Gästegruppen ist gewünscht): Kantinenstil prägt die Location ganz bestimmt nicht. Die Innenraumgestalter und Tischler des münsterschen Erfolgs-Start-Ups Kawentsmann haben hier sichtbar ihre Finger im Spiel gehabt. Sie entwickelten ein Mobiliar-Konzept, das sie teilweise selbst umsetzten, teilweise aher auch in den Alexianer Werkstätten von den dortigen Beschäftigten nach Kawentsmann-Entwürfen bauen ließen: Hand in Hand wurden die Holz-Stahl-Konstruktionen wie Tische und Barhocker konstruiert und als Basis für die großen Flächen eingesetzt. Die dem Mobiliar so typische Transparenz (massive Holzplatten, filigrane Unterkonstruktionen) trägt zur Transparenz im 1648 bei: Es ist gemütlich, aber licht, der freie „Bick auf den Ausblick“ bleibt unverstellt.

Frischer Tarte im 1648 Foto: Hubertus Huvermann
Original-Torten und -Kuchenrezepte des Traditionsunternehmens Grotemeyer. Köstlich!

17,5 Stellen wurden hier geschaffen, sieben Kollegen aus dem Team sind Beschäftigte, die zuvor in Alexianer Betrieben oder Werkstätten gearbeitet haben oder eigens für 1648 eingestellt wurden. Die Aufgaben sind sensibel verteilt. Fällt es einem Beschäftigten schwer, zu lesen, konzentriert er sich auf das Servieren und Abräumen. Wer zunächst Berührungsängste bezüglich des Gästekontakts ist, bereitet vielleicht die Flächen vor und nach, deckt in Ruhe ein, poliert das Besteck – und so weiter. Wir verstehen, was Betriebsleiter Leuker mit „Puzzle“ meint. Viele Teile, ein großes Ganzes. Und zusammenpassen muss alles. Schließlich gibt es auch noch den Faktor Zeit: Kein Puzzle füllt sich in Sekunden!

Aber das kleinteilige Zusammenwirken funktioniert. Obwohl das Team geradezu überrollt wurden vom Ansturm der interessierten Münsteraner und ihrer Gäste: Zu jeder Stunde der Öffnungszeiten sind die Barhocker, Sessel, Bänke und Stühle und auch die handverlesenen Lounge Sessel besetzt. Geduldig warten die Kunden auf Kaffee und Kuchen, Mittagstisch oder auch ein Gläschen Sekt – zugegeben, nicht immer geht alles rasend schnell vonstatten, aber dafür mit umso größerer Herzlichkeit und natürlich einem super Blick über die Stadt. Kein Mensch hatte erwartet, dass sich die Besonderheit der neuen Location so schnell herumsprechen würde: Die Mitarbeiter und Beschäftigten mit Handicap beweisen derzeit Nerven wie Drahtseile, Respekt!

Großzügiger Innenraum des 1648 Foto: Hubertus Huvermann
Auf zwei Etagen spielt sich das Leben im 1648 ab.

Es gibt Frühstück, Mittagsangebote und Kaffee und Kuchen. Eine kleine Karte, mit der sich die Gäste und auch das Team erstmal an die Location gewöhnen können. Für städtische Mitarbeiter sind mittags Tische reserviert, damit sie sich in ihrer Pause reibungslos stärken können. 

Um 18 Uhr ist dann aber abends dann auch wirklich Schluß. Naja, nicht ganz. Denn die Location hat sich inzwischen auch für Events herum gesprochen. Und dafür kann man auch abends buchen. Hier wurden also inzwischen schon Banken-Jubiläen gefeiert, Kochbücher vorgestellt und Netzwerkevents auf die Beine gestellt. Ganz zu schweigen von den vielen Vorweihnachtsfeiern, die im Dezember anstehen – neue Herausforderungen für das frisch formierte und hochmotivierte Team.

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