Sofas und Bücherregal in der Pension Schmidt Sofas und Bücherregal in der Pension Schmidt
Foto: Marvin Schwienherr

Kunst & Kultur

die pension ohne betten

„Manchmal rufen immer noch Leute an und fragen, ob sie ein Zimmer mieten können!“ – das mag wohl am Namen liegen! Die Pension Schmidt ist, anders als man es als Nicht-Münsteraner auf der Suche nach einem Schlafplatz erwarten könnte, keine Übernachtungsunterkunft. Sie ist Café, Bar und nicht zuletzt Kulturstätte – und feiert in diesem Jahr ihren zehnten Geburtstag. Mit ihrer urigen Einrichtung, der entspannten Atmosphäre und einem ausgefeilten Kulturprogramm ist die Pension Schmidt aus Münsters Innenstadt nicht mehr wegzudenken.

Einst, lange vor der Eröffnung im Jahr 2012, war in dem Haus am Alten Steinweg 37 tatsächlich einmal eine Pension beherbergt. Als es vor zehn Jahren um die Namensfindung der neuen Lokalität ging, spielte diese Vergangenheit des Gebäudes mit in die Überlegungen hinein. Vor allem aber wollten die Gründer einen Namen, der mit einem Augenzwinkern Assoziationen zu Omas Wohnzimmer erweckt. „Es sollte nicht zu fancy und nicht zu spezifisch klingen – Schmidt ist ein Allerweltsname und kann Platzhalter für ganz viele Dinge sein“, erklärt Niklas Blömeke, der seit dem Gründungsjahr mit an Bord ist. Eine kluge Wahl, denn die Pension Schmidt lässt sich nicht so leicht in eine Schublade packen. Unter Münsteranern hat sie mittlerweile Kultstatus – und dass es hier keine Zimmer zu vermieten, dafür aber so einiges anderes zu entdecken gibt, hat sich herumgesprochen.

Zuschauer bei einem Konzert in der Pension Schmidt Foto: Caja Homann
Entspannt in den Sesseln loungen und Lesungen oder Konzerten lauschen – so geht entspannte Kultur in der Pension Schmidt.

Lauschen, diskutieren, quizzen

Schon tagsüber herrscht in der Pension Schmidt reger Betrieb. Münsteraner kommen zum Frühstück, man trifft sich zu Kaffee und Kuchen oder nimmt als Pause vom Shoppingtag ein Kaltgetränk an den Außentischen ein. Abends ist in der Pension keineswegs Schicht im Schacht: Das Café wird zur Bar, mit einer Getränkeauswahl, die sich sehen lassen kann. Chillige Hintergrundmusik und die urigen Sessel- und Sofagrüppchen mit Flohmarkt-Flair laden zum Feierabenddrink mit Freunden ein. Aber auch das ist noch nicht alles. An etwa acht Abenden pro Monat lockt die Pension Schmidt mit einem ausgewählten Kulturprogramm. Konzerte von internationalen Newcomer-Musikern, Lesungen von aufstrebenden oder bereits bekannteren Autoren, interaktive Diskussionsformate und jeden Donnerstag ein Quiz-Abend – das Programm ist vielfältig und die Veranstaltungen meist gut besucht. So manch ein Stammgast ist jeden Donnerstag in der Pension anzutreffen, um beim Quiz in chilliger Atmosphäre und bei leckeren Drinks sein Wissen unter Beweis zu stellen.

Cocktails in der Pension Schmidt Foto: Moritz Wolf
Heißer Kaffee und kalte Longdrinks – die Pension Schmidt kann beides. Besonders fällt hier auch das bunt gemischte Publikum auf: Studierende, junge Familien und auch ältere Gäste genießen in der Pension ihre Getränke und das Kulturprogramm.
Cappuccino in der Pension Schmidt Foto: Moritz Wolf

Dass die Pension Schmidt mehr als „nur“ ein Café und eine Bar werden sollte, war von Anfang an der Plan. Gründer Thomas Wehrmann hatte genau das im Sinn, als er den Mietvertrag am Alten Steinweg unterschrieb. Zu der Zeit betrieb er gemeinsam mit Stefan Jansen noch das Teilchen und Beschleuniger an der Wolbecker Straße. „Aber ich wollte noch einen Schritt weitergehen und etwas mit mehr Kulturveranstaltungen machen, dafür war das Teilchen zu klein“, berichtet Thomas von der Geburtsstunde der Pension Schmidt. „Also hab ich zugeschlagen, als mir der Laden angeboten wurde!“ Wenig später kam Niklas dazu, der seither zuständig für das Veranstaltungsprogramm ist und jeden Monat interessante Künstler auf die Bühne der Pension Schmidt bringt.

Musiker bei einem Konzert in der Pension Schmidt Foto: Jan Lamprecht
Beim Kulturprogramm in der Pension Schmidt liegt der Fokus auf Newcomern und internationalen Künstlern.

Bei der Auswahl der Acts sind meist drei Kriterien entscheidend: Als kleiner Laden will die Pension Schmidt insbesondere Newcomern die Chance bieten, ihre Kunst unter die Menschen zu bringen. Außerdem ist die Pension vor allem an internationalen oder zumindest überregionalen Kunstschaffenden interessiert, um mit dem Programm Münsters Kulturhorizont zu erweitern. Und schließlich ist es wichtig, dass die Events auch in das Ambiente passen: „Da das Publikum gemütlich in Sesseln und Sofas sitzend zuhört und die Pension Schmidt nicht aufs Tanzen ausgelegt ist, schließt das einige Genres aus. Es muss ins Setting passen, eine Rockshow oder ähnliches auf der Bühne würde da eher irritieren“, erklärt Niklas. Die Suche nach Acts läuft mal aktiv – Niklas wird auf Künstler aufmerksam und fragt sie an –, häufig melden sich aber auch Agenturen bei ihm, um ihren Musikern ein Konzert in der Pension zu organisieren. So kommen neben aufstrebenden Newcomern auch schon mal große Dinger wie die amerikanische Band „Big Thief“ dabei rum, die für ihren einzigen Auftritt in Deutschland im münsterschen Steinweg vorbeischauten.

Musiker auf der Bühne in der Pension Schmidt Foto: Caja Homann
Die Musik-Acts in der Pension Schmidt müssen ins Ambiente und zum bestuhlten Publikum passen – richtig rockig wird es also selten.

Skandinavischer Wohnzimmerlook mit Gemütlichkeitsfaktor

Nicht nur das Kulturprogramm, sondern auch die urige Wohnzimmereinrichtung traf damals bei der Eröffnung einen Nerv bei den Münsteranern. Inzwischen haben sich allerdings unter die günstigen Flohmarktmöbel auch einige hochwertige Stücke gemischt – auch wenn man das als Laie auf den ersten Blick nicht erkennt, weil das Interieur dem skandinavischen Shabby-Look weiterhin treu bleibt. „Der Laden lebt davon, dass immer mal wieder etwas Neues einzieht“, so Gründer Thomas. Der typische Pension-Schmidt-Style mit hohem Gemütlichkeitsfaktor bleibt dabei aber stets erhalten. Vermutlich nehmen die Münsteraner das Café auch deshalb so gut an, weil es etwas Vergleichbares in so zentraler Lage kaum gibt. Ketten wie das Extrablatt, alternative Szene-Lokalitäten wie das Fyal oder die Kneipen an der Jüdefelderstraße ziehen jeweils ein spezifisches Klientel an – in der Pension Schmidt jedoch kommen Studierende zum Frühstücken, junge Eltern trinken nach dem Markt ihren Kaffee, und auch Ü-50-Gäste sind herzlich eingeladen, mal an der Bar zu versacken, beschreiben Thomas und Niklas das bunt gemischte Publikum. „Hier ist wirklich jede Altersgruppe vertreten. Wir sind auf eine positive Art Mainstream, sodass einfach jeder bei uns andocken kann“, so Niklas. Dazu trägt auch das Kulturangebot bei. „Die Events machen den Laden noch offener. Durch die Veranstaltungen kommen auch Leute, die sonst nicht zu uns gefunden hätten“, erklärt Thomas.

Zimtschnecke und Kaffee in der Pension Schmidt Foto: Moritz Wulf
Das gemütliche Interieur und die liebevolle Dekoration in der Pension Schmidt erinnert an Omas Wohnzimmer – zumindest bei jenen Omas, die einen guten Geschmack haben!
Frühstücksteller in der Pension Schmidt Foto: Moritz Wulf
Auch zum deftigen Frühstück lädt die Pension Schmidt ein. Samstags und sonntags von 10 bis 12 Uhr locken die klassische, vegetarische und vegane Variante – Prosecco inklusive!

Die Freiheit, über den Tellerrand zu schauen

Thomas spricht aus Erfahrung – in Münsters Gastro-Szene hat er in einigen Lokalitäten seine Finger im Spiel. Der gelernte Veranstaltungskaufmann sammelte schon Erfahrungen im Dininghof und im Factory Hotel, eröffnete neben dem Teilchen & Beschleuniger auch das Fyal und startete eine eigene Hiphop-Partyreihe. Irgendwann hatte er gemeinsam mit einigen Freunden einen richtigen Jieper darauf entwickelt, neue Läden aufzumachen – und so folgten die Tante August, Bun Bites Beef und – nachdem auch Niklas mit eingestiegen war – Salam Kitchen, der Biergarten Klamm & Heinrich, die Bar Levin und das Café Fam. Nicht bei allen Lokalitäten sind Thomas und Niklas heute noch an Board, aber gemeinsam mit zwei weiteren Kollegen können sie immer noch auf eine stolze Anzahl an Cafés und Restaurants blicken.

Ist es nicht stressig, da den Überblick zu behalten? „Wir funktionieren super im Team. Es war nie die Idee, dass die Geschäfte inhabergeführt laufen und man jederzeit hinter der Theke anzutreffen ist. Wir haben die Arbeit von Anfang an auf mehreren Schultern verteilt und sind sehr gut vernetzt“, so Thomas. Auch dass man nicht auf den ersten Blick erkennt, welche Lokalitäten in Münster von dem Gründerteam betrieben werden, ist so gewollt. „Die Läden haben jeweils eine ganz eigene Identität. Es geht uns nicht darum, etwas zu kopieren, was woanders schon mal funktioniert hat – wir wollen immer wieder neue und eigenständige Konzepte erschaffen.“ Das sei das Schönste am Alltag der Gastro-Gründer: Die Freiheit, weiterdenken zu können und immer wieder über den Tellerrand hinauszuschauen. Und so wird auch in der Pension Schmidt immer wieder am Konzept gefeilt. „Wir wollen das Pferd, das wir einmal gesattelt haben, nicht totreiten“, so Niklas. Stattdessen will das Team sich immer wieder selbst hinterfragen und neue kreative Akzente setzen. Lobenswert – und eine echte Bereicherung für Münsters Gastronomie-Szene! 

Das Kulturprogramm der Pension Schmidt finden Sie hier.

Ähnliche Artikel

×

Jetzt Newsletter abonnieren

Münster-Inspirationen, Gastro-Tipps, Shopping-Spots und Event-Highlights – einmal im Monat direkt im Postfach.

Vielen Dank! Wir haben Ihnen eine E-Mail geschickt. Bitte bestätigen Sie dort Ihr Abo.

Ich melde mich zum Münster! Inside Newsletter an. (Einwilligung jederzeit widerruflich).

Datenschutzerklärung

×

Share

Link kopieren