Kunst & Kultur

GEOMUSEUM: Im fröhlichen Steingrau

erschienen im Münster! Magazin No. 126 (Juni/August 2023)

„Die Fahrradständer für die Besucher und der Findling sind schon mal an ihrem Platz“, verkündet Norbert Robers, Pressesprecher der Universität Münster mit dezenter Selbstironie. Er führt durch den Innenhof der prächtigen Landsberg‘schen Kurie und verschwindet über die Treppe im ersten Stock – alle anderen Zugänge im Geomuseum sind sorgsam verklebt. Es ist ein bisschen wie Weihnachten, vor der Bescherung. Zum „Waldspaziergang“ hat die Universität Münster eingeladen. Die Pressevertreter durften vorab als „Appetizer“, so nennt es Norbert Robers, „die Karbonwälder im Geomuseum“ besuchen.

Nach 16 Jahren Bauzeit und mehreren angekündigten, aber nie geschehenen Eröffnungen soll am Donnerstag, 10. August, das Geomuseum eröffnen. Träger des Geomuseums sind das Institut für Geologie und Paläontologie, das Institut für Mineralogie sowie das Institut für Planetologie der Universität Münster.

Das ist nichts Neues, denn in die Kurie zog bereits 1880 das museum mineralogicum et zoologicum. Das Geomuseum wurde 2007 beschlossen und daraufhin auch geschlossen – für den Umbau. Dem lagen so manche Steine im Weg. Aber jetzt: Als allererstes Appetithäppchen gab es vor knapp einem Jahr die Enthüllung des 43.000 Jahre alten Ahlener Mammuts im Eckzimmer. Seitdem war die Öffentlichkeit wieder außen vor. Nun also der zweite Stein im Spiel: die Karbonwälder. Wer einen Spaziergang unter grünen Kronendächern erwartet hatte, unter nachgebauten Bäumen, hat den Zahn der Zeit verpasst: Die Karbonwälder sind längst versteinert. Im Geomuseum bleibt Professor Harald Strauß nur eine lebendige Erzählweise: „Westfalen war vor 300 Millionen Jahren wie ein tropischer Regenwald. Es gab Baumriesen, die 40 Meter hoch wurden, mit schnell wachsenden Bäumen, die nur aus Rinde bestanden“.

Foto: Cornelia Höchstetter
(Von links) Professor Dr. Harald Strauß, Peter Swietza von der Haustechnik, Dr. Peter Schmid­ Beurmann (Leiter Mineralogie), Kerstin Brünenberg (Referentin für Bildung und Vermittlung) sowie Dr. Steffen Trümper (Leiter Geologie und Paläontologie). In der Mitte der Findling. Er reiste in der Eiszeit aus Skandinavien an. Zumindest bis nach Hamburg. Das letzte Stück Weg nach Münster nahm er kürzlich im LKW.

Diese Wälder deuteten die Museumsmacher in einem überhohen Raum an der Wand an. Als Gemälde. Gefühlt zehn Meter hoch reichen die braunen, grauen und schwarze Baumsilhouetten an (der Humorist Loriot hätte von einem fröhlichen Steingrau gesprochen ...), und werden von echten versteinerten Funden aus der Region ergänzt. Sowohl Baumstammteile, versteinerte Blattformen als auch einen Baumstumpf, so groß wie der Professor selbst. Es war eines der ersten Exponate, die hier platziert wurden – seine 1.200 Kilogramm wurden über das Dach am Anfang der Bauphase hineingehievt.

Aus den Karbonwäldern wurde Steinkohle, das schwarze Gold Westfalens und des Ruhrgebiets: So kam es zum Kohleabbau. Zuerst in Witten, wo die Steinkohle an der Oberfläche lag. „Das Steinkohlevorkommen zog sich bis Ibbenbüren, wo bis 1.500 Meter tief das Anthrazit abgebaut wurde“, erzählt Professor Harald Strauß. Stolz zeigt er einen schwarz-funkelnden Steinbrocken in der Vitrine: „Das ist ein Stein aus der letzten deutschen Steinkohleförderung vom 4. Dezember 2018 in Ibbenbüren.“ (siehe auch MÜNSTER! 12-2018)

Foto: Cornelia Höchstetter
Foto: Cornelia Höchstetter

Die Karbonwälder stellen einen von 14 Räumen im künftigen Geomuseum dar, die die Erdzeit- geschichte „Vom Urknall bis ins heutige Westfalen“ chronologisch erzählen. 13,8 Milliarden Jahre in den Kurie-Gebäuden. Die Karbonwälder sind noch nach dem üblichen Museumsprinzip „Exponate, Beschreibungen, Schilder“ eingerichtet. Dabei würde in dem münsterschen Museum perfekt die Biege zur Jetzt-Zeit mit einem Fahrrad aus einem Carbonrahmen passen. Nur so als Idee. Kerstin Brünenberg, Referentin für Bildung und Vermittlung, verspricht aber eine Ausstellung mit „taktilen Angeboten, mit Hör- und Medienstationen.“ Schließlich sollen die künf- tigen Museumsbesucher nicht alle steinalt sein.

Jetzt zählt die Zukunft: Pressesprecher Norbert Robers schwor Stein und Bein, dass am Donnerstag, 10. August, eröffnet wird. Auf dass den Museumsmachern an diesem Tag der Stein vom Herzen falle ...

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