Krautpflanzen von Hölscher Krautpflanzen von Hölscher
Foto: Peter Leßmann

Nachhaltig & Regional

Pflanzenexpertin Magdalena Hölscher

Allein über 200 Sorten essbare Pflanzen – nicht nur Gärtner- auch Genießerherzen beginnen zu hüpfen, wenn sie die Vielfalt am Stand von Familie Hölscher entdecken. Regional, frisch, gesund und ökologisch kultiviert, frei von Pestiziden und Herbiziden sowieso – das Angebot sieht nicht nur überwältigend aus, auch die inneren Werte stimmen. Denn Hölschers setzen anstelle von Chemie Nützlinge aus der Tierwelt ein und haben ihren Betrieb in Neuenkirchen durch den Einsatz eines Bewässerungscomputers mit geschlossenen Kreisläufen für die Zukunft und eine ökologische und zugleich hocheffiziente Anzucht der Pflanzenvielfalt und deren besondere Qualität fit gemacht. Die Pflanztische im Gartenbaubetrieb stehen eng an eng und werden mit sogenannten Ebbe-Flut-Platten und Alu-Rinnen sowie auf Grundbeeten mit einer Fließmatte geflutet, ablaufendes Wasser wird weitergenutzt. Dieses System der geschlossenen Kreisläufe ist besonders umweltfreundlich, da die Nährstoffe nicht ins Grundwasser gelangen können und spart zusätzlich Ressourcen. Die gesamte Hof- und Gewächshausfläche dient als Regenauffangfläche. Dieses Regenwasser läuft über Rohrsysteme in einen Naturteich, aus dem das Wasser für die Bewässerung der Pflanzen genutzt wird. Dazwischen tummeln sich Bienen- und Hummelvölker, die ausschwärmen, um die Pflanzen zu bestäuben.

 

Portrait Burkhard Lütke Laxen Foto: Peter Leßmann
Magdalene Hölscher und ihre Familie verbinden das seit Generationen weitergegebene Gärtnerwissen mit einem ökologischen Ansatz und unter anderem auch mit fortschrittlichen „Kreislauf“- Bewässerungsmethoden
Marktstand Lütke Laxen Foto: Peter Leßmann

Was für eine Idylle, die hier der exzellenten Qualität, von Hobby- und Profigärtnern geschätzt, in die Hände spielt. Das ist umso schöner, da ein schwerer Schicksalsschlag die Geschichte des Neuenkirchener Gartenbaubetriebs vor vielen Jahren zunächst jäh unterbrach. 1950 gegründet durch Josef Hölscher, den Großvater des heutigen Juniorchefs Kevin, musste das Unternehmen ab 1972 zehn Jahre extern verpachtet werden, da Josef Hölscher, selbst damals bereits Witwer, mit drei seiner sieben Kinder auf einer Fahrt zum Großmarkt tödlich verunglückte. Konrad Hölscher war damals zwölf Jahre alt und blieb mit drei Geschwistern als Vollwaise zurück. Er entschloss sich nach dem Schulabschluss zu einer Gärtnerlehre, beendete die Verpachtung der Hofflächen an Dritte und baute ab Anfang der Achtziger Jahre den elterlichen Betrieb mit Fachwissen, Fleiß und Ehrgeiz wieder auf – und machte ihn zu dem, was wir heute auf dem münsterschen Wochenmarkt erahnen können. 

Heilpflanzen Hölscher Foto: Peter Leßmann
Als ausgesprochene Heilpflanzen sind hier etwa Kamille, Melisse, Borretsch, Artischocke, Wermut (Absinth) und Jiaogulan (Kraut der Unsterblichkeit oder Kraut der 100-Jährigen) zu haben. Beliebt sind derzeit auch die sieben Kräuter für die legendäre Frankfurter Grüne Sauce: Borretsch, Kerbel, Kresse, Petersilie, Pimpinelle, Sauerampfer und Schnittlauch. Lecker!

Umso schöner ist es, dass Sohn Kevin (31) sich ebenfalls entschieden hat, in die Fußstapfen von Vater und Großvater zu treten. Seit 2015 ist er (ausgebildet als Kaufmann im Einzelhandel, Gärtner und Gartenbauingenieur) an Bord und hat hier unter anderem die Erweiterung der Kräuterkompetenz sowie die ökologische Anzucht mit vorangetrieben. Was Pflanzen zum Wachsen brauchen das wissen die Hölschers, denn sie betreiben ihr Unternehmen mit dem Können des ausgebildeten und erfahrenen Gärtners und sehen sich mehr als solche als als reine Händler. Daraus ergibt sich auch die ausgewiesene Beratungskompetenz, die bei jedem „Pöttchen Petersilie“, das am Stand Richtung Überwasserkirche herübergereicht wird, mitgeliefert wird. „Welche Erde braucht das Pflänzchen, wie sollte es stehen, wie lässt sich das Kraut einsetzen? Diese Fragen beantworten wir gern“, so Magdalene Hölscher, selbst auf einem Ahauser Hof aufgewachsen und Expertin für Pflanze und Beet, auch wenn sie parallel für die Volksbank Gronau-Ahaus im Einsatz ist. 

„Eine halbe Stelle bei der Bank, eine ganze auf dem Hof! Passt rechnerisch nicht, ist aber mein schöner Alltag“, scherzt Magdalene Hölscher. Sie schwört auch auf die Heilwirkung von Kräutern und weiß hier viele Geschichten zu erzählen. Zur Zucht von Duftlavendel ließen sich die Hölschers etwa in Tel Aviv inspirieren, ihre Wermut bzw. Absinthpflanzen kommen unter anderem beim Schnapsbrennen auf dem Land zum Einsatz und Exotika wie Katzenschwanz, Aloe Vera und andere Nischenprodukte sind Geheimtipps etwa für die Behandlung von Hautirritationen bei Eichenprozessionsspinner-Reaktionen. 

Schnittlauch Hölscher Foto: Peter Leßmann
Früher hatten die Hölschers zwei kleinere Stände auf Münsters Wochenmarkt. Jetzt ist es ein einziger, aber sehr großer Standort mit einer überwältigenden Vielfalt an mit Gärtnerkönnen gezogenen Pflanzen. Ein Genuss für alle Sinne!

Wissen um die Zusammenhänge und Wertschätzung der Natur sind die Grundlage der Expertise, die die Hölschers und ihr Team gerne teilen. Sie kultivieren ihre grüne Pracht nicht nur für die Endkunden, sondern auch für qualitätsbewusste Zwischenhändler, die sich auf die Güte der Ware verlassen möchten. Der ökologische Ansatz geht hier rund ums Jahr – darum wird im Winter etwa auch nicht mit Salz, das in den Wasserkreislauf einwirken würde, gestreut. Die Vielfalt der Waren lässt sich Monat für Monat am Wechsel des Hölscherschen Sortiments ablesen: Ein Bummel am Stand entlang lässt so immer Neues entdecken. Demnächst etwa freuen wir uns schon auf Schnittblumensträuße von den eigenen Blumenfeldern, auf selbstgezogene Gräser, Dahlienpracht und Asternvielfalt. Die stabilen und widerstandsfähigen Pflanzen aller Arten sind von Gärtnerhand gezogen, pikiert, gehegt und gepflegt, das ist ihnen anzusehen und darauf sind die Hölschers zurecht auch ein bisschen stolz. 

Ihre Gärtnerleidenschaft geben sie trotz aller Professionalität und der entsprechenden Mengen auch an Kleinstkundinnen und -kunden geduldig und mit einem begeisterten Funkeln in den Augen weiter: Zeit für Tipps muss sein, auch wenn nur 30 Cent für ein winziges Pflänzchen den Besitzer wechseln. „Wir finden es großartig, dass auch so viele junge Menschen jetzt beginnen, ihr eigenes Gemüse zu ziehen, Kräutervielfalt zu entdecken, das Gärtnerjahr mitzuleben und auf dem Balkon, im Schrebergarten oder auf einem gepachteten Stückchen Feld zu ackern und die Natur zu genießen und zu gestalten“, sagt Magdalene Hölscher. Finden wir auch!

Das Hölscher Team Foto: Peter Leßmann
Teamwork im Einklang mit der Natur – Gärtner aus Leidenschaft!

Ähnliche Artikel

×

Jetzt Newsletter abonnieren

Münster-Inspirationen, Gastro-Tipps, Shopping-Spots und Event-Highlights – einmal im Monat direkt im Postfach.

Vielen Dank! Wir haben Ihnen eine E-Mail geschickt. Bitte bestätigen Sie dort Ihr Abo.

Ich melde mich zum Münster! Inside Newsletter an. (Einwilligung jederzeit widerruflich).

Datenschutzerklärung

×

Share

Link kopieren