Auf Münsters Wochenmarkt entdecken wir regelmäßig in den Reihen der Marktmenschen nicht nur ganz unterschiedliche Persönlichkeiten, auch jeder einzelne Mensch selbst hat ja immer ganz viele Facetten. Das wurde uns jetzt wieder klar, als wir Petra Leschke sprachen. Vielen der „frühen Vögel“ unter den Marktkundinnen und -kunden ist sie als vertrautes Gesicht und kundige Beraterin beim Ökullus Stand von Familie Schulze Buschhoff aus Handorf bekannt. Aber hätten Sie gedacht, dass Petra Leschke auch Babys tauft, Paare traut und Jugendliche konfirmiert und zudem mal in Deutschlands Spitzensport beim Judo erfolgreich war? Eben. Schauen wir zurück: Geboren in Bottrop vor knapp 50 Jahren, wollte die junge Petra Leschke nach Schulzeit und Abitur und geprägt durch ihr Hineinwachsen in die Gemeindearbeit zunächst Pfarrerin werden. Sie nahm das entsprechende Studium auf, war in Wuppertal, Kiel und Münster dafür fleißig, bog aber kurz vor dem Examen wieder ab. Pfarrerin wurde sie nicht.

Damals wohnte sie in Handorf und kam über den Tipp einer Sportkameradin zu einem Job bei Ökullus: Gemüsekisten packen, ganz geerdet, mit den Waren aus ökologischem Landbau. So fing es an – mit dem Dienst auf dem Wochenmarkt ging es dann wenig später weiter. In dieser Tätigkeit, in den Handgriffen und Begegnungen geht Petra Leschke nun schon seit fast 20 Jahren auf. „Am Marktstand ist es wie in einem kleinen Gasthaus: Es kommt auf die Qualität des Angebotenen an, auf den Service – und es ist gut, wenn man zuhören kann!“ weiß Petra Leschke, die nicht nur Kohlrabi anreicht, Topaz- oder Natyra-Äpfel und Topinambur abwiegt und sich am „besonders gelungenen Staudensellerie“ erfreut, sondern auch Rezepte aus dem Ärmel schüttelt, Inspirationen fürs Wochenendmenü weitergibt und bei der Sortenwahl berät. Im Ehrenamt ist sie heute Prädikantin. Sie darf nach einer speziellen Ausbildung in ihrer Gemeinde predigen, taufen, trauen und mehr. Und so weit voneinander entfernt findet die aktive Marktfrau ihre beiden Berufungen auf dem Wochenmarkt einerseits und in der Gemeinde andererseits gar nicht. Den Menschen sehen, ihm zuhören, ihn beraten, Gutes weitergeben: Passt eigentlich auf die Gespräche am Stand genauso wie in der christlichen Gemeinschaft. Spannender Ansatz!

Am Ökullus Stand auf Münsters Wochenmarkt ist der rührige Tausendsassa mittwochs und samstags von der Anreise früh um 4.30 Uhr bis 9.30 Uhr am Samstag und bis 12.30 Uhr am Mittwoch aktiv. Petra Leschke liebt den Umgang mit den wertigen Lebensmitteln, die Gespräche mit den Kundinnen und Kunden. Dass sie mit der Ware förmlich verwachsen ist, spüren die Besucher. Die Frage „Was kann ich mit diesem oder jenem Gemüse machen, dass es mir wohlschmeckt“, nimmt Petra Leschke nämlich als Motivation für Experimente: Hätten Sie etwa gedacht, dass die Kombination aus Sauerkraut und Steckrübe der Hit ist? Ist sie. Und wie sie dazu wird, erklärt die vielseitige Marktfrau gern. Auch für die aktuelle Kürbissaison hat sie reichlich Ideen. „Halbieren und entkernen Sie einen Spaghettikürbis, würzen Sie ihn italienisch mit Thymian, Rosmarin, Öl und Salz und backen ihn dann auf dem Blech: ein Genuss in Spaghettioptik!“ weiß die Hobbyköchin, die sich freut, wenn ihre bewusst ökologisch, saisonal und regional einkaufenden Standbesucher gezielt nachfragen und mehr wissen möchten über Anzucht und Verwendung der Waren. Viele junge Familien kommen über den Wunsch, für ihre Babys gesund und nachhaltig zu kochen, zum Bio-Gemüse. Besonders schön ist es, wenn sie die Qualität dann über kurz oder lang für die ganze Familie entdecken. Und eine besondere Fügung ist es, wenn sie am einen Tag Möhre und Pastinake für den Babybrei über den Stand reicht und am Wochenende drauf dasselbe Baby dann taufen darf. Zwei Welten. Und doch gar nicht so weit von einander entfernt.