Töfte Knifte aus dem Waffeleisen der FairTEILBAR Töfte Knifte aus dem Waffeleisen der FairTEILBAR
Foto: Fairteilbar

Nachhaltig & Regional

Wunderbar, kostbar, fairteilbar

Beim Gedanken an den herzförmigen Kohlrabi muss Susanne Kemper lächeln: „Was für eine schöne Laune der Natur!“ Auf dem Teller wäre die Knolle ohne sie allerdings nicht gelandet. Denn viele haben kein Herz für zu großes, zu kleines oder zu knubbeliges Obst und Gemüse. Kohl, Karotten und Co. machen sich nur vom Acker, wenn Größe und Farbe der Handelsnorm entsprechen. „Jede dritte Kartoffel wird untergepflügt und jedes fünfte Brot landet in Deutschland im Müll“, sagt Susanne Kemper von der fairTEILBAR. Ein Drittel der in Deutschland produzierten Lebensmittel wird laut Umweltschutzorganisation WWF vernichtet – das sind 313 Kilogramm pro Sekunde.

„Wir haben ein ganz massives Luxusproblem“, beklagt Susanne Kemper. Das will sie zusammen mit Janis Matheja, Jana Bölter, Claudia Thermann, 70 Ehrenamtlichen und vielen, vielen Unterstützern lösen. Denn die Lebensmittelverschwendung haben sie alle satt. Mit dem anderen Gemüse ernten sie viel Lob – 2018 gab‘s den Umweltpreis der Stadt Münster. Und durch das Crowdfunding sind bereits mehr als 32.000 Euro für Ausbau und Inneneinrichtung der hellen Räume in der Hammer Straße 60 zusammengekommen.

"Zahl, was es dir wert ist." Motto der Fairteilbar Foto: Fairteilbar
Ein Ort für Menschen, die beim Einkauf nicht mehr jeden Cent umdrehen sollen und denen der Weg zu Hilfsangeboten wie der Tafel schwer fällt..
Einmachgläser der Fairteilbar vor der Josefkirche Foto: Fairteilbar
Fleißig gerettet, getüftelt und Gläschen befüllt.

Die fairTEILBAR ist Laden, Bistro, Manufaktur und Projektküche in einem. Und natürlich ist ihr Name Programm: Unter dem Motto „Zahl, was es dir wert ist, und was du kannst“ gibt es im Laden Lebensmittel, die eigentlich im Müllcontainer gelandet wären. Zum Beispiel nachgeerntetes Gemüse aus dem Münsterland, Produkte, die das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten haben, oder Saisonware. Das, was in der fairTEILBAR angeboten wird, hat aber nichts mit Müll zu tun – im Gegenteil. Wie gut die geretteten Lebensmittel schmecken, kann man im Bistro probieren. Zum Beispiel die Töfte Knifte – ein knuspriges Brot aus dem Waffeleisen – oder Pasta mit Möhrengrünpesto. Vom Mango-Chutney, über Marmelade bis zur Kräutermischung – in der Manufaktur werden gerettete Lebensmittel in liebevoller Handarbeit haltbar gemacht. Herzstück ist die Projektküche, in der zusammen geschnippelt, gekocht, gelernt und gelacht wird.

 „Vom Kita-Kind bis zur Oma – alle sind bei uns willkommen“, sagt Susanne Kemper. „Hier wollen wir zeigen, was jeder einzelne tun kann, um Lebensmittelverschwendung zu reduzieren.“ Besonders sympathisch ist, dass die vier Frauen nicht dogmatisch sind, sondern mit ansteckender Begeisterung zeigen, wie ein nachhaltiger Lebensstil gelingen kann – und zwar jedem. Die fairTEILBAR soll nämlich auch ein Ort für Menschen sein, die beim Einkauf jeden Cent umdrehen müssen. Denn die 36-jährige Sozialarbeiterin weiß, wie schwer vielen der Gang zu Hilfsangeboten wie der Tafel fällt.

Foto:
Die Gründerinnen Susanne Kemper, Janis Matheja, Jana Bölter und Claudia Thermann (von links).

Ein Konzept, das auf Begeisterung und viele Unterstützer trifft: Das Logo ist ein Geschenk von Grafikerin und Bloggerin Pia Kraftfutter aus Münster. Planung und Innenausbau der fairTEILBAR wurden von KONTURE, einem Architekten und einem Zimmermann aus Düsseldorf, unterstützt. Und auch die Landwirte aus der Region bereiten der fairTEILBAR den Boden: „Wenn ihr unseren Acker wollt, könnt ihr ihn nicht nur zur Nachernte, sondern auch für Bildungsprojekte haben“, lautet die Zusage des Biolandhofs Ra.Baba in Coerde. Selbstverständlich ist auch auf die Nachbarschaft in der Hammer Straße Verlass: der Unverpackt-Laden, Frau Többen und der Weltladen stehen mit Rat und Tat zur Seite. „So viele Menschen haben uns Zeit, Geld und Know-how geschenkt“, sagt Susanne Kemper. In ihren blaugrünen Augen funkeln Dankbarkeit und  Freude. „So viel positives Feedback ist der Wind in unseren Segeln“ … und herzförmiges Gemüse auf den Upcycling-Tischen in der fairTEILBAR.

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