Wochenmarktstand für Eier Wochenmarktstand für Eier
Foto: Peter Leßmann

Nachhaltig & Regional

Eierbauer Ralf Terwei

„Also die Hühner, die waren schon eher da als ich!“, lacht Ralf Terwei auf die Frage, wie er zum Eier-Produzenten wurde. Nachdem wir in unserer Marktserie schon über Wochenmarktstände mit vielen verschiedenen Produkten berichtet haben, war uns sein Stand aufgefallen, weil er eben nur eine Handvoll verschiedener Waren anbietet. Der kleine Verkaufswagen steht vergleichsweise schmucklos mitten auf dem Markt in Höhe des Domportals. Hier gibt es Äpfel und Birnen, im Sommer auch Erdbeeren und Himbeeren, frischen Saft in Schläuchen, Fruchtaufstriche und vor allem: Eier von Terweis Hühnern. 10.000 Hühner in Bodenhaltung, 800 weitere im Freiland, ein 40 Hektar großer Hof. Solche Mengen und Flächen vermutet man zunächst nicht, wenn man nur das kleine Verkaufsmobil auf dem Markt stehen sieht. Seit 1962 besteht der Familienbetrieb Terwei, zwischen Rosendahl und Coesfeld gelegen, gut eine Dreiviertelstunde Autofahrt von Münsters Domplatz entfernt. Hier wuchs Ralf Terwei auf und in den Betrieb hinein, ebenso ist jetzt auch seine Tochter Sandra fest in die Abläufe der elterlichen und großelterlichen Aufgaben integriert. „Hühner in vier Altersgruppen halten wir hier“, erläutert Ralf Terwei seine Tierhaltung. Junge Hühner legen kleinere, festschaligere Eier, je älter sie werden, desto größer wird das Ei und dünner wird die Schale. Zwischen Weihnachten und Ostern ist Hauptsaison auf dem Hühnerhof: „Ostern brauchen wir doppelt so viele Eier als sonst im Jahr. Und irgendwo müssen die ja herkommen!“ schmunzelt der unter anderem als Landmaschinenmechaniker ausgebildete Unternehmer. Daher sind jetzt vor Ostern alle Terweischen Ställe voll. 9.000 Eier pro Tag werden hier produziert, 700 aus dem Freiland kommen hinzu. Rund ums Jahr werden auch Eier zum Kochen und Färben in einen Betrieb in der Nähe von Borken gebracht. Denn nicht nur vor und zu Ostern lieben die Kundinnen und Kunden das knallig bunte, hartgekochte Ei: Es ist ein Dauerbrenner im Sortiment der Terweis, „und das liegt weniger an der schönen Farbe, sondern mehr daran, dass es schon gekocht und damit verzehr- fertig ist – das lieben die Kunden immer mehr.“ Aha! Wieder was dazu gelernt.

Ralf Terwei Foto: Peter Leßmann
Eier können wir! Ralf Terwei setzt zusätzlich auf Obst und Fruchtprodukte wie Saft und Aufstriche. „Schlachten wäre nicht mein Ding", sagt der Rosendahler
Bunte Eier Foto: Peter Leßmann
Bunt bemalte Eier: Ostern werden doppelt so viele Eier als sonst im Jahr gekauft.

Mehrmals täglich stehen für Ralf Terwei Stallgänge zur Kontrolle an: „Wie steht’s mit den Hühnern?“ ist wohl die wichtigste Frage eines jeden Tages. Wenn seine Mitarbeiter morgens zur Arbeit kommen, dann sind viele Handgriffe bereits getan. Gefüttert werden die weißen und braunen Hühner hier mit ausgewogener Kost: Der Einsatz von Mais etwa ist den Terweis besonders wichtig („Das gibt ein schönes und natürlich Dottergelb!“), Paprika gehört ebenfalls zum Mix. Aber nicht zu viel, denn dann werden die Hühner zu durstig. Es ist eine Wissenschaft. Eine, die Ralf Terwei und seine Familie beherrschen.

Sie beliefern Wiederverkäufer, Direktvermarkter und Gastronomie. Und natürlich verkaufen sie ihre Eier, ihr Obst und die damit verbundenen Produkte auch im eigenen, von Ralf  Terweis’ Ehefrau Petra geführten Hofladen und auf Wochenmärkten, neben dem in Münster etwa auch in Coesfeld. „Die Münsteraner sind ganz andere Kunden als etwa die im Ruhrgebiet“, hat Terwei schon festgestellt. „In Münster wollen die Eierkäufer viel mehr wissen, sind interessiert, fragen nach, wägen ab. Im Ruhrgebiet wollen sie einfach ganz direkt ihr Ei – und  fertig.“

Die Stammkunden des Hofladens lieben jedenfalls die ländliche Atmosphäre mit „Hühnerschau“ – Echtzeitbilder werden aus dem Stall auf einen Bildschirm übertragen, in das Freilandgehehe können Gäste direkt hineinschauen. Diese Transparenz in Bezug auf das Leben der Tiere wird gewertschätzt.

Marmelade vom Hofladen Terwei Foto: Peter Leßmann
Auch köstliche Fruchtaufstriche bietet der Hofladen Terwei am Wochenmarkt an.

Im Laufe der Jahre wuchs auch die Obstauswahl, die parallel zur Eierproduktion auf dem Hof angesiedelt wurde, stetig: Äpfel und Birnen, Erdbeeren und Himbeeren – Saisonware, die zusätzlich auch weiterverarbeitet und veredelt wird. Wie immer wird hier auch nachhaltig gedacht: Die 3- oder 5-Liter Kunststoffschläuche etwa machen bei diesen Mengen mehr Sinn als das Abfüllen in Flaschen“, weiß Terwei und rechnet direkt die Ökobilanz vor. „Wir sparen Plastik ein, wo immer möglich“, erzählt er: Wiederverwendbare Kartonumverpackungen für die Saftbeutel, Papiertüten, Erdbeer- und Himbeerschalen aus Pappe: selbstverständlich.

Viel Freizeit bleibt nicht auf einem Hof mit so vielen gefiederten Lebenwesen. Zum Durchatmen liebt Ralf Terwei aber ganz besonders das Laufen und Radfahren, begleitet von Labrador Lucky und Appenzeller-Mischling Emma: Die Touren durchs Münsterland dürfen am Wochenende dann auch mal länger sein. Den Stalldienst haben sich die drei Terwei-Generationen aufgeteilt: Opa Herbert, Vater Ralf und Enkelin Sandra wechseln sich sonntags ab. Ein Familien­unternehmen, wie es im Buche steht.

Eierbauer Terwei Marktstand Foto: Peter Leßmann

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