In einer langen Warteschlange zu stehen, um eines der leckeren Fischbrötchen oder einen knusprigen Backfisch als Mittagssnack zu ergattern – das stört die Kunden auf Münsters Wochenmarkt nicht. Man könnte sogar meinen, dass die Wartezeit – zwischen gleichgesinnten Feinschmeckern, an der frischen Luft und in Erwartung ganz besonderer Genüsse – einen Zweitnutzen, nämlich Entschleunigung, umfasst. Von Entschleunigung absolut keine Rede ist zeitgleich bei Ronja (Foto) und Sebastian Bussmeyer und ihrem Team. Sie jonglieren mit Seeteufel, Steinbeißerloins und anderem Seafood, sie beraten über die Theke hinweg für die optimale Zubereitung, reichen Ware heraus, filetieren mit scharfem Messer und strahlen mit den hochaufgetürmten Fischfeinkostbergen um die Wette. Die jungen Eheleute sind eine Ausnahme-Erscheinung, denn sie führen nicht nur den bussmeyerschen Familienbetrieb weiter, sie qualifizieren diesen Handel und die damit verbundenen Dienstleistungen auf ihre ganz besondere Weise für die Zukunft.

Elke und Adolf Bussmeyer gründeten vor über 40 Jahren ihren Fischhandel, weitergeführt wird dieser heute von ihren Kindern Julia, Andreas und Sebastian. Letzterer ist mit seiner Ehefrau Ronja unter anderem für den mobilen Fischhandel auf Münsters Wochenmarkt zuständig. Apropos Ehefrau – vor einigen Jahren sorgte das junge Paar für Furore, weil es die eigene Hochzeit kurzerhand an einem Mittwoch, also Markttag, feierte. Zwischen Fischverkauf und Backfischbraten tauschten die beiden kurz Schürzen gegen Schleier und Krawatte, entschwanden, begleitet von ein paar Dutzend Marktbeschicker-Kollegen, zum Ringtausch ins Lotharinger Kloster und fanden sich dann wieder fleißig am Fischstand ein. Was nicht wundert, da sie sich hier auch kennengelernt haben: Ronja war Aushilfe bei Bussmeyer, jetzt wuppt sie das Familienunternehmen als Ehefrau mit. Und das sogar mit einer ganz besonderen Auszeichnung: Die sich ständig weiterqualifizierenden Eheleute sind das erste „Fisch-Sommelier-Paar“ Deutschlands. Mit IHK-Prüfung schlossen sie im Sommer vor einigen Jahren beide die Fortbildung zum Fischsommelier ab und manifestierten damit ihre Befähigung für die wohl anspruchsvollste Fischausbildung Europas.

Mit Auszeichnungen kennen die jungen Unternehmer sich aus: In der Kategorie Bestes mobiles Fischfachgeschäft errangen sie (ebenfalls in diesem Jahr) den vom Fischmagazin ausgelobten und begehrten Preis Seafood Star. Der eigene Qualitätsanspruch verpflichtet und ist für Familie Bussmeyer sowieso eine Selbstverständlichkeit: „In unserer Auslage finden Sie ausschließlich von Hand filetierte Ware aus nachhaltiger Aufzucht, Angelware oder Fisch aus zertifiziertem Wildfang“, erläutert Ronja Bussmeyer, „durch die Eigenproduktion kommt unser Fisch bis zu vier Tage früher in den Handel. Unsere Kunden profitieren so, außer von hohen Qualität, auch von einer längeren Haltbarkeit.

,,Unser frisch filetierter Fisch ist gekühlt mindestens drei Tage länger haltbar als maschinell produzierte Ware. An einem normalen Markttag haben wir im Schnitt etwa 15 ganze Fische, 25 Sorten Fischfilets und ein gutes Dutzend verschiedener Meeresfrüchte in der Theke.“ Die persönliche Beziehung zu den Lieferanten zahlt sich auch für die Kunden aus: Nordseekrabben etwa kommen aus Spieka-Neufeld, da diese auch in Deutschland gepult werden und unnötige Transportwege entfallen. Neben den reinen Fischprodukten werden von den Bussmeyer-Fans auch etwa die Bratmarinaden, Feinkostprodukte und selbst hergestellten Salate geschätzt: Heringsstipp, Nordseekrabbensalat, Flusskrebsschwänze in Honig-Senf: Fisch ist vielfältig! Und Bussmeyers denken immer auch weiter: Bezüglich nachhaltiger Verpackungen sind Lösungen gefunden, das Thema Catering abseits des Wochenmarkts wird gerade ausgebaut: Aktuell hat Sebastian Bussmeyer zwei Köchen des kürzlich geschlossenen Restaurants Landgraf einen neuen Arbeitsplatz geboten. Die Ideen sprießen weiter, Münsters Genießer freuen sich schon.