Anzug von Weitkamp Anzug von Weitkamp
Foto: Michael C. Möller
Anzeige

Fashion & Accessoires

Suit Up: Die neue anzug-lust

Foto: Michael C. Möller
Inhaber Andreas Weitkamp, Alexander Gibmeyer, Yves Chatieu und Storeleiter Konrad Pflüger (v. l.) haben der neuen Anzug-Lust einen neuen Raum gegeben. Nicht im Bild, aber auch zum Team gehörend: Jörg Bakenecker, Anke Hartz, Volker Christmann.
„Die junge Generation entdeckt zunehmend, dass es bei einer Reihe von Anlässen für den richtigen Auftritt mehr als Sportswear braucht.“ Andreas Weitkamp

Aus den Boxen strömt dezent, aber deutlich hörbar Hip Hop der 1990er Jahre. Der Kunde, dem gerade der neue Anzug millimetergenau auf den Leib gemessen wird, trinkt – die Tageszeit ist fortgeschritten – ein Bier aus der Flasche. Die neue Lust am Anzug kommt bei Weitkamp am Prinzipalmarkt mit großer Lässigkeit daher. Wenig erinnert an den klassischen Herrenausstatter mit dunkel holzvertäfelten Wänden, schweren Club­sesseln und deckenhohen Regalen voller dunkler Stoffe oder Musteranzüge. „Champagner oder ein Glas Wein haben wir natürlich auch im Kühlschrank“, merkt Andreas Weitkamp an, auf das Flaschenbier angesprochen. Das helle Ladenlokal im ersten Obergeschoss könnte kaum zentraler liegen. Dennoch finden Männer auf der Suche nach dem richtigen Anzug ein ruhiges und großzügiges Umfeld. 

Weitkamp Münster Foto: Michael C. Möller
Konfektionsgrößen sind nur der Einstieg. Nur wenn der Anzug wirklich sitzt, wird daraus „gut angezogen“. Das ist Millimeterarbeit und vor allem Handwerk, das gelernt und gekonnt sein will.
Weitkamp Münster Foto: Michael C. Möller
Zentraler geht es in Münster kaum. Dennoch können Kunden bei Weitkamp in aller Ruhe und Intimität Visi­ten­karten aus Stoff anprobieren.

Bis vor wenigen Monaten präsentierte das Team hier vor allem hochwertige Sportswear. Moncler- oder Stone-Island-Fans pilgerten zum Prinzipalmarkt Nr. 6-7. Die finden ihre Lieblingsmarken weiter auf der gleichen Straße – jetzt allerdings im Modehaus Schnitzler. „Sportswear nimmt in der Herrenmode einen immer größeren Raum ein. Wir haben unsere Sportswear-­Marken jetzt bei Schnitzler schräg gegenüber gebündelt“, erläutert Weitkamp. Die Herrenkonfek­tion ging den umgekehrten Weg. Damit schwimmt Andreas Weitkamp eindeutig gegen den Strom. Dass Sportswear Platz machen muss für Anzüge, Hemden und Krawatten, dürfte im deutschen Herrenmode-Business ein Unikum sein. „Der ein oder andere Branchenbegleiter hat uns für verrückt erklärt“, gibt Weitkamp zu. Zu machtvoll ist die „Sportswearisierung“ der Herrenmode. Selbst die Vorstandsvorsitzenden von Großbanken sind heutzutage ohne Krawatte zu sehen. In den meisten Büros gehören Anzugparaden der Vergangenheit an. Weiße Sneaker waren vor Jahrzehnten nur auf Tennisplätzen erlaubt, heute sind sie selbst bei Managementtreffen fast schon so etwas wie eine Uniform der zeitgemäßen Führungskraft, die sich bewusst vom Industriekapitän alter Schule im Nadelstreifen absetzen möchte.  Selbst der alte Satz des scharfzüngigen Karl Lagerfeld gilt nicht mehr: „Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.“ Längst sind Jogpants auch für den Mann von Welt salonfähig – fast.

Weitkamp Münster Foto: Michael C. Möller
Weitkamp Münster Foto: Michael C. Möller

Doch jeder Trend, mag er auch noch so gewaltig sein, löst einen Gegentrend aus. Das gilt vor allem für die Mode, in der es immer um Unterscheidung geht. Früher machten die Rebellen und Nonkonformisten durch lockere Kleidung auf sich aufmerksam, die sich bewusst vom steifen Habitus der alten Eliten unterschied. Wer heute auf­fallen will, kann den Mainstream kaum durch noch mehr Lockerheit unterbieten. Wer Anzug oder gar Krawatte trägt, ist statt dessen jetzt der bunte Hund, der alle Blicke auf sich zieht. Gerade die jüngere Generation entdeckt die neue Lust an der guten Kleidung. Andreas Weitkamp ist positiv überrascht über die große Re­sonanz in den ersten Monaten seit dem Umbau. „Ich hatte erwartet, dass wir mit diesem Konzept sehr früh sind. Aber ich habe die neue Generation von Männern unterschätzt“, berichtet Weitkamp erfreut. 

Weitkamp Verkaufsraum Foto: Michael C. Möller
Weitkamp Außenansich Foto: Michael C. Möller
Mitten in der Stadt und doch ein ruhiger Ort für Kenner: der Weitkamp-Store direkt neben Stuhlmacher

Allein dass nach zwei Jahren Pandemie unzählige Hochzeiten und Feste nachzuholen waren, hat dem neuen Weitkamp viele Kunden beschert. Aber nur weil diese Generation Anzugträger auch Wert darauf legt, vollständig angezogen vor dem Altar zu erscheinen. Ein Bräutigam kam vier Wochen nach erfolgreichem Kauf des richtigen Anzugs für den großen Auftritt gleich mit dem Vater wieder. Auch der wurde ein­gekleidet, weil die Teile im väterlichen Kleiderschrank nicht mehr à jour waren. „Die neuen Anzüge unterscheiden sich deutlich von den Vorläufern vergangener Jahrzehnte“, so Weitkamp. Auf den gewohnten Komfort will man nicht verzichten. Steife Schulterpartien oder kratzige Stoffe sind passé. Sakkos aus Jerseystoffen beispielsweise vereinen Tragekomfort und stilvollen Auftritt. Bei Weitkamp zeigt das Team um Storeleiter Konrad Pflüger eine ausgewählte Anzahl an Marken. „Handpicked“ lautet die Devise. Die Anzugrange beginnt bei Drykorn, geht über Windsor und Dressler und endet bei den beiden italienischen Marken Tagliatore und Boglioli. Bei Hemden konzentriert sich das Team auf Eton und Xacus. Das Spektrum ergänzen ausgewählte Marken wie Herno, Aspesi und andere. „Die Kunden möchten keine Ärmelparaden mehr. Gerade die junge Generation will alles andere als Masse“, ist Andreas Weitkamp überzeugt. 

Ähnliche Artikel

×

Jetzt Newsletter abonnieren

Münster-Inspirationen, Gastro-Tipps, Shopping-Spots und Event-Highlights – einmal im Monat direkt im Postfach.

Münster-Inspirationen, Gastro-Tipps, Shopping-Spots und Event-Highlights – jeden Freitag direkt im Postfach.

Vielen Dank! Wir haben Ihnen eine E-Mail geschickt. Bitte bestätigen Sie dort Ihr Abo.

Ich melde mich zum Münster! Inside Newsletter an. (Einwilligung jederzeit widerruflich).

Datenschutzerklärung

×

Share

Link kopieren