Modehaus Schnitzler Verkaufsraum Modehaus Schnitzler Verkaufsraum
Foto: Peter Leßmann
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Fashion & Accessoires

Geheimtipp neben Megamarke

120 modeverrückte Mitarbeitende präsentieren hier auf knapp 2000 Quadratmetern die Welt der Mode mit einem Aufwand und einer Leidenschaft, die selten geworden ist. Schnitzler ist das Gegenmodell zu eintönigen Monobrand-Stores, die von Miami bis München genau gleich aussehen, und in denen man sich – um der Eintönigkeit die Krone aufzusetzen – von Kopf bis Fuß in Artikeln einer einzigen Marke einkleiden soll. Diese Uniformität ist wenig inspirierend, für den Betreiber aber bedeutend weniger anstrengend. 

Im Modehaus Schnitzler verweigert man sich diesem Trend aus tiefster Überzeugung. Wohl deshalb gehört das Modehaus mit den zwei Hausnummern (40 und 43) zu den Ikonen des deutschen Modeeinzelhandels. Was dabei das Besondere ausmacht, lässt sich kaum auf einen Nenner bringen. Denn man zeigt hier nicht etwa nur Fashion für modebewusste Ladies. Männer finden eine der wohlsortiertesten Präsentationen hochwertiger Sportswear von Moncler bis Stone Island, die ihresgleichen sucht. Und aus Prinzip leistet man sich bei Schnitzler auch eine ebenso sorgfältig komponierte Kinderabteilung – auch das ein selten gewordener Luxus, für den man Haltung braucht. Zu dieser Haltung zählt, dass man nicht nur Männlein, Weiblein und die lieben Kleinen glücklich machen will, sondern eigentlich für fast jede und jeden das Richtige führt. „Wir sind sicher ein Premium-Anbieter, aber sehen uns ganz bestimmt nicht als Luxusboutique für die oberen Zehntausend“, so Inhaber Andreas Weitkamp. 

Portrait Andreas Weitkamp Foto: Studio Egotrips
„Wir feilen ständig sowohl am Markenmix als auch an der Präsentation”, so Inhaber Andreas Weitkamp.

Ein Gang über die großzügigen Flächen, die nicht nur regelmäßig neu gestaltet, sondern fast ebenso regelmäßig gründlich umgebaut werden, gibt erste Hinweise, worin das Besondere liegt. Die üblichen Markeninseln oder das verbreitete Store-in-Store-Gedöns sucht man hier vergeblich. Wer den Verkaufsgesprächen lauscht, bekommt ein Gefühl für das Schnitzler-Feeling: Ein Paar mittleren Alters plaudert angeregt mit Stammberaterin Rita Uhr – man kennt sich seit Jahren. Das Paar hat einen weiten Weg hinter sich. Von der Nordseeküste ist man angereist. Zwei bis drei Mal im Jahr fährt gönnt man sich die Fahrt nach Münster. Im Mittelpunkt steht dabei der Besuch bei Schnitzler. „Viele unserer Stammkunden legen weite Strecken zurück: Köln, Hamburg oder Kassel sind darunter“, berichtet Inhaber Andreas Weitkamp. 

Warum fahren Menschen quer durch die Republik, obwohl heute jede Marke 24/7 per Mausklick im Internet zu haben ist? Und warum nach Münster, wenn Millionenstädte teilweise weniger weit sind? Auf die Frage nach dem Warum holt Weitkamp tief Luft: „Es ist nicht ein Faktor, es ist ein ganzes Bündel von Eigenschaften. Die sind in dieser Kombination selten geworden und machen uns aus“, leitet der Kaufmann ein.

Modehaus Schnitzler Verkaufsraum Foto: Peter Leßmann

Zum einen stellt das Schnitzler-Team mit immensem Aufwand einen besonderen Mix aus bekannten Marken und echten Geheimtipps zusammen. Viele tausend Flug- und Bahnkilometer kommen da jede Saison zusammen. „Mailand, Florenz, Paris, Berlin. Kopenhagen ist für uns in den letzten Jahren immer wichtiger geworden“, zählt Weitkamp die Messestandorte und Modemetropolen auf, die ein ganzes Team an Einkäuferinnen und Einkäufern zwei Mal im Jahr abklappert – auf der Suche nach neuen Ideen und Labels. Quasi jedes Teil ist handverlesen und auf den Punkt geordert – die Vorlieben der eigenen Kundinnen und Kunden im Hinterkopf. Die Kundin aus dem hohen Norden hatte ein Kleid von Etro in der Tüte. Die Schnitte und den Look schätzt sie seit Jahren. Und diese Neuerwerbung war kombiniert mit einem Blazer des jungen und nachhaltigen Labels GANNI, von der eben jene Stammkundin vorher noch nie etwas gehört hatte. „Wir sehen uns als Trüffelschweine, die europaweit neue Modeideen finden. Dafür muss man weite Wege gehen – ein Aufwand, den sich viele in unserer Branche heute sparen“, so der Münsteraner.

Modehaus Schnitzler Verkaufsraum Foto: Peter Leßmann
„Wir sehen uns als Trüffelschweine, die europaweit neue Modeideen finden.“Andreas Weitkamp

Und die wachsende Zahl an Menschen, die sich beim Modekauf im Netz nur noch vom Algorithmus „beraten“ lässt, bekommt von der Maschine treffsicher nur das angezeigt, was man – oder frau – sowieso schon immer gut fand. Das überraschende Moment der Mode geht dabei komplett flöten. 

Natürlich lassen sich auf den 2000 Quadratmetern nicht nur Geheimtipps entdecken. Bekannte Marken zeigt das Schnitzler-Team genauso gern und raumgreifend – wenn die ins Konzept passen: Dorothee Schumacher, Etro, ODEEH oder Iris von Arnim sind in der Damenabteilung nur einige von vielen Markenpartnern, die man hier am Prinzipalmarkt besonders schätzt. Mit einer Reihe von Modemachern pflegt man bei Schnitzler eine sehr lange Partnerschaft. Bogner führte man schon, als die Bayern vor allem Skianoraks lieferten. Doch der Markenmix und die Rolle der Labels im Showroom ist ständig in Bewegung. Regelmäßig kommen neue Namen dazu. Seit nun einem Jahr gehören etwa die Reisen nach Salzburg ins Headquarter der Newcomer-Marke Alphatauri zum festen Routenplan. „Wir feilen ständig sowohl am Markenmix als auch an der Präsentation“, bekennt Weitkamp. Von seinem Schreibtisch sieht Weitkamp die Lambertikirche und den Dom. Zentraler kann man in Münster kaum arbeiten. Der Münsteraner führt das Unternehmen in fünfter Generation. Doch die Veränderung gehört auch seit Generationen zum Konzept. „Wer länger nicht hier war, wird immer sehr viel Neues sehen“, so Weitkamp. 

Modehaus Schnitzler Verkaufsraum Foto: Peter Leßmann
Modehaus Schnitzler Verkaufsraum Foto: Peter Leßmann

Dazu gehört auch der Mut, gegen den Strom zu schwimmen. Obwohl in Corona-Zeiten alles über Jogginghosen und die Sportswearisierung der Männermode spricht, inszenierte das Team im zweiten Ladenlokal schräg gegenüber bei Weitkamp die Lust auf formale Kleidung von Blazer über Anzug bis Smoking. Eine Reihe von Branchenexperten hat den 40-Jährigen damals für verrückt erklärt. Durchgezogen hat er es dennoch: „Ich bin Westfale und Steinbock – also eher stur“, kommentiert Weitkamp lakonisch. Der Erfolg gab ihm recht. Vom ersten Tag an akzeptierten die Kunden das neue Angebot. Gleichzeitig konzentrierte der Inhaber bei Schnitzler die Sportswear-Marken beider Standorte und schuf hier eine Präsentation, die ihresgleichen sucht. Wer Canada Goose sucht, findet diese Marke jetzt bei Schnitzler direkt neben Stone Island und Moncler – eine sinnvolle Kombination. 

Einen Online-Store bietet Schnitzler ebenfalls. Den sieht der Mode-Überzeugungstäter als wichtige Ergänzung. „Unsere Kunden kommen aus ganz Deutschland. Und sie wollen und sollen nicht für einen Pullover durch die ganze Republik fahren“, so Weitkamp. Und: Wer im Netz nicht vorkommt, existiert nicht, weiß Weitkamp. Doch für viele Kundinnen und Kunden ist die regelmäßige Fahrt nach Münster nicht zu ersetzen. Nur am Prinzipalmarkt lässt sich das „Gesamtkunstwerk“ Schnitzler wirklich erfahren. „Das Erlebnis hier vor Ort wird auch in 20 Jahren im Mittelpunkt unserer Anstrengungen stehen“, kündigt Weitkamp an. 

Modehaus Schnitzler Fassade Foto: Studio Egotrips

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