Eis ist Sommerware. Nicht. Nicht nur jedenfalls! Die Köstlichkeiten, die Raphael Viehoff in seiner Eismanufaktur anbietet, sind Ganzjahreskracher. Gerade mal an sechs von 365 Tagen hält er seine Eismanufaktur geschlossen, ansonsten ist täglich geöffnet, denn: Eis geht immer! So seine Erfahrung. Der aus einer Kaufmannsfamilie stammende Münsteraner hatte immer schon davon geträumt, ein Café zu betreiben. Die Idee mit Eis als Qualitätsprodukt nahm dann im August 2013 Formen an. In Erinnerungen an die eigene Jugend begann er mit gläserner Manufaktur auf der einen und Eisdielen-untypischer Gemütlichkeit auf der anderen Seite. Die Architektur (mit Accessoires der Freunde von Grün & Form, mit einem von Bloomingdale’ s, New York, inspirierten und aus Shanghai eingeflogenen Boden, mit ganz viel Holz und Wandfliesen wie in den französischen Metrostationen, mit bunten Stühlen und gemütlichen Kissen) gibt den warmen Rahmen für das eiskalte Produkt. Und dessen Reiz liegt in der Wandelbarkeit. 18 Sorten sind täglich zu probieren (Und das ist wörtlich gemeint, kleine Probierlöffel zum Kosten sind selbstverständlich!); welche Eissorten es gerade gibt, weiß vorher keiner. Es kommt einfach darauf an, was Raphael und sein Konditor Jan wieder ausgeheckt haben. 

Jan Hunecke ist Meister seines Fachs. Bevor er bei Raphael anfing, war er etwa bei Törtchen, Törtchen in Köln und in der Weißen Düne auf der Nordseeinsel Norderney an Knetwerk, Teigrolle und Rührmaschine aktiv. Hier brennt er jetzt für Eis und schwingt sich zu herrlichen Kreationen auf. Joghurt-Müsli (fast so gesund, wie es sich anhört) und Veilchen (schmeckt wie diese kleinen violetten Lakritzbonbons) haben wir kürzlich probiert und diese Sorten sind vermutlich schon beim nächsten Besuch durch andere Spezialitäten ersetzt. Sicher ist: Fruchteis ist hier immer vegan (genau wie die Eiswaffeln!), denn „Milch gehört da einfach nicht rein“, so Jan. Apropos: Alle Milchprodukte stammen aus der münsterschen Molkerei Große Kintrup. Warum? „Schmeckt einfach am besten!“, weiß Raphael und ist sich in dieser Hinsicht mit vielen, vielen anderen Cafébetreibern in Münster einig. Etwa mit der Roestbar, deren Spezialitätenkaffee (Frau Meyers Mischung, säurearm und aromatisch) er übrigens für Cappuccino und Co. bezieht. 

Die Idee vom Manufaktureis aus besten Zutaten setzt sich seit einigen Jahren in besonderem Maße durch. So, wie Kaffee nicht einfach Kaffee ist, ist Eis auch nicht einfach Eis. Es kommt auf die Feinheiten an und das wissen auch Gastronomen wie etwa Josef Horstmöller vom Alten Gasthaus Leve. Er lässt das Eis für seinen Gastrobetrieb von Raphaels Eismanufaktur kommen, ebenso wie der Gasthof Hof Grothues-Potthoff in Senden, wobei es hier eher ein Geben und Nehmen ist: Alle Himbeeren, Erdbeeren und Brombeeren für das Eis stammen hierher. Voll im Kommen sind auch richtig leckere Eistorten für Hochzeiten und Eistruhen-Eventcatering. Die „Qualitätsjunkies“ bei Raphaels schwören auf komplexe Rezepturen und das „warme“ Verfahren der Herstellung, das auf reinster Physik basiert und eine Kombination aus Erhitzen, Kühlen und Rühren ist. Magisch. Wer absolut kein Eis mag, ist hier übrigens auch richtig: Frisch gebackene Kuchen und Törtchen bilden die Alternative. Und himmlisch dicke belgische Waffeln, etwa mit Früchten und Sahne. Köstlich.