Bunte Küchlein aus dem Café Issel Bunte Küchlein aus dem Café Issel
Foto: studio egotrips

Cafés

Süße Sensationen aus dem Südviertel

Kenner kommen ins Südviertel, um sich von den Torten und Teegebäcken, Kuchen und Köstlichkeiten ein Stück mit nach Hause zu nehmen oder diese in größeren Mengen für Feste und Gäste zu ordern. Streuobstbäume in Laer, Beeren aus Emsdetten, Mirabellen aus dem eigenen Garten, Kooperationen mit der Nachbarschaft an der Hammer Straße – Leidenschaft für Regionales prägt die Arbeit der Issel-Konditoren seit eh und je. Nicht erst seit Bio groß in Mode ist.

Ältere Münsteraner erinnern sich noch gut an den umtriebigen Otto von Baumkuchen, der mit dem seinen Spitznamen prägenden Gebäck eine weit über die Grenzen Münsters hinaus bekannte Persönlichkeit war. Und vielleicht war dieser es auch, der seinem Enkel Till-Moritz, damals noch ein Steppke, beim gemeinsamen Drehen der heißen Walzen für den Baumkuchen und begleitet von lauter Karnevalsmusik den Sinn für Lebensmittel und deren Verarbeitung einpflanzte.

Tortenbäcker Till-Moritz Scheffler Foto: studio egotrips
Juniorchef Till-Moritz startet Tag für Tag frühmorgens um fünf Uhr, um mit gestärkter Konditorenjacke in der Backstube besondere Torten zu zaubern.
Torten aus dem Café Issel Foto: studio egotrips
Bunte Platten mit vielen Fans: Tortenliebhaber nehmen oft weite Wege auf sich, um in den Genuss der Issel-Spezialitäten zu kommen.

Täglich bis zu fünf vegane Gebäcke (etwa die legendäre Rüblitorte, die angeblich noch besser als der Klassiker schmeckt), Pale-Ale-Zitronentarte mit Aromen des Finne-Biers aus der Nachbarschaft, sojafreie Kreationen sowie besonders farbenfrohes Tortenglück, so bunt, wie die Natur selbst uns ihre Nuancen schenkt: „Wir verarbeiten aus Überzeugung gut 80 % Bio“, versichert Ortwin Scheffler, der gemeinsam mit seiner Ehefrau Christel Issel-Scheffler das Familienunternehmen seit über 25 Jahren führt und es in den kommenden Jahren offiziell an Sohn Till-Moritz übergeben wird. Der hat zunächst Koch gelernt, dann unter anderem bei Arbeitgebern wie dem Davert Jagdhaus, dem Mövenpick Hotel und als Patissier im Steirereck sowie im Tian in Wien die schon als Kind entfachte Leidenschaft für die Haptik von Lebensmitteln weiterentwickelt.

Vater und Sohn Scheffler Foto: studio egotrips
Die dritte und vierte Generation: „Tortwin“ Scheffler (rechts) und sein Sohn Till-Moritz (links), Urenkel des Gründers Otto Issel senior.

Regionale Zutaten, weniger Süße, komplett ohne Farbstoffe und künstliche Aromen, Slow-Food-Pionier der ersten Stunde, mit der Zeit gehen, immer etwas Neues ausprobieren – Vater Ortwin Scheffler (genannt Tortwin) wurde von Branchenkollegen für seinen Anspruch und die abseitigen Ideen häufig belächelt. Allerdings: Der stetige Erfolg und das Vertrauen der Genießer geben diesem Recht und bestärken nun auch Juniorchef Till-Moritz, Tag für Tag frühmorgens um fünf Uhr aufzustehen und mit gestärkter Konditorenjacke in der Backstube zu starten, richtig gutes Mehl durch die Finger rieseln zu lassen, frische Früchte handverlesen zu platzieren. Täglich, außer montags. Denn da ist Ruhetag, Zeit zum Ausruhen und, ja, manchmal auch für neue Experimente. Dann wandern ungewöhnliche Zutaten durch die Hände von Vater und Sohn, da wird es kreativ und geheimnisvoll – Kenner wissen das und drücken sich dann in der Folge an den Glasvitrinen der Konditorei an der Hammer Straße die Nase platt auf der Suche nach neuen Entdeckungen für Auge und Gaumen. Im eigenen Café stehen bewusst nur zwei Dutzend Plätze und eine kleine Terrasse für Gäste zur Verfügung („Wir konzentrieren uns auf unsere Konditorenkunst“, so die Schefflers). Aber aufmerksame Beobachter der münsterschen Szene wissen, dass Issels Kuchen und Torten in der Eymann Sauna, in der Kaffeegiesserei am Hansaring sowie wochenends im Wolters im Speicher auf der Karte stehen.

Wie schön, dass das, was 1922 an der Hammer Straße 42/44 von Uropa Otto Issel senior begonnen wurde, heute an exakt derselben Stelle und in vierter Generation vom 28-jährigen Urenkel Till-Moritz in die garantiert leckere Zukunft geführt wird. Gerade in diesen Zeiten, wo Kaffeehäuser schließen, Handwerksnachwuchs rar wird und echte Qualität den Nährboden der Könner und Kenner braucht.

Pralinen aus dem Café Issel Foto: studio egotrips

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