Treppen zum Fürstenbergplatz Treppen zum Fürstenbergplatz
Foto: Peter Leßmann

Geschichte

Der schönste Weg zum Dom

Die Gasse 

Wer vom Dom kommt, biegt von der Pferdegasse rechts ab: Gegenüber dem LWL-Museum für Kunst und Kultur verläuft der Jesuitengang zwischen Landsberg’scher Kurie und dem Fürstenbergplatz. „Solche Barockgebäude wie die Landsberg‘sche Kurie prägten im 18. Jahrhundert den Domplatz“, sagt Dr. Ralf Klötzer, Historiker in Münster und Drensteinfurt und Autor dreier Bücher über Münsters Geschichte.

Über eine Treppe mit 19 Stufen geht es eine Etage tiefer. Zur linken Hand befindet sich das Geomuseum, das seit 2007 geschlossen ist und umgebaut wird. Die Hoffnung einer Eröffnung liegt auf dem Jahr 2022. Auf der rechten Seite steht das Universitäts-Gebäude des Fachbereichs Geschichte. Der Jesuitengang quert die Johannisstraße. Momentan hinter einem Bauzaun sieht man die Petrikirche – die Kirche der Katholischen Studierenden- und Hochschulgemeinde Münster (KSHG).

Weiter läuft man den Weg, der über die Aa führt, direkt ins Gebäude der Rechtswissenschaftlichen Fakultät hinein – die mit etwa 5.000 Studierenden zu den größten in ganz Deutschland zählt.

Die Geschichte

Als der Jesuitenorden sich 1588 in Münster niederlassen wollte, war es ein großes Glück, dass im engen Stadtkern noch Flächen frei waren. Aber in den Aa-Niederungen hat aus Furcht vor Überschwemmungen bislang keiner gewagt, Gebäude zu errichten. Also war hier Platz – und dann noch so zentral – den die Jesuiten nutzten: Sie bauten hier ihr Kloster und die Petrikirche als Schul- und Predigtkirche. „Die Jesuiten wollten Münster nach der Täuferzeit rekatholisieren!“, erzählt der Geschichtsexperte Dr. Klötzer. Ihre Mission war die Bildung. Der Jesuitenorden übernahm die Domschule, eine der ältesten Schulen in Deutschland, und baute ein neues Schulgebäude neben St. Petri – heute ist das Gymnasium Paulinum am Stadtgraben. „Als die Jesuiten nach Münster kamen, gab es etwa 100 Schüler. Etwa 20, 30 Jahre später waren es schon 1.000 Schüler in der Domschule!“, sagt Dr. Klötzer. 

Doch die Jesuiten wurden im 18. Jahrhundert aus Münster vertrieben. Sie hatten ihre Niederlassung an der Aa aufgegeben. Ihr Vermögen ging in eine Stiftung ein, die dem weiteren Ausbau der 1780 gegründeten Universität zu Gute kam. Die wurde zwar später auch eingestellt, aber als Westfälische Wilhelms-Universität im Jahr 1902 neu gegründet.

Der Name 

Der Jesuitengang war der Weg der Jesuiten zum Domhügel. Ob es damals schon die Treppe gab, daran zweifelt Dr. Klötzer. „Bei der Siegelkammer, wo das Archäologiemuseum ist, gibt es auch noch einen Durchgang zum Dom – dort sind sogenannte Pferdetreppen angelegt.“ Die Stufen sind so breit, dass die Reiter mit ihren Pferden sie komfortabel nutzen konnten. „Der Hauptweg zum Dom verlief ja über die Pferdegasse. Daher ihr Name. Damals wurden die Pferde vor dem Dom an Vorrichtungen angebunden und standen wie vor einem Western-Saloon“, erzählt Dr. Klötzer anschaulich.

Rückriem-Skulptur, im Hintergrund: St. Petrikirche Foto: Peter Leßmann
Stehen in Bezug zueinander: Die Rückriem-Skulptur und die St. Petrikirche
St. Petrikirche von innen Foto: Peter Leßmann

Die Verbindung heute 

Die Nutzer der Gasse von heute sind oft Innenstadtbesucher, die am Schloss parken, die Kirchgänger der Petrikirche und natürlich die Studierenden und Universitätsangehörigen.

Die Besonderheit 

Die hochkant gestellten Steinplatten gegenüber der Kirche sind eine Skulptur aus der Skulpturenausstellung von 1977. Es sind neun Rohlinge aus Anhölter Dolomit, bis etwa 3,30 Meter hoch. Mit der abgeschrägten Form der Platten nahm der Bildhauer Ulrich Rückriem Bezug auf die Kirche. Die Länge der Mauer ist gleich zum Abstand zur Kirchenmauer, so dass ein imaginäres Quadrat entsteht.

Die Geschäfte

Es sind Museen und Universitätsgebäude, die den Jesuitengang einrahmen – und sie erfüllen damit heute noch den Bildungsauftrag des Ordens. Auf den Stufen des Platzes rund um die Fürstenberg-Statue sitzen im Sommer gerne Studierende. Franz Freiherr von Fürstenberg war Staatsmann und Schulreformer, hat das Schulfach „Hochdeutsch“ im Gymnasium Paulinum eingeführt und 1780 die Universität feierlich eröffnet. Hinter dem Geomuseum sieht es wild aus: Die Fläche zwischen Geomuseum und Englischem Seminar ist der Garten der Landsberg‘schen Kurie und sozusagen Außenanlage des Geomuseums: „Es soll ein Eindruck vermittelt werden, wie es hier kurz nach dem Abschmelzen der Gletscher aussah – wobei man freilich die Bäume am Rand ausblenden muss. Ebenso wie Siah Armanjanis study garden der Skulptur Projekte von 1987“, sagt Markus Bertling vom Geomuseum.

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