Fashion & Accessoires
Mode, die gefellt
1949 beginnt die Geschichte von Mersmann Design und währt bis heute. Das ist keine Selbstverständlichkeit, denn insbesondere Handel und Verkauf von Pelz haben schwierige Zeiten durchlebt. „In den 1970er Jahren gehörte es noch zum guten Ton, Pelz zu tragen. Mäntel aus Nerz und Persianer waren so en vogue, dass es sie irgendwann sogar bei großen Modeketten zu kaufen gab. Das verlor aber bald an Reiz“, erzählt Tim Mersmann, der das Familienunternehmen seit 2012 leitet. Zusätzlich gewannen Tierschutz- und Tierrechtsparteien vermehrt mediale Aufmerksamkeit. Das münstersche Unternehmen wusste mit dieser Entwicklung umzugehen und passte sein Konzept dem Wandel an. „Reinpelz ist schwieriger als früher. Die Materialien werden heute mehr kombiniert“, weiß der 32-Jährige. „Wir wollten diese ganz klassische Schiene nicht mehr fahren, sondern auch modernere, coolere und jüngere Kollektionen anbieten.“ Neben der eigenen Kollektion zählen auch Marken wie Heinz Bauer, Werner Christ und manzoni24 zum Sortiment, das im historischen und zugleich avantgardistischen Ladenlokal im Herzen der Stadt zu finden ist.
Denn auch die Zielgruppe hat sich mit den Jahren verändert: „Früher waren die Kunden meist zwischen 60 und 80 Jahre alt. Heute ist unsere Kollektion so aufgebaut, dass wir auch 20-Jährige bedienen können, da wir mit modernen Lederjacken im Biker-Look anfangen und mit modischen Lammfelljacken weitermachen“, so der gelernte Kürschnermeister und studierte Textil- und Modemanager. „Seit 2000 erlebt der Pelz ein Comeback. Wir sagen immer ‚Statement durch Understatement‘, denn viele Münsteraner tragen Pelz – aber bevorzugt nach innen. Der Parka ist ein Paradebeispiel.“
Ein besonders spannender Fokus liegt beim Service von Mersmann Design auf individuellen Umarbeitungen. Kaum zu glauben, was man aus einem alten Pelz alles zaubern kann: Wendemäntel, Bikerjacken, Capes oder Tücher mit Fellrand, Westen, Innenfutter, Decken oder Bezüge für Hocker. Kreativität und Individualität sind kaum Grenzen gesetzt. „Wir lernen durch Kundenwünsche. Wenn uns eine Idee überzeugt, nehmen wir sie in die Kollektion auf “, verrät Tim Mersmann. Das passierte zum Beispiel mit einem alten Persianermantel, dessen Leder in der hauseigenen Werkstatt ausnappiert und zur Bikerjacke umgearbeitet wurde: „Das war total spannend, weil man einen unglaublichen Vorher-Nachher-Effekt hatte. Vom ursprünglichen Persianermantel war am Ende eigentlich nichts mehr zu erkennen“, erinnert sich der gebürtige Münsteraner.
Großen Wert legt das Traditionsunternehmen vor allem auf die Herkunft der verwendeten Materialien: „Leder und Lammfell stellen 62 Prozent unseres Sortiments dar und sind Nebenprodukte aus der Fleischgewinnung. 20 Prozent stammen aus der deutschen Jagd und Hege, wo kein Tier nur wegen seines Fells bejagt wird“, so Tim Mersmann. „Den geringsten Anteil mit 10 und 8 Prozent machen Felle aus der Farmhaltung und Schädlingsbekämpfung aus. Hier beziehen wir ausschließlich von zertifizierten europäischen oder nordamerikanischen Farmen, um einen respektvollen Umgang mit den natürlichen Ressourcen sicherzustellen."
Was man beim Betreten des Ladens sofort verspürt, ist die herzliche und familiäre Atmosphäre. Kein Wunder: Einige der angestellten Verkäufer, Kürschner und Schneider sind seit mehreren Jahrzehnten im Unternehmen tätig. „Viele der Angestellten kennen mich schon von Geburt an. Deswegen ist der Umgangston ziemlich locker. Das macht die Atmosphäre hier aus“, erzählt der junge Geschäftsführer.
Auch die professionelle Reinigung von Pelz und Leder sowie das Anpassen und Reparieren von Kleidungsstücken gehören für das eingespielte Team von Mersmann Design zum Rundum-sorglos-Paket, das sie ihren Kunden seit 70 Jahren bieten.