Bars & Nachtleben
Viele Freunde, eine Bar: Zwanzig20
Getreu dem Motto...
Kneipenliebe – wir dürften nicht die Einzigen sein, die nach dem Gastronomie-bescheidenen Jahr 2020 so richtig Lust aufs Ausgehen haben. Und apropos 2020 – Zwanzig20 heißt auch das Etablissement, das wir uns aus der Nähe angesehen haben. Dort, wo an der Hammer Straße ehemals die Goeben-Stuben angesiedelt waren, eröffneten Jonas und Benjamin Heeke, Jonathan Mache, Mani Ramezani und Kristof Lange (die wir alle als Lokalhelden der liba-Limonaden kennen) gemeinsam mit Amir Semsarilar und Melani Surla Ende 2016 ihre eigene Kneipe. Viele Freunde, eine Bar. Gutes Motto! Der Pachtvertrag lief zunächst bis 2020 – so entstand der Name. Der jetzt eigentlich ein Update bräuchte, denn seit diesem Sommer steht fest, dass es hier in derselben Besetzung, aber mit verfeinertem Konzept weitergeht. Auf „2025" (so lange läuft der neue Vertrag zunächst) beziehungsweise „Zwanzig 25“ möchte das Kneipen-Dreamteam die Location allerdings nicht umbenennen. Dafür hat das Zwanzig20 schon zu viele Fans, die sich an genau diesen Namen gerne gewöhnt haben.
Local Durch und durch
„Wir haben ja diesen Regional-Fetisch“, grinst Jonas Heeke, als er uns das nun noch weiter optimierte Konzept erläutert. Und diese Liebe zum Lokalen sorgte auch dafür, dass sich die Freunde für ihre Bar aktiv gegen die sonst übliche Bindung an eine Großbrauerei entschieden und stattdessen auf ganzer Linie lokale Brauereien, Brenner und Lieferanten bevorzugen. Im Detail sieht das dann so aus: Die Biere kommen von Pinkus, Das Dackel, Finne, Friedensreiter, Gruthaus, Läuterwerk, Potts und Kettelbräu. Alkoholfreies von liba (natürlich!), Salvus, lecker mate. Wein liefert Erkan Ular mit seinem Label Smellslikewinespirit an. Kaffee gibt’s von Herrn Hase, Spirituosen und Liköre von Mellifica Blends, Axel Brökers Sei lecker!, Gerbermann Korn, Sasse, J.B.G. Münsterländer Whiskey, Prütt Gin, Gin Luum, Schickermann, Finne Bierlikör, Pinkus Bierbrand, Beckschulte, Teutonia Gin, Maneskin Gin. Und sogar die Kneipensnacks (eine Speisekarte gibt es nicht) sind regional mit Pfefferbeißern von Philip Büning, Riegeln von Café Schoko, Eis von Flips und Knabberzeug von Tugga. Nicht zu vergessen: Die Freunde aus der Kawentsmann Möbelmanufaktur haben für Details des Mobiliars gesorgt und es gibt sogar Kneipenlektüre: Die jeweils aktuelle Ausgabe des MÜNSTER! Magazins wird hier nicht nur gelesen, sondern auch verkauft.
Abende im zwanzig20
Und was sind das für Gäste, die ein so regional ausgerichtetes Konzept schätzen und auch mit ein paar Cent mehr pro Glas oder Flasche honorieren? „Da ist alles dabei“, erzählt Florian Toll, genannt Flo, aus dem Thekenteam. Der gelernte Hotelfachmann hat im münsterschen Mövenpick seinen Beruf erlernt und ist am häufigsten von allen im Zwanzig20 anzutreffen. „Hier zählt das Menschliche, gute Arbeit wird anerkannt, hier weißt Du, für wen Du rennst, zapfst und spülst“, erzählt Florian und meint damit das Team seiner Arbeitgeber genauso wie die Gäste, als da wären Nachbarn aus dem Südviertel, Studies und etwa auch ältere Stammgäste wie Hermann, 74, der das Gespräch mit denen, die seine Enkel sein könnten, sehr schätzt, da es ihn „immer ein bisschen jünger macht“, wie er selbst mal geäußert hat.
Zu den schönsten Erlebnissen gehören laut Flo die Geburtstage und anderen Festanlässe, für die Gäste das ganze Lokal oder einen Teil davon buchen. „Erst sind die Gastgeber nervös und wissen nicht, was das wohl werden kann. Und wenn sie sich dann entspannen, weil es einfach rund läuft mit ihrer Party, dann werde auch ich von der Euphorie gepackt.“ Das Catering bei solchen Ereignissen kommt oft aus der gegenüberliegenden Luna Bar (von wo auch an normalen Tagen Speisen bestellt werden können) oder über Partyservices nach Gästewahl. „Hier geht alles, außer Konfetti und Glitzer“, grinst Florian. Letzteres ist beim Putzen danach einfach zu nervig.
Abseits von Partys und regelmäßigen Fußball-Übertragungen gibt es natürlich vor allem die ganz normalen Abende. Die Gäste lieben gerade auch diese. Sie stecken den Kopf durch die Tür, werden willkommen geheißen, tauchen ein. Genießen Regionales. Schalten ab. Sie spüren: Viele Freunde, eine Bar. Und dann gehören sie dazu.