Motivkissen sind angesagt – mit Sinn für Humor und das, was Kunden wollen, zeigen Eva (r.), Martin und Lea Jeggle. Motivkissen sind angesagt – mit Sinn für Humor und das, was Kunden wollen, zeigen Eva (r.), Martin und Lea Jeggle.
Foto: Michael Lemmerhirt

Interior & Möbel

Bettgeschichten

,,Mein Vater und seine Brüder mussten jeden Morgen 20 Teppichrollen zwei Etagen runterschleppen und auf die Straße bringen“, diese Geschichte musste sich Martin Jeggle, dritte Generation und Geschäftsführer der Jeggle – Das Bett GmbH ziemlich oft anhören. Denn der erste Laden seines Großvaters war in der Salzstraße. Und zwar an einem bedeutungsvollen Ort Münsters: über dem Café Grotemeyer, im Lortzingsaal.

MIT GROSSER WOHNAUSSTELLUNG

Seit 2001 ist das Fachgeschäft zwischen Innenstadt und Hiltrup im Gewerbegebiet, in der Robert-Bosch-Straße 2. Im ebenerdigen großen Verkaufs- und Ausstellungsraum können die Kunden stöbern, schauen, zur Probe liegen – Fachberatung inklusive. Die Jeggle-Welt besteht heute aus Schlafmöbeln, Betten, Wohnaccessoires und Geschenkartikeln. Drei Mal wurde das Fachgeschäft von der branchenführenden Zeitschrift „Haustex“ ausgezeichnet, 2008 als „Fachhändler des Jahres“, Anfang 2015 für das vorbildliche Fachmarktkonzept und 2018 für die gelungene Neupositionierung.

Familie Jeggle Foto: Familienarchiv Jeggle
Mutter Elisabeth Jeggle und die vier Brüder der zweiten Generation (v.r.): Günther, Josef jun., Klaus und Helmut.

EIN BLICK ZURÜCK

Geschäftsführer Martin Jeggle nutzt die Gelegenheit und blättert im Familienalbum. Der Name „Jeggle“ lässt es vermuten: Die Vorfahren kamen aus Schwaben, haben sich aber gut im Westfälischen eingebettet. Großvater und Gründer Josef Jeggle verließ Anfang des 20. Jahrhunderts seine Heimat Backnang, nicht weit von Stuttgart, und wurde in Münster leitender Angestellter im Textilgroßhandel. Es waren die wilden 1920er Jahre gefolgt von der Wirtschaftskrise, die vor Münster nicht stoppte. Schluss für den Textilgroßhändler, Josef Jeggle war von einem auf den anderen Tag arbeitslos. So beschloss er, der gelernte Polsterer, sein eigenes Geschäft zu eröffnen. Damals gaben die Münsteraner beim Polsterer ihre Bett-Matratze in Auftrag, „und die musste dann ein Leben lang halten“, erzählt der Enkel, Martin Jeggle. Außer den Matratzen ließ Josef von zwei, drei Angestellten Gardinen nähen. Das passierte alles in einer Werkstatt neben dem Wohnhaus in Gremmendorf, genauer: am Gremmendorfer Weg.

Frontansicht Teppichladen Jeggle Foto: Familienarchiv Jeggle
Prachtladen: So kaufte man in den 1950er Jahren bei Jeggle in der Salzstraße ein.

SPRUNG INS WIRTSCHAFTSWUNDER

Nach dem Krieg machte Josef Jeggle mit dem Geschäft weiter, vier seiner fünf Söhne stiegen mit ein. Das war die Zeit des Teppich-Schleppens, vom Lortzingsaal auf die Salzstraße zur Präsentation. „Wer Ware hatte, konnte verkaufen, so war das in den 1950er und 1960er Jahre“, sagt Martin Jeggle. So war in der Tageszeitung die Anzeige zu lesen: „Neue Ware kommt“, und die Kunden standen stundenlang Schlange und haben direkt vom LKW gekauft. „Ein Orientteppich war ein Statussymbol und kostete damals fünf- bis zehntausend D-Mark“, sagt Martin Jeggle. Sein ältester Onkel Helmut war der Einkäufer. Er ist schon in den 1950er Jahren in den Iran geflogen, um in den Basaren persische handgeknüpfte Teppiche einzukaufen. Das Wirtschaftswunder kurbelte das Geschäft an.

In den 1950er und 1960er Jahren weiteten Jeggles ihr Sortiment aus, zu den Teppichen kamen Gardinen und Bettwäsche. 1968 folgte der Umzug auf der Salzstraße zur Ecke Klosterstraße. Zehn Jahre später wurden schon wieder die Umzugskartons gepackt und Jeggle zog auf die Ludgeristraße in das ehemalige KEPA-Haus. Über drei Etagen war Platz für die Ware. Seit 1986 ist Jeggle ein „Vollsortiment-Bettenfachgeschäft“. 2001 stand der Umzug in die Robert-Bosch-Straße an – die Kunden folgten und konnten vor der Tür den Einkauf ins Auto packen. Nur vom Thema Teppich verabschiedete sich die Familie.

COCOONING UND SCHLAF-COACHING

Die Geschichte des Familienunternehmens wird fortgesetzt. Martin und Eva-Maria Jeggle stehen jeden Tag im Geschäft, unterstützt von 15 Mitarbeitern – und von Tochter Lea Jeggle. Die vierte Generation! Die junge Frau kümmert sich mit Herzblut um den Einkauf, „und um alles, was ansteht, bis hin zur Buchhaltung“, sagt sie und macht derzeit eine Ausbildung zum Schlafcoach. Denn der Name Jeggle steht für alles um den guten und gesunden Schlaf. Aktuell spüren Jeggles, dass viele Münsteraner ihren Urlaub nach Hause verlegen und sich ihr Zuhause schön machen. „Cocooning“ ist das Zauberwort. Orientteppiche sind dafür nicht mehr angesagt. Aber Boxspring- und Polsterbetten, jede Seite individuell auf ihren Schläfer angepasst. Das Schlafzimmer ist die neue Wellnessoase.

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