Gemälde Die Beschwörung des Frieden von Münster 1648 von Gerard ter Borch Gemälde Die Beschwörung des Frieden von Münster 1648 von Gerard ter Borch
Foto: Wikipedia

Geschichte

frieden hat viele gesichter

erschienen im MÜNSTER! Magazin No. 120 (Januar 2023)

Münsters Friedenshistorie

Die Jahre vor 1648 waren für Bevölkerung Münsters eine gewaltige Herausforderung. Nicht nur verhandelten die europäischen Mächte unter denkbar schlechten Bedingungen – ohne Waffenstillstand und mit ununterbrochenen Kriegshandlungen – fünf Jahre über die Beendigung des Dreißigjährigen Krieges. Zeitgleich wurden auch die Verhandlungen des Achtzigjährigen Krieges der Niederlande in Münster ausgetragen, was mit einer großen Zahl an Friedensgesandten aus ganz Europa einherging, die untergebracht und versorgt werden mussten. Allen Hürden zum Trotz kam es 1648 zum offiziellen Friedensschluss, der Münster als Stadt des Westfälischen Friedens bis heute untrennbar mit dem Ereignis verbindet.

Gemälde von Gerard der Borch Foto: Stadtmuseum Münster
„Einzug des Gesandten Adriaen Pauw in Münster“ von Gerard ter Borch

FRIEDENSSYMBOLE IM STADTBILD

Wer aufmerksam durch Münster geht, dem fällt die Taube als Symbol des Friedens an zahlreichen Orten im Stadtbild auf. So auch im Treppenaufgang zwischen Stadtweinhaus und Bürgerhalle, wo ein taubenförmiges Mosaik die Gemäuer ziert. Das Kunstwerk erinnert einmal mehr daran, wie sehr Münster und insbesondere das Rathaus mit seinem Friedenssaal historisch mit dem Thema verknüpft sind. Als Friedensverhandlungsorte wurden Münster und Osnabrück damals übrigens deshalb ausgewählt, weil sie einerseits jeweils im Einflussgebiet einer der Konfliktparteien des Krieges lagen. Gleichzeitig war durch die Nähe der Städte ein schneller Informationsaustausch gewährleistet – hier erfahren Sie mehr zur Friedensroute, auf der heute Fahrradfahrer den Spuren des Friedens folgen können!

Friedenstaube aus Mosaik Foto: Münster Marketing
Zwischen Stadtweinhaus und Bürgerhalle begegnet Besuchern eine Friedenstaube aus Mosaik.

Inspiriert vom Friedenssaal

Zwischen dem Historischen Rathaus, dem Stadtweinhaus und dem Stadthaus 1 liegt der Platz des Westfälischen Friedens. Hier steht die Skulptur „Toleranz durch Dialog“, die Eduardo Chillida zum 1200. Stadtjubiläum 1993 erschuf. Das Kunstwerk zeigt eine Dialogsituation aus zwei gegenüberliegenden Bänken, wie Chillida sie sich zwischen den Gesandten während der Friedensverhandlungen vorstellte. Inspiriert hatte ihn dazu der Friedenssaal, den er 1987 bei einem Besuch im Rahmen der Skulptur Projekte kennengelernt hatte. Um für das Kunstwerk eine würdige Umgebung zu schaffen, wurde der Rathausinnenhof extra vier Stufen tiefer gelegt.

Skulptur Toleranz durch Dialog Foto: Roman Mensing
„Die Bänke sind nicht dafür bestimmt, Körper aufzunehmen, sondern Ideen", so der Künstler Eduardo Chillida.

AUSGEZEICHNET FÜR DEN FRIEDEN

Seit 1998 verleiht die Wirtschaftliche Gesellschaft für Westfalen und Lippe e.V. alle zwei Jahre den Preis des Westfälischen Friedens. Ausgezeichnet werden Persönlichkeiten oder Repräsentanten von Staaten und Gruppen, die durch ihr Engagement langfristig friedenstiftend und integrativ wirken und sich für den Frieden in Europa und der Welt verdient gemacht haben. 2012 durfte der damals 93-jährige Helmut Schmidt als „einer der Architekten des friedlichen Europas“ – so die Worte des Vorsitzenden der Wirtschaftlichen Gesellschaft Dr. Reinhard Zinkann – den Preis entgegennehmen. Für seine Rede bei der Verleihung erntete Helmut Schmidt damals im Rathaus Standing Ovations, bevor er vom Balkon der jubelnden Menge zuwinkte.

Helmut Schmidt auf dem Balkon des Rathauses Münster Foto: Juliane Unkelbach
Helmut Schmidt nahm 2012 den Preis des Westfälischen Friedens entgegen.

FRIEDLICHE BEGEGNUNGEN BEIM KUNST-FESTIVAL

Zum Ort der Begegnung wurde der Platz des Westfälischen Friedens schon viele Male im Spätsommer, wenn er als einer von vielen Austragungsorten des beliebten Schauraum-Festivals genutzt wurde. Nicht nur in Museen und Galerien, sondern auch an öffentlichen Orten unter freiem Himmel kommen Münsteraner und Stadtbesucher dann zusammen, um friedlich miteinander Kunst und Kultur zu feiern.

Platz des Westfälischen Friedens Münster Foto: Presseamt Münster
Bunt beleuchtet und friedlich: Anlässlich des Schauraum-Festivals verwandelte der Platz des Westfälischen Friedens sich in eine Kunststätte unter freiem Himmel.

FRIEDENSDENKMAL MIT SUBSTANZ

Auch auf der Straße begegnet einem in Münster der Frieden: Im Jubiläumsjahr 1998 wurden 21 Kanaldeckel an Orten mit Bezug zum Westfälischen Frieden eingesetzt. Anders als andere Denkmäler fügen sich die Kanaldeckel unaufdringlich ins Stadtbild und benötigen keine besondere Pflege – vielmehr sind sie ein Nutzgegenstand, den Fahrradfahrer, Autos und Fußgänger ohne schlechtes Gewissen überqueren dürfen. Einen Einfluss auf die Lebensdauer der Deckel von etwa 100 Jahren hat das nicht, sodass sie auch zukünftige Generationen noch an das Friedensjahr erinnern werden. 20 der Exemplare bestehen übrigens aus schlichtem Grauguss, nur der 21. Deckel – der mit dem prominentesten Platz auf dem Prinzipalmarkt – wurde in Bronze gegossen.

Gullydeckel auf dem Prinzipalmarkt Münster Foto: Marieke Hartrampf
Nutzgegenstände mit Symbolik: Die Gullydeckel mit Taube und Inschrift wurden zum Jubiläumsjahr 1998 eingesetzt.

Friedensbotschafter von Jung bis Alt

Auch 2008 holte die Preisverleihung des Westfälischen Friedens politische Prominenz nach Münster: Der ehemalige UNO-Generalsekretär Kofi Annan aus Ghana erhielt die Auszeichnung, die mit 100.000 Euro übrigens der höchstdotierte deutsche Friedenspreis ist. Den Jugendpreis nahm in dem Jahr Johanna Heereman für das Libanon Projekt der Gemeinschaft junger Malteser entgegen. Auf dem Prinzipalmarkt versammelten sich tausende Münsteraner, um die Preisträger zu feiern.

Kofi Annan und Johanna Heereman mit Friedenspreis Foto: Angelika Klauser
Die Verleihung des Friedenspreises brachte schon mehrfach internationale Gäste auf den Prinzipalmarkt.

 

 

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