Asche Gasse Asche Gasse
Foto: Peter Leßmann

Geschichte

Vom Ackerland zur Eisenbahnstraße

Zuerst erschienen im MÜNSTER! Magazin #109 (Januar 2022).

Die Gasse 

Knapp 60 Meter lang breitet sich die Gasse namens „Asche“ aus. Die Einbahnstraße verläuft zwischen zwei architektonisch aus dem Rahmen fallenden Gebäuden: der Stadtbücherei am Alten Steinweg, die 1991–1993 nach Plänen des Architekturbüros Bolles-Wilson und Partner gebaut wurde, und dem Kiffe-Pavillon im sachlich-modernen Architekturstil der Nachkriegszeit (siehe rechts, Besonderheit). Die Asche verbindet die Mauritzstraße mit dem Alten Steinweg.

Die Geschichte 

Es ist ein Glücksfall: Dieser Teil der Stadt konnte „im Sommer 2009 nahezu vollständig erforscht werden“, schreibt die Stadt Münster auf ihren Internetseiten der Städtischen Denkmalbehörde. Archäologischen Ausgrabungen von 2009 und aus den Jahren 1988 bis 1990 zufolge wurden die Grundstücke der heutigen „Asche“ bereits im Früh- oder Hochmittelalter genutzt. Es war ein größeres Garten- oder Ackerland, das möglicherweise zu einer Hofstelle auf den Parzellen 18–21 gehörte. Dieser Hof soll schon in der ersten Hälfte des neunten Jahrhunderts bewirtschaftet gewesen sein. Aus den folgenden Jahrhunderten fanden die Archäologen viele Spuren. So die Reste eines Kellers aus dem 11./12. Jahrhundert, „ … dessen Fußboden mit Bruchsteinplatten ausgelegt war. Spatenspuren tief unten im Sand zeugen von gärtnerischen Tätigkeiten, vielleicht vom Anbau von Gemüse. Die Spuren eines Grubenhauses und der Fund eines Spinnwirtels aus Blei lassen auf die hauseigene Herstellung von Textilien schließen.“ So schreibt die Städtische Denkmalbehörde. Schriftliche Quellen überliefern, dass seitdem diverse Häuser oder gar Stadthöfe verschiedener Familien dort standen. Die Parzellen wurden mal geteilt, mal zusammengelegt. Namensgebend (siehe „Der Name“) sticht ab dem 15. Jahrhundert der Buckshof hervor, auch Heimsburger Hof genannt, nach der Erbmännerfamilie Buck zu Heimsburg. Erbmänner wurde zu jener Zeit der Stadtadel genannt. Familie Buck soll dort länger als 600 Jahre ansässig gewesen sein. Der Straßenverlauf der Asche veränderte sich allerdings später. Die Gassen wandelten sich, bis zum Zweiten Weltkrieg lag die Asche etwas nördlich der heutigen Stadtbücherei. Durch die Kriegszerstörung und freiwerdende Grundstücke sowie die Verbreiterung der Mauritzstraße fand die Asche als Verbindungsstraße ihren neuen Verlauf auf der ehemaligen Parzelle Nummer 14.

TK Maxx, Asche Foto: Peter Leßmann
Fahrräder nehmen in der Asche viel Raum ein.

Der Name 

Wegen der Lage am Buckshof war lange Zeit der Name „Bucks-Stiege“ zu finden. Die Gassen wurden ja häufig nach den Anwohnern benannt. Gegenüber der Einmündung zur Bucks-Stiege gab es ein Grundstück mit einem Haus, das seit etwa 1370 „in der Assche“, „die Asche“ oder „de Aske“ hieß. Irgendwann wurde der Weg von den Anwohnern als „Asche“ umbenannt. Tatsächlich haben sich Straßennamen anfangs nur im Volksmund eingebürgert. Selbst im ersten Stadtplan Münsters aus dem Jahr 1636 hat Everhardt Alerdinck solche gewachsene Straßennamen genutzt. Erst zu Beginn der preußischen Zeit ab 1815 wurde das Urkataster gemessen und in einem ersten exakten Stadtplan mit Straßennamen festgehalten. In dieser Zeit verschob der Geometer Joseph F. Sindern (1777–1822) „die Wegbezeichnung des Straßenabschnitts ‚In der Asche‘ etwas nach Süden und trug den Namen ‚Asche‘ für die ehem. Bucks- oder Compagnienstegge in seine Katasterkarte 1810 ein.“ Was in den darauffolgenden Stadtplänen übernommen wurde, so steht es im heutigen Kataster der Straßennamen geschrieben. Woher die Bezeichnung „Asche“ kommt, hat mehrere Deutungen, sicher ist keine. Abgeleitet vom Niederdeutschen stünde „Assche“ für Asche, als Rest von Verbranntem. Oft genug hat es in mittelalterlichen Städten gebrannt. Oder „Ask“, übersetzt als Schachtel, Schüssel, Dose, Schale. Dr. Karl-Heinz Kirchhoff wird aus den Westfälischen Nachrichten vom 29.8.1989 zitiert: Möglich, dass das Haus mit dem Namen „Ask“ wegen seiner „Schachtelform“ oder wegen des Grundrisses so hieße. In Münster habe es an mehreren Stellen Häusern mit dem Namen „In der Asche“ gegeben.

Die Verbindung heute 

Mit der Leeze radelt man über das moderne Kopfsteinpflaster, um in die Stadtmitte oder zum Prinzipalmarkt zu gelangen. Autos sind auf dem Weg ins Parkhaus am Alten Steinweg – oder parken in der Einbahnstraße selbst. Fußgänger gehen von der Asche durch die Julius-Voos-Gasse zur Salzstraße zum Shoppen.

Foto: Peter Leßmann
Ein charakteristischer Blick auf Münster, mit dem Nebeneinander von Heute und Gestern im Stadtbild.

Die Besonderheit 

Der Hingucker in der Straße ist der sogenannte Kiffe-Pavillon. Hans Walter Rüschenschmidt war der Architekt, der von 1953–55 das rechteckige Gebäude mit den runden Kanten, dem geschwungenen Dach aus Spannbeton und der Rundum-Verglasung entworfen und gebaut hat. Es war die Opel-Vertretung Kiffe, die so auf 1.000 Quadratmetern ihre Automobile ab 1956 mitten in der Stadt präsentierte. Sogar eine kleine Werkstatt war dabei. Die sachlich-moderne Architektur soll sogar außerhalb Deutschlands für Aufsehen gesorgt haben. Nur war Ende der 1980er Jahre die Innenstadt kein guter Standort mehr für ein Autohaus. Nach Zwischennutzungen und einer Sanierung in den Jahren 2009/2010 hat seit Sommer 2010 eine Filiale des TK Maxx eröffnet. Der Mieter ist ein US-amerikanisches Unternehmen und bietet als „Off Price Store“ Markenartikel zu ungewöhnlich günstigen Preisen an.

Geschäfte/Anlieger 

Die Besucher der Stadtbücherei müssen noch ein wenig weiter zum Haupteingang Richtung Kirchherrngasse gehen. Der Kiffe-Pavillon hat genau wie die Bücherei die Adresse „Alter Steinweg“.

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