Mit dem Fahrrad
Dem Wasser nah
Die Stever floss lange im Schatten der Ems und der Werse durchs Münsterland. Jetzt hat das kleine Flüsschen, das in den Baumbergen entspringt, seine eigene „Themen-Radtour“: Die SteverLandRoute. Seit Jahren im Steverland-Fieber ist Catharina Kähler – die Diplom- Landschaftsökologin war in den letzten Jahren die Ansprechpartnerin Nummer eins des Projektes zur Stever-LandRoute. „Wasser ist das Hauptthema dabei. Aber auch die Geschichte der Stever und die Geschichten von Land und Leuten“, erklärt sie. Die etwa 70 km lange SteverLandRoute wurde im Rahmen der Initiative Regionale 2016 realisiert. Der Radweg ist Teil des Programms WasserWege STEVER und verbindet wortwörtlich die verschiedenen Gemeinden, Städte und Bauernschaften, die in den Auen und am Ufer der Stever liegen: darunter Nottuln, Senden, Nordkirchen, Lüdinghausen, Olfen und Haltern.
FÜR GROSSE UND KLEINE RADLER
Die Stever fließt etwa 58 Kilometer lang von ihrer Quelle in den Baumbergen bis zur Mündung in die Lippe bei Haltern am See. Die Radtour folgt zwar nicht direkt ihrem Lauf, kreuzt sie aber auf etwa 70 Kilometern immer wieder, führt durch die Orte und durch die Münsterländische Parklandschaft. Vier Etappen sind es insgesamt, mit 14 Stationen inklusive Infotafeln für Groß und Klein. Catharina Kähler hat mit ihrer Kollegin Sandra Dirks, dem Nottulner Gymnasium und der Mitwirkung vieler weiterer Münsterländer Schüler für die Tour ein Begleitbuch mit ausführlichem Kartenwerk entworfen. Der Mann für die Gestaltung war Lars Baus, ein Illustrator aus Münster, der sich zudem das Maskottchen Hansi ausdachte – einen feschen Radrennfahrer mit Käppi in durchtrainierter Zeichentrick-Manier. An der detailverliebten Ausarbeitung des Drumherums für die Route merkt man schon: Die Tour wendet sich besonders an Familien. Die faltbare Entdeckerkarte motiviert auch kurze Beine, die lange Strecke zu radeln und an den Stationen Fragen zu beantworten. Alles nach dem Motto „Entdecke die Stever und das Steverland“.
DIE ERÖFFNUNG FIEL AUS
2020 wurde die Tour fertig – aufgrund der Corona-Pandemie ist eine feierliche Eröffnung ins Wasser gefallen. „Wegen Corona hatten wir während des Sommers auch Lieferschwierigkeiten für das Plexiglas der Stationen“, meint Catharina Kähler – aber inzwischen ist alles fertig.
AN DER QUELLE
„Die Stever hat ihre Quelle in den Baumbergen bei Uphoven in Nottuln“, erzählt Catharina Kähler. „Und genau in der Bauernschaft hat man die ältesten Siedlungsspuren des Münsterlandes gefunden.“ Nicht nur des Münsterlandes: „Die Quelle und das Wasser der Stever waren sicher der Grund für die Menschen, sich dort niederzulassen. An der Quelle friert das Wasser nicht ein, man hat immer frisches Wasser zur Verfügung“, erklärt Catharina Kähler.
EIN FLÜSSCHEN – ENTWICKLUNGSHELFER DER REGION
Eng verbunden war die Stever mit der Geschichte des Münsterlandes: „Man vermutet, dass die Stever auch zum Transport des Baumberger Sandsteins genutzt wurde“, erzählt Catharina Kähler. Es ist vorstellbar, dass die Sandsteinblöcke der Stever entlang und dann in die Lippe geleitet wurden. Über den Rhein ging es dann in die Nordsee und zum Beispiel weiter nach Schweden – was man übrigens im Sandsteinmuseum Havixbeck alles erfährt. Nicht nur in die Ferne wurde transportiert. Für die Bauern war die Stever der schnellste Transportweg für Getreide, um dieses in den zahlreichen Mühlen mahlen zu lassen. „Mit dem Radtourprojekt wollen wir auch das Wasser-Bewusstsein in der Bevölkerung stärken“, wünscht sich Catharina Kähler.
WASSER – FÜR DIE BURGGRÄBEN
Grund genug, eine Teilstrecke genauer vorzustellen. Da bietet sich die zweite Etappe von Senden nach Lüdinghausen an, weil hier die Stever eng mit den ureigensten Schätzen des Münsterlands verbunden ist: mit den Wasserburgen und Schlössern. Die Gräften von vier Burgen und eigene Grabensysteme umfließen das abgezapfte Wasser der Stever: Schloss Senden, Burg Kakesbeck, Burg Lüdinghausen und Burg Vischering. Und in Lüdinghausen angekommen, übertrifft sich die Stever noch, denn durch die Stadt ziehen sich gleich drei Arme: Die Vischering-Stever, die Mühlen-Stever und die Ostenstever. Ständig überqueren Brücken das Wasser. Deshalb sagt man zu Lüdinghausen auch „Klein-Venedig.“ Das gibt der Stever einen geradezu mediterranen Glanz!