Foto: Ulrike Meywald

Menschen

Inspirationsquelle Natur

erschienen im Münster! Magazin No. 126 (Juli/August)

Die Farbe der Haustür war das erste, was schon mehrere Kunden übernommen haben. „Viele finden diesen Grau-Grün-Ton so ansprechend, dass sie mich ganz vorsichtig gefragt haben, ob sie ihre Tür genauso umgestalten können“, lacht Nadia. Für sie ist das kein Problem, im Gegenteil, sie kann aus den Erfahrungen bei ihrem eigenen Hausumbau berichten und so besser beraten. „Die geschlämmte Klinkerfassade habe ich auch schon bei einem weiteren Projekt umgesetzt“, erzählt sie. Im Gegensatz zu einem Putz ist bei einer Schlämme die Klinkerstruktur noch sichtbar. Gestrichen wurde danach nicht, denn der Naturfarbton des Kalks, aus dem die Schlämme besteht, passte gut. „Ich mag es, dass sich die Farbe je nach Wetter verändert.“ Bei Regen wird sie dunkler und erdiger, bei Sonnenschein heller. „Offenporige Materialien favorisiere ich ganz allgemein, denn Dinge, die mit der Zeit eine Patina erhalten, finde ich spannender als solche, die immer gleich aussehen.“

Foto: Ulrike Meywald
Foto: Ulrike Meywald

NACKT BIS AUF DEN BETON

Im Inneren des Hauses macht sich diese Haltung durch die Verwendung verschiedener Hölzer bemerkbar. „Die Türen wollte ich ursprünglich streichen, daher haben wir unbehandelte Kiefernholztüren gewählt. Inzwischen gefallen sie uns aber in dem Rohzustand so gut, dass sie so bleiben dürfen.“ Bevor sie mit den Innenräumen beginnen konnten, hatten Nadia und Patrick das Haus vollständig entkernt. „Hier standen nur noch die Wände und der nackte Betonboden“, erzählt Patrick. Sogar der Estrich wurde entfernt. Stattdessen ließen sie Seekiefermassivholzdielen auf einer Holzunterkonstruktion verlegen, in die Zellulosedämmung eingebracht wurde. Wenn man darüber läuft, schwingt der Boden ein wenig mit – beim Wohnen mit kleinen Kindern, die immer mal wieder stürzen, ist das vorausschauend.

„Dinge, die mit der Zeit eine Patina erhalten, finde ich spannender als solche, die immer gleich aussehen.“

RUNDFAHRT

Durchbrüche, zwischen Küche und Wohnzimmer und von dort aus zum Flur, sorgen für spannende Blickbezüge. Die größte Überraschung erleben Besucher jedoch beim Betreten des 1,5-stöckigen Hauses, denn der Flur bietet eine Großzügigkeit, die man dem Haus von außen nicht ansieht. Der zuvor dunkle, kalte Steinboden wurde gegen holländischen Riemchenklinker, im Fischgrät auf dem Boden verlegt, getauscht. Statt eines Stahlgeländers führt eine weiß verputzte, geschlossene Seitenwange entlang der massiven Kiefernholztreppe nach oben. Geradeaus blickt man durch das Wohn- und Esszimmer bis in den Garten. Für die Kinder besonders schön: Aufgrund der Durchbrüche ist ein Rundlauf – oder auch eine Rundfahrt – entstanden. Mit verschiedenen Fahrzeugen fahren sie gern vom Flur durch die Küche und das Wohnzimmer im Kreis, etwa während ihre Eltern das Essen zubereiten. In der Küche zeigt sich, wie gekonnt Nadia verschiedene Hölzer mischt: Zu den Seekieferholzdielen kombinierte sie Schränke aus Eiche, während die Barhocker vor der Theke aus Nussbaum bestehen. „Wenn sich die Farbtöne der Hölzer genügend unterscheiden, ist das für einen Raum sehr belebend.“

Foto: Ulrike Meywald
Foto: Ulrike Meywald

NATURNAHES WOHNEN

Schaut man sich die Fenster genauer an, meint man, im Urlaub zu sein. Wie in Dänemark und anderen nordischen Ländern üblich, öffnen sie sich nach außen. „Das ist besonders praktisch, wenn man gern die Fensterbänke dekoriert, denn man kann alles stehen lassen“, erläutert Nadia. Auch Fliegen werden hier viel leichter wieder in die Freiheit entlassen. Naturnahes Wohnen war das oberste Ziel des Paares. Das zeigt sich neben den verwendeten Materialien vor allem im Garten. Die Terrasse besteht aus Eichendielen. „Wir wollten kein Tropenholz und heimische Lärche war zu dem Zeitpunkt auch schwer zu bekommen.“ Die Eichenbretter stammen von einem Bauernhof aus dem Münsterland, auf dem die Stämme lange Zeit gelagert waren. „Um so wenig Verschnitt wie möglich zu haben, wählten wir verschiedene, fallende Breiten.“ Rund um diese großzügige Holzterrasse sprießt der Wildwuchs mit heimischen Pflanzen. Zwei Mal im Jahr wird mit der Sense gemäht. „Da, wo wir oft entlanglaufen, wachsen die Pflanzen aber sowieso nicht so hoch.“ So bleiben Laufwege, unter anderem zu einer Feuerstelle im hinteren Gartenteil.

Foto: Ulrike Meywald
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„Um so wenig Verschnitt wie möglich zu haben, wählten wir bei den Eichendielen verschiedene, fallende Breiten.“

BAUCHENTSCHEIDUNG

Telgte kannten sie gar nicht, als Nadia und Patrick aus Bamberg ins Münsterland zogen. Zunächst in einer Mietwohnung, dann im eigenen Haus lernten sie die Stadt erst kennen, dann lieben – und haben ihren Umzug nie bereut. „So schnell, wie für dieses Haus, haben wir uns nie zuvor entscheiden müssen. Sogar bei der Auswahl unserer Kaffeemaschine haben wir uns mehr Zeit gelassen“, berichtet Patrick. Ihre Wahl haben sie seitdem aber nie bereut, übrigens auch nicht die ihrer Kaffeemaschine.

Instagram: @ng_raumgestaltung

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